Dienstag, 7. Januar 2020

Friedenshefe hl

Losung: Ich selbst will, spricht der HERR, eine feurige Mauer rings um Jerusalem her sein. Sacharja 2,9

Lehrtext: Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Römer 8,31

Liebe Leserin, lieber Leser,

manche Bibelworte waren zu ihrer Zeit voll Kraft. Sie haben den Menschen damals Mut gemacht und neue Hoffnung in ihnen entfacht. So auch das Wort des Propheten Sacharja, der zutiefst davon überzeugt war, dass Gott selbst Jerusalem und seinen Tempel schützen würde. Darum hat er mit bestem Wissen und Gewissen in seinem Namen das Wort von der „feurigen Mauer“ gesagt.

Feurige Mauern helfen nicht

     Nun, Jerusalem ist später trotzdem erobert worden. Die Mauern wurden geschleift. Der Tempel verbrannt. Diejenigen Bewohner, die überlebt haben, wurden vertrieben. Zuletzt geschah das unter dem Römer Titus im Jahre 70 nach Christus.
     Auch eine feurige Mauer, die damals wohl als unüberwindlich galt, würde heute keinen Schutz bieten. Moderne Artillerie hat sie im Nu zerschossen. Bomber können sie ohne Schwierigkeiten überfliegen und ihre todbringende Fracht abwerfen. So geschehen vor 75 Jahren, als Bomberstaffeln der Alliierten deutsche Städte ausradiert und tausende von Bewohnern getötet haben. Bei uns in Franken traf es vor allem Nürnberg und Würzburg, aber auch Schweinfurt und zahlreiche andere Städte. Acht Monate später haben zwei US-Atombomben die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki vernichtet mit den entsetzlichsten Folgen für die Menschen. Dieses bis heute größte Kriegsverbrechen in der Geschichte der Menschheit blieb ungesühnt. Es gab keine Anklage, geschweige denn eine Strafe und nichteinmal eine Entschuldigung. Sieger haben eben immer recht.

Auch wer glaubt, wird nicht verschont

     Nein, Gott hat auch die Christen in Rotterdam, Coventry und Warschau, die von deutschen Flugzeugen bombardiert und massakriert worden sind, nicht mithilfe einer "feurigen Mauer" oder sonstwie verschont. Genauso wenig half er den Christen unter den Bombenopfern in unserem Land oder den Gläubigen in Japan. Warum nicht? Ich weiß es nicht. Und jeder, der vorgibt, das zu wissen, spekuliert und fabuliert sich da selbst etwas zusammen.
     Wenn die Opfer irgendeinen menschlich begreifbaren Sinn gehabt haben sollten, dann den, dass man künftig unter allen Umständen jeden Krieg verabscheut, jede Kriegsdrohung unterlässt und, wie ich persönlich meine, Rüstung und Militär grundsätzlich infrage stellt.
     So viel ist für mich klar: Jeder Versuch von Menschen, sich gegen vermeintliche oder tatsächliche Feinde mit „Mauern“ aus Waffen oder Beton schützen zu wollen, schlägt letzten Endes fehl. Die Maginot-Linie hat 1940 die Wehrmacht nicht von der Besetzung Frankreichs abgehalten. Die Berliner Mauer hat 1989 den Ostblock nicht vor dem Zusammenbruch bewahrt. Die Trump-Mauer zu Mexiko wird das Flüchtlingsproblem nicht lösen. Die israelische Mauer gegen die Palästinenser auf deren eigenem Gebiet wird das Nahostproblem nicht beseitigen. Im Gegenteil. Selbst die riesige chinesische Mauer hat auf Dauer das Kaiserreich nicht schützen können und wurde überrannt.

Was uns schützt

     Was aber schützt uns dann? Wenn der nächste Krieg unser Land erreicht haben wird, sind wir allesamt schutz- und hilflos. NATO und Bundeswehr werden daran nichts ändern. Darüber sollte man sich keine Illusionen machen. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit: dass wir es erst gar nicht so weit kommen lassen. Wir müssen alles, was in unserer menschlichen Macht steht, tun, um sich anbahnende Konflikte zu entschärfen. Keinesfalls dürfen wir, wie in diesen Tagen der amerikanische Präsident, Kriegsöl ins Feuer des Mittleren Ostens gießen, um daheim die patriotischen Geister zu wecken und die nächste Wahl zu gewinnen.
     Nach menschlichem Ermessen helfen uns nur gute Beziehungen zu allen Ländern: Verhandlungen, Diplomatie, Verträge, kultureller Austausch, Handel, Partnerschaft. Mit einem Wort: konsequente Friedenspolitik. Was wir aber unter allen Umständen unterlassen sollten, ist, uns in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen oder sie mit Militärmanövern, plumpen Drohungen und Wirtschaftssanktionen zu provozieren.
     Das alles kann unsere Regierung tun, egal ob ihre Mitglieder gläubig sind oder nicht. Was aber können wir, die wir auf Gott vertrauen, darüberhinaus tun? Wir können uns vom Frieden Jesu Christi und seinem Geist leiten lassen in dem, was wir denken, öffentlich sagen und tun. Das kann im ganzen Land wirken wie Hefe in einem Brotteig.
     Nein, Gott schützt uns nicht mit einer brennenden Mauer, sondern mit seinem Gebot, dass wir gegenüber anderen Völkern wahrhaftig sind, berechenbar, bescheiden, gesprächsbereit, besonnen, vertrauensvoll, verständnisvoll, zurückhaltend, vertragstreu, mit einem Satz: dass wir den Feind so lieben wie wir selbst geliebt sein wollen. Auch er ist Gottes Geschöpf und unser Menschenbruder. Auch er will leben und geachtet sein. Nicht "Germany first", sondern leben und leben lassen ist die Devise. Nur miteinander haben wir auf dieser Erde eine Zukunft.
    
