Dienstag, 8. Mai 2012

Der beste Therapeut ebl

Losung: Höret des HERRN Wort! Denn der HERR hat Ursache zu schelten, die im Lande wohnen; denn es ist keine Treue, keine Liebe und keine Erkenntnis Gottes im Lande. Hosea 4,1

Lehrtext: Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Lukas 18,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

darüber diskutieren wir oft, manchmal auch ganz schön 'heftig', mein Mann und ich (wer es noch nicht weiß - wir sind beide Pfarrer und teilen uns eine Stelle): wie Menschen wohl am besten dazu zu bewegen sind, sich mit Gott und mit Glaubensthemen zu beschäftigen. Müssen wir das Predigen so behutsam angehen, dass wir es möglichst vielen Leuten 'recht' machen? Ist das Evangelium nur in homöopathischer Dosis verträglich? Oder geht es darum, Klartext zu reden? Ohne die Angst, den einen oder anderen vor den Kopf zu stoßen, so wie Hosea es in der heutigen Losung tun muss? "Höret des HERRN Wort!" muss er energisch, ja vielleicht zornig poltern. "Denn der HERR hat Ursache zu schelten, die im Lande wohnen; denn es ist keine Treue, keine Liebe und keine Erkenntnis Gottes im Lande." (Hosea 4,1)

Ich weiß, Hosea musste sagen, was er sagen musste - und seine 'Problemanzeige' ist ja tatsächlich gravierend! - aber ob seine Art, zu reden, die Herzen der Leute erreicht hat? Ob sie so wirklich innerlich bereit wurden zum Nachdenken über ihr bisheriges Leben? Ich habe meine Zweifel, das sage ich ganz offen.

Vielmehr rührt mich an, wie leise (im Gegensatz zum Poltern eines Hosea) Jesus Menschen ansprechen und doch in der Tiefe ihrer Seele berühren kann. Es wird nach meiner Erinnerung nie in der Bibel davon erzählt, dass er einen Mann oder eine Frau in Not 'zusammengestaucht' hat und er oder sie daraufhin den Glauben an ihn in sich entdeckt hat. Jesus ist ein Freund der sehr klaren, aber zugleich feinen Töne gegenüber den Menschen. Er ist ein meisterlicher 'Therapeut'. Er hat die wunderbare Gabe, uns tatsächlich erreichen zu können mit dem Evangelium. Wir werden bereit, uns von Gott verändern zu lassen und neu anzufangen.

Der Lehrtext von heute erzählt eine solche ganz stille und zugleich tiefgreifende Veränderung, die in einem Mann vorgeht, der Gott sein Herz öffnet. "Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!" (Lukas 18,13) Ihm sind die Augen aufgegangen über sich selbst. Er hat Gottes Einladung angenommen, sein 'Kind' zu werden.

So bete ich heute früh auch: "Gott sei mir gnädig - in allem, was ich falsch mache und wo ich scheitere. Lass mich spüren, dass du mir aufhilfst und vergibst. Danke, dass ich heute gelassen und befreit in diesen neuen Tag gehen kann. Amen."

Euch und Ihnen im gemeinsamen Glauben verbunden!

Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

1 Kommentar:

  1. Wie predigen? Authentisch. Wie es jedem liegt. Der donnernde Prediger