Losung: Gott sprach zu Abraham: Du aber,
halte meinen Bund, du und deine Nachkommen, von Generation zu Generation. 1.Mose
17,9
Lehrtext: Gott hat
uns auch tüchtig gemacht zu Dienern des neuen Bundes. 2. Korinther 3,6
Liebe Leserin, lieber Leser,
was ist für dein Überleben wichtig? Was brauchst du unbedingt? Kannst du
darauf spontan antworten?
Die
Menschen zur Zeit des Alten Testamentes (= des Alten Bundes) wussten das sofort.
Sie brauchten zum Überleben Land und Nachkommen. In der Geschichte, aus der die heutige Losung kommt, verspricht Gott ihnen beides. Doch er verlangt auch eine
Gegenleistung:
Als Abraham 99 Jahre alt war, erschien ihm
der HERR und sagte zu ihm: »Ich bin der allmächtige Gott. Geh deinen Weg mit
mir und lebe so, wie es in meinen Augen recht ist. Ich will zu meinem Bund
mit dir stehen und dir unzählbar viele Nachkommen schenken.« . (1.
Mose 17,1-11)
Die Vorhaut als Tauschobjekt
„Ich
gebe dir, damit du auch gibst“ – auf diesem uralten Grundsatz gründet der alte
Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat. So sagt es ‚das Gesetz des Alten
Testamentes‘ (= hebräische Bibel). Zugespitzt heißt das: Land und Nachkommen
gegen die Vorhaut der männlichen Kinder als Zeichen der Bundestreue.
Die
Juden halten sich noch heute daran und die Muslime machen es ihnen nach, weil
auch für sie Abraham der Stammvater ist. Christen tun das nicht, obwohl er auch
ihr Stammvater ist. Für uns gilt, was
Paulus im Lehrtext schreibt:
Der Buchstabe tötet, der Geist schenkt Leben
Nur
durch Gott können wir die rettende Botschaft (= Evangelium) verkünden, den
neuen Bund, den Gott mit uns Menschen geschlossen hat. Dieser Bund ist nicht
mehr vom geschriebenen Gesetz bestimmt, sondern von Gottes Geist. Denn der
Buchstabe des Gesetzes (=
für Paulus die hebräische Bibel) tötet, Gottes Geist
aber schenkt Leben.
Darauf kommt es für Christen entscheidend
an, auf Gottes Geist, und nicht auf Buchstaben und Wortlaut der Bibel. Doch
sein Geist begegnet uns nirgends sonst als in seinem Wort. Daran versuche ich mich
mit meinen Losungsauslegungen zu orientieren. Und so frage ich mich immer
wieder: ‚Wo weht Gottes Geist? Wo ist sein Geist der Liebe und Barmherzigkeit, wo
also ist diese rettende Botschaft zu spüren, die in Jesus Christus zu uns kommt?‘
Abschied von
traditionellem Bibelverständnis
Um darauf eine Antwort zu finden, musste
ich mich von der uralten Methode verabschieden, mit der bis heute in den
Kirchen die Bibel gelesen wird. Man glaubt, Gottes Geist dingfest machen zu
können, wenn man jeden Bibelvers auf das Genaueste untersucht und mit
wissenschaftlichen Methoden herausfindet, was sein ursprünglicher Sinn ist. Doch
mit Verlaub, das ist heimliche Magie. Gott versteckt sich doch nicht in den
Buchstaben, Wörtern und in der Grammatik der biblischen Ursprungssprachen
Hebräisch und Altgriechisch. Sein Geist ist davon unabhängig.
Er begegnet dir auch, wenn du diese
Sprachen nicht kannst und die Bibel auf Deutsch liest. Doch sein Geist ist
gebunden an das eine „Wort“, durch
das er sich offenbart und zu uns spricht, an Jesus Christus. Nur was mit ihm
kompatibel, was mit ihm vereinbar ist, mit seinen Worten und Taten, mit seinem
Leiden, Sterben und Auferstehen, atmet Gottes Geist. Dazu gehört auch die Nächstenliebe,
die ein Atheist, oder Jude oder Muslim einem anderen Menschen erweist. Dazu gehört vor allem die Feindesliebe.
Spielen ja. Verpflichten
nein.
Darum ist jede Verdinglichung von Gottes
Geist in Form von Vorschriften, Gesetzen, Riten, Ritualen, Gottesdienstordnungen,
Dogmen, Bekenntnissen, Gewändern, Titeln, Ämtern, Rangabzeichen (Bischofskreuze), Institutionen,
Traditionen und alle Wortklauberei nur religiöse Magie, aber nicht die rettende Botschaft. Wer
an solchen Dingen Freude hat, soll damit spielen. Aber er darf andere nicht
dazu verpflichten.
Was ist für dein Überleben wichtig? Was
brauchst du unbedingt? Für mich ist das Gottes Geist, durch den alles
geschaffen ist, was ist, durch den auch ich lebe.
Gebet:
Herr, dein Geist ist frei und weht wo er will
und nicht wo wir Menschen wollen. Du hast dich aus Gnade zu uns an deinen Sohn
Jesus Christus gebunden, damit wir dich in ihm erkennen und dir durch ihn
vertrauen. Durch ihn hast du dich auch an uns Menschen gebunden, weil du für immer unser Gott sein willst. Bleibe
bei mir, bleibe bei uns allen mit deinem lebensspendenden und rettenden Geist, mit
dem Geist der Liebe und Barmherzigkeit, des Friedens und der Versöhnung. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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Mit dem, was Sie heimliche Magie nennen, habe ich viel weniger Probleme als mit der offenen Magie, dem Wunderglauben, der für viele, wenn nicht die meisten Christen, anscheinend unabdingbar zum Glauben gehört. Hin und wieder frage ich mich dann schon, ob ich im falschen Film bin.