Der Glaube ist kein Freibrief …..

     Im Lehrtext heißt es: „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ Dieser Satz darf keineswegs so verstanden werden, als sei Gott von vornherein auf unserer Seite und würde uns beschützen. Das hat man den deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg vorgelogen und im Ersten ebenso. Und andere Nationen haben es mit ihren Soldaten ähnlich gemacht. Jesus sagt zu Recht, dass man Gott nicht versuchen dürfe, indem man Dinge tut, die nicht gut gehen können. Der Glaube ist kein Freibrief, Gott für die eigenen Interessen einzuspannen.

….. sondern ein Leuchtturm

     Er soll aber ein Leuchtturm für viele sein, dass wir an Gott festhalten, komme was da wolle. Wir können in guten Zeiten, aber auch im Leiden deutlich machen, dass der Lehrtext stimmt. Gott ist für uns, für dich und für mich. Darum können auch wir für andere sein und müssen nicht gegen sie sein. 

Gebet: Herr, du hilfst uns nicht mit Feuermauern, nicht mit Soldaten und Rüstung, nicht mit Gewalt. Du hilfst uns durch deinen Geist, mit dem du uns entgiftest, entfeindest und entmilitarisierst. Schenke uns den Friedensgeist deines Sohnes Jesus Christus, dass wir auf ihn schauen und nicht auf uns und unseren vermeintlichen Selbstschutz. Wirke durch deinen Geist hinein in unsere Gesellschaft und Welt und mach uns zu Zeugen, dass wir in allem, was auch geschieht, auf dich und deine Liebe vertrauen. Wecke in diesen gefährlichen Zeiten die Kräfte der Besonnenheit und der Vernunft. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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9 Kommentare:

  1. Ich empfehle an dieser Stelle den Song von Udo Lindenberg: "Komm wir ziehen in den Frieden." Er passt so gut zu ihrer Predigt.

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  2. Guten Tag

    Endlich einmal ein Blog, der praktische Hilfestellung bietet! Dieser Artikel war ohne Zweifel eine Menge Arbeit! Eine Menge kannte ich noch gar nicht.

    MfG,
    Adpoint

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  3. Hier der Link zum Song von Udo Lindenberg (YouTube):
    youtube.com/watch?v=oeFwTPyhY8Y&list=RDoeFwTPyhY8Y&start_radio=1

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  4. ja, der fürchterlichen Werbeaktion der Bundeswehr muss etwas entgegengesetzt werden, guter Appell von Ihnen und schöner Song von Udo

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  5. Ich möchte als Ergänzung zur Losungsauslegung das Gespräch mit
    Sigurt Rink, deutscher Militärbischof, welches bei ZEIT online im
    Mai 2019 erschien, hinweisen.
    Mit herzlichem Gruß

    Marlis Dransfeld

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  6. Vieles richtig, aber etliche Äußerungen stimmen einfach nicht. Wie auch bei Bibeltexten darf man den Zusammenhang nicht außer Acht lassen: Der Atombombenabwurf der USA war die Antwort auf den japanischen Angriff auf Pearl Harbor/Hawaii auf die vor Anker liegende Pazifikflotte der USA am 7. Dezember 1941. Trump will keinen Krieg anheizen, denn den gibt es bereits lange genug. Trump hat aber genug von dem Bluff, den ihm und der Welt, Obama hinterlassen hat. Der sog. Atomvertrag mit Iran war nichts wert, denn der umfasste nur die offizielle Atomproduktion. Nachweisbar bekannt ist die unterirdische militärische Atomwaffenproduktion und trotz Vertrag wird diese weiter ausgebaut und wurde auch nie von der IAEO kontrolliert. Dass Iran unverändert das Ziel verfolgt, die ganze Region zu erobern und Israel erklärtermaßen total zu vernichten, sollte nie übersehen werden. Genau das hat Trump im Blick!

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  7. "konsequente Friedenspolitik" sollte freilich Standard sein, doch das führt leider nicht immer weiter. "Was wir aber unter allen Umständen unterlassen sollten, ist, uns in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen oder sie mit Militärmanövern, plumpen Drohungen und Wirtschaftssanktionen zu provozieren" ??? Das ist eine oberflächliche Verkennung der Tatsachen! Der Iran terrorisiert nicht nur die Region dort und sind etlichen Staaten spinnefeind. Um es noch einigermaßen friedlich zu versuchen, sind Wirtschaftssanktionen freilich der klügere Weg. Hoffentlich genügt das, ist leider im Falle Iran zu bezweifeln. Der Terrorist schlechthin ist der Iran (Syrien, Irak, Hamas, Hisbollah, Israel) und der bisherige dafür Verantwortliche an oberster Stelle wurde eliminiert. Trump hatte sich in letzter Zeit trotz iranischer Angriffe mehrmals voll zurück gehalten - das interssierte Iran jedoch nicht: Also ein wiederholter Beleg, dass nicht immer friedliches Verhalten weiter führt - im Gegenteil. Blauäugigkeit kann auch in's Verderben führen.

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  8. Danke für Ihre Kommentare. Sollen sich die anderen Leser der Losungsauslegungen zu diesem Thema ihre eigne Meinung bilden.

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  9. Danke - war auch so u.a. gedacht. Aber auch Danke für Ihre ansonsten für mich wertvollen täglichen Auslegungen. MfG

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