Losung: Du sollst den Geringen nicht vorziehen, aber auch den
Großen nicht begünstigen. 3.Mose
19,15
Lehrtext: Haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der
Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person. Jakobus 2,1
Liebe
Leserin, lieber Leser,
dass die Großen begünstigt werden, ist in
unserer Gesellschaft wie auch in anderen gang und gäbe. Wenn du mal eine
gewisse Position und damit ein gewisses Ansehen erreicht hast, sei es in der Politik
oder als einflussreicher Geschäftsmann, als Star oder als Sponsor, dann wird dir
Vieles „nachgeschmissen“, was sich andere erarbeiten müssen. Gerade bei
Politikern ist das heikel, weil sie als unbestechlich gelten sollen.
Dass die Geringen bevorzugt behandelt
werden, das habe ich noch nicht erlebt. Eher das Gegenteil. Das gilt auch vor
Gericht. Ein angesehenes und vielleicht auch reiches Mitglied der Gesellschaft
mit weißem Kragen und Krawatte hat es vor Gericht fast immer leichter als ein kleiner Angestellter oder ein Obdachloser. Das liegt nicht an der Ungerechtigkeit von
Richtern, sondern in der Natur der Sache. Manche Dinge und damit auch Personen
sind einem eben vertrauter und sympathischer und deshalb sieht man sie
wohlwollender an als andere. Da muss auch ich aufpassen.
Aber die Bibel fordert absolute
Gerechtigkeit gegenüber jedermann und verbietet das Ansehen der Person.
Merkwürdig, das gilt seit über 2000 Jahren und hat auch in all der Zeit in
Deutschland gegolten, in der das Christentum die alleinige Religion war. Aber
solche Gebote spielten bei unseren allerchristlichsten Herrschern in Staat und
Kirche so gut wie keine Rolle. Immerhin ist die Gleichheit vor dem Gesetz
inzwischen ein Grundsatz unseres Rechtsstaates, der gegebenenfalls
eingeklagt werden kann, wenn man einem Richter Befangenheit nachweisen kann.
Gleiches Ansehen im Gottesdienst?
Gleiches Ansehen im Gottesdienst?
Doch bei Jakobus, von dem unser heutiger
Lehrtext stammt, geht es nicht um die Justiz, sondern um den Gottesdienst. Wenigstens
da sollen alle gleich behandelt werden egal wie mächtig, berühmt oder reich sie
sind oder wie machtlos, unbedeutend und arm. Aber gehe mal in einen
öffentlichen Gottesdienst anlässlich eines gesellschaftlich wichtigen
Ereignisses. Wer da wohl in der ersten Reihe sitzt? Ich habe jedenfalls noch
keinen Gottesdienst im Fernsehen gesehen, in dem die Kanzlerin oder der
Bundespräsident mitten unter den anderen Besuchern gesessen hätte. „Aus
Sicherheitsgründen“ sagt man heute dazu und rechtfertigt damit die alte
hierarchische Ordnung.
Was
wohl Jesus dazu sagen würde oder sagt? Vielleicht ist das in der Volkskirche
gar nicht mehr so wichtig und in der Freikirche auch nicht, wenn der Bundespräsident
oder Joe Kaeser von Siemens mit 14 Millionen Euro Jahresgehalt zu Besuch kommt.
Gebet: Herr, ich tue mich leicht, andere zu kritisieren,
weil sie die Großen gegenüber den Kleinen vorziehen. Dazu habe ich nicht allzu
viel Gelegenheit. Aber auch im Umgang mit den Menschen aus meiner Umgebung muss
ich aufpassen, dass ich sie nicht einteile in sympathisch und unsympathisch und
sie dann unterschiedlich behandle. Ich selbst möchte ja auch nicht
benachteiligt werden. Darum soll das auch für mich gelten, was du sagst: Behandle
jeden Menschen so wie auch du von ihm behandelt werden möchtest. Amen
Herzliche
Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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Lieber Herr Löhr, auch in diesen Tagen lese ich gerne Ihre Auslegungen. Nur: Die Sprüche des Tages sind in meinem Losungsbüchlein der Herrnhuter andere..��
AntwortenLöschenIch richte mich nach der online-Ausgabe der Herrnhuter Losungen und habe noch einmal überprüft, ob ich tatsächlich die Losungen des Jahres 2020 habe. Das ist so. Weshalb Sie andere Bibelworte haben, ist mir schleierhaft.
LöschenDanke, dass Sie meine Auslegungen gerne lesen.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenZum Thema "den Geringen nicht vorziehen" habe ich in den letzten Tagen zwei Gespräche wahrgenommen:
AntwortenLöschen1) Am Kaffeeautomaten in der Firma, wo sich zwei ältere Mitarbeiter über das Thema Mindestrente unterhielten: Tendenz: Unfair gegenüber denen, die mit regulärer Rente knapp drüber liegen, und für die sich ihre Arbeit und Beitragszahlung dann nicht gelohnt hat.
2) Von einer befreundeten Familie, gering qualifiziert, aber fleißig, wo Mutter und jugendliche Tochter putzen gehen, damit die Familie gerade so rumkommt, und die jetzt das Wohngeld für ein Jahr zurückzahlen sollen, weil sie etwas "zu viel" verdient haben.