Montag, 30. November 2020

Du bist auserwählt. Aber die anderen auch. hl

 Losung: So spricht der HERR Zebaoth: Wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel an. Sacharja 2,12 (Luther und andere übersetzen „seinen“ statt meinen) 

Lehrtext: Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. Römer 8,33 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wäre es nicht herrlich, zu den Auserwählten zu gehören? Ja, in gewisser Hinsicht stimmt das auch: Du bist von Gott auserwählt. Ganz bestimmt. Aber die anderen auch.
     Und nun zur Losung: Offenbar haben die Propheten und Priester im Alten Testament lange darüber nachgedacht, was die Katastrophen, die über die Israeliten gekommen waren, für eine tiefere Bedeutung haben könnten. Sie haben wohl darüber gebetet, miteinander geredet und sind zu der überraschenden Einsicht gekommen, die in der heutigen Losung steht: ‚Nein, Gott hat sein Volk nicht verworfen. Es ist ihm nach wie vor das Kostbarste, was er geschaffen hat, so kostbar wie sein Augapfel.‘

     Diese Einsicht, die, wie ich glaube, vom Heiligen Geist inspiriert ist, legen sie nun zurecht Gott in den Mund. Jetzt ist sie gültig für alle Israeliten. So stärken sie deren Selbstbewusstsein. So werden aus einem armen, kleinen, machtlosen, von den Babyloniern geschlagenen und gedemütigten Volk stolze Israeliten bzw. Juden. So können sie von sich selbst sagen: „Wir sind von Gott erwählt und stehen unter seinem besonderen Schutz.“

     Die meisten Christen glauben seit ihren Anfängen, dass dies nun alles für sie gelte. Ihrer Meinung nach sind Gottes Volk alle, die an Jesus Christus glauben. Ihnen gelten nun all die Zusagen und Verheißungen, die im Alten Testament den Juden gegolten haben. 

Gott schließt niemand aus 

     Ich glaube gemeinsam mit anderen, dass Gott weder nur ein jüdischer Stammesgott noch ein nur christlicher Religionsgott ist. Er ist der Schöpfer und Vater aller Menschen, der Juden, der Christen, der Muslime, der Buddhisten, der Hindus, der Atheisten und aller anderen, die man einmal „Heiden“ genannt hat. Alle hat er auserwählt, seine Kinder zu sein. Er schließt niemand aus. Das machen nur wir Menschen, die wir uns voneinander abgrenzen, wo die einen auf die anderen herabschauen. Wo die einen wähnen, dass sie allein den rechten Glauben hätten und alle anderen im Irrtum lebten und von Gott verworfen seien.

     Wie viel namenloses Leid ist nicht aus solchen Irrtümern, aus solchem Absolutheitsanspruch, aus solchem religiösen Fanatismus erwachsen. Die Einsicht, die unter den Israeliten zur Zeit des Alten Testaments für ihr eigenes Volk entstanden ist, hat seit Jesus alle Grenzen gesprengt, die Menschen ziehen möchten. Jeder einzelne, den Gott geschaffen hat, ist ihm so kostbar wie sein eigener Augapfel. Du auch. Es gibt keinen Grund mehr, dass die einen den anderen den Glauben absprechen. Das war einmal so und ist unter religiösen Fanatikern noch heute so. Aber für dich und mich, die wir Christen sind und den barmherzigen Vater aller Menschen lieben, für uns gilt das nicht mehr. Wir sehen in jedem Menschen den Bruder und die Schwester, denen wir die Liebe weitergeben sollen, die Gott uns allen geschenkt hat. 

Gebet: Herr Jesus Christus, von Anfang an wurde mir vermittelt, dass ich als deutsches, christliches Kind zu den Guten gehöre und etwas Besseres bin als andere. Aber durch dich weiß ich, dass das nicht stimmt. Du erlöst mich aus aller Überheblichkeit und schenkst mir die Einsicht, ein Mensch unter Menschen zu sein mit vielen Brüdern und Schwestern. Gemeinsam sind wir dir, sind wir deinem und unserem barmherzigen Vater kostbar – alle miteinander. Dafür danke ich dir. Schenke mir die Einsicht, dass wir auch füreinander kostbar sind. Amen 

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr 

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2 Kommentare:

  1. Ja, vor Gott sind wir alle gleich!!!
    Deutsche, Ausländer, Reiche, Arme, Doktoren, Putzfrauen etc.
    Amen, Halleluja.
    Ich bin auch mit den anderen Vorstellungen und Vorschriften und Glaubenssätzen, vor allem von Seiten der Kirchen, gross geworden
    Lobe den Herrn meine Seele
    ich wünsche uns allen eine gesegnete Adventszeit
    Elisabeth
    Elisabeth

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  2. Ja, "nun komm der Heiden Heiland"...
    Wolfgang Guthke

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