AntwortenLöschenAn Wunder, die Naturgesetzen klar widersprechen, kann ich beim besten Willen nicht glauben. Ich versuche, meinen christlichen Weg ohne solchen Wunderglauben zu gehen, bekomme aber immer wieder, wenn ich das klar erkläre, von anderen Christen den Glauben abgesprochen.
Als Protestant habe ich es einfacher. Da muss ich mich nur mit den Wundern, die in der Bibel erzählt werden, auseinandersetzen. Meine katholischen Brüder und Schwestern müssen auch noch die Wunder von vielen tausend Seligen und Heiligen glauben. Dazu sind sie nach den Dogmen ihre Kirche verpflichtet.
AntwortenLöschenDoch wozu nützt der Wunderglaube? Für mich sind Wundererzählungen bestenfalls Zeichen, die von sich weg auf den weisen, um den es geht um Gott und seine Bedeutung für uns Menschen:
Wenn erzählt wird, dass Mose das Rote Meer geteilt habe, damit die Israeliten trockenen Fußes hindurch gehen konnten, dann heißt das nicht mehr aber auch nicht weniger, als dass Gott in ausweglosen Situationen Türen zu öffnen vermag, die man zuvor nicht gesehen hat. Und das hat wohl jeder schon mal erlebt.
Wenn Jesus auf der Hochzeit zu Kana nahezu 750 Liter Wasser in Wein verwandelt, dann ist er kein Zauberer, sondern dann sagt diese Wundererzählung nicht mehr und nicht weniger, als dass wir einen überaus großzügigen und menschenfreundlichen Gott haben, der uns in Jesus begegnet und will, dass wir uns unseres Lebens freuen können..
Wenn Jesus den Jüngern bei Nacht und Nebel auf dem See Genezareth erscheint und Petrus ihm über das Wasser entgegen läuft, dann heißt das nicht mehr und nicht weniger, als dass ich in schwierigen Situationen auf meinen Herrn schauen soll und nicht auf die Dinge, die mir Angst machen (Wind und Wellen).
Wenn der Verstorbene Lazarus schon stinkt als Jesus ihn aus seinem Grab herausruft, dann heißt das nicht mehr und nicht weniger, dass wir einen Gott haben, dessen Macht nicht vor dem Tod endet, sondern ihn überwindet.
Wenn in den Evangelien erzählt wird, dass Jesus Aussätzige, psychisch Kranke, Gelähmte und Blinde heilt und Sünden vergibt, dann heißt das nicht mehr und nicht weniger für mich, dass sich Gott der Kranken und Sünder erbarmt und sie nicht ihrem schlimmen Schicksal überlässt. Dass er das Gute will und nicht das Böse, das Heil und nicht das Unheil, die Rettung und nicht das Verderben. Nein, es wurden damals nicht und werden heute nicht alle Kranken gesund. Warum das so ist, weiß ich nicht. Aber wohl jeder Mensch, der schon mal krank war, ob leicht oder schwer, ist auch mehrfach wieder gesund geworden, wenn auch nicht immer. Und jedem wird seine Sünde vergeben,
Meiner Meinung nach geht es bei den Wundern immer um Grundsätzliches, Allgemeines und weniger um das Besondere oder die Einzelheiten, die sie erzählen. Wunder sind für mich Bildergeschichten, die erzählen, wer, was und wie Gott für uns Menschen ist ohne dass dazu langatmige, theologische Erörterungen und dogmatische Argumentationen nötig wären.
Ganz und gar nicht berichten Wunder aber von historischen, medizinischen oder biologischen (Jungfrauengeburt) Ereignissen. Sie erzählen aber vom großen Heilwerden von Mensch und Welt und weisen damit in Gottes Zukunft, die allerdings in die Gegenwart hineinragt, da den Glauben der Menschen bestimmt und so auch in ihrem Leben wirksam ist.
Dass Wunder, so wie sie erzählt werden, ein tatsächliches Geschehen in der Geschichte berichten, dieses Missverständnis und diese Irreführung muss sich die Kirche anrechnen lassen. Allerdings sind schon im Neuen Testament solche Tendenzen enthalten.
Wunder beweisen nichts, sie weisen nur auf etwas hin, was außerhalb von ihnen liegt. Wer für seinen Glauben Wunderbeweise nötig hat, möge die Wunder so verstehen. Hoffentlich lenkt ihn das aber nicht vom Wesentlichen ab. Was aber gar nicht geht, ist, dass einer dem andern den Glauben abspricht, weil für ihn Wunder nicht dieselbe Bedeutung haben.
Das Wunder aller Wunder ist für mich, dass es dieses unermessliche Universum gibt und mittendrin unsere staubkorngroße Erde und darauf Lebewesen aller Art, darunter auch mich und meine Mitmenschen. Und dass das alles Gott aus Liebe erschaffen hat und uns in Jesus Christus begegnet als Menschenhirte, Vater und Herr.
Lieber Hans Löhr,
AntwortenLöschenein dickes Dankeschön für diesen für mich ermutigenden Kommentar. In dieser Deutlichkeit und Konzentration habe ich das bisher von keinem Pfarrer gehört oder gelesen, wenn ich das Thema zur Sprache gebracht habe.
Mich bringt das wirklich weiter. Weniger in meinen Auffassungen an sich, die ziemlich genau dem entsprechen, was Sie oben schildern, aber darin, mich in der Kirche zu Hause zu fühlen.
Darf ich, wenn es sich ergibt, von meinem Blog aus auf den Kommentar verlinken?
Herzliche Grüße
Thomas Jakob
gerne
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