Dienstag, 21. Januar 2020

Bist du frei? hl

Losung: Ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus Ägyptenland geführt hat, dass ihr nicht ihre Knechte bleibt, und habe euer Joch zerbrochen und habe euch aufrecht einhergehen lassen. 3.Mose 26,13

Lehrtext: Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! Galater 5,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Protestantismus, so sagt man, sei die Konfession der Freiheit. Hoffentlich stimmt das auch. Und hoffentlich können wir, die wir evangelisch sind, diese Freiheit auch glauben und leben. Und das hängt dann nicht mehr von der Konfession ab, sondern von jedem einzelnen.
     Warum sollen nicht auch Katholiken die evangelische, also evangeliumsgemäße Freiheit glauben und leben können? Entscheidend ist, dass ich meinen Glauben und die daraus wachsende Freiheit vor Gott selbst verantworte. Dass ich sie mir von Jesus persönlich schenken lasse unabhängig davon, was kirchliche „Würdenträger“, Dogmen und Normen dazu sagen.
     Und diese Freiheit hat mit der Einsicht Martin Luthers zu tun, die er aus der Bibel gewonnen und in zwei Sätzen auf den Begriff gebracht hat:
1.   »Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan im Glauben.
2.   Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan in der Liebe.«
     Wer auf Gott vertraut, wie er ihm in Jesus begegnet, braucht sich im Glauben von niemandem etwas sagen zu lassen. Da genügt es, selbst die Bibel zu lesen. Wer auf Gott vertraut, wie er ihm in Jesus begegnet, kann sich seinem Mitmenschen nicht entziehen. Der weiß, dass er nicht für sich selbst lebt, sondern für und mit anderen zusammen.
       Gott hat mir meine Freiheit geschenkt, dass ich sie mit anderen lebe und nicht ohne sie. Meine Freiheit findet an der meiner Mitmenschen ihre Grenze: „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ (Rosa Luxemburg).
     Ja, ich bin in Glaubensdingen frei von kirchlicher Bevormundung. Doch zugleich bin ich auch frei zum Dienst am Mitmenschen. Das sind die beiden Seiten der Medaille „Freiheit“.
     Und ein Letztes: Wer frei ist, kann nicht ertragen, dass andere unfrei sind. Insofern ist die eigene Freiheit immer zugleich auch ein Auftrag, die Unfreien zu befreien.
     In Indien kämpft die Christin Pranitha Timothy mit schwacher Stimme, aber in der Kraft des Glaubens unermüdlich dafür, dass Menschen aus der Schuldsklaverei befreit werden. In Westeuropa und den USA arbeitet die Gefangenenhilfsorganisation „amnesty international“, die sich für politische und religiöse Gefangene in aller Welt einsetzt. Doch auch bei uns gibt es Sklaven, wenn auch etwas anderer Art. Damit meine ich alle Suchtkranken, die von ihrer Sucht (Lehrtext: „Joch der Knechtschaft“) versklavt werden und die sich nach Befreiung sehnen.
     Zum Schluss stelle ich eine gewagte Frage: Sind nicht auch Menschen, die Gott nicht kennen wollen oder können so etwas wie Sklaven ihrer selbst?
    
Gebet: Jesus, dich allein erkenne ich als meinen Herrn über mir an. Weil ich dir gehöre, bin ich frei. Wenn ich dir in meinen Mitmenschen diente, wäre ich frei. Ich aber weiß, dass ich mich von vielen Dingen abhängig mache aus Sorge, Schwäche und Angst. Hol mich da raus und führe mich in das Land der Freiheit, in das kompromisslose, unbedingte Vertrauen auf Gott. Amen

Ihr / dein Hans Löhr

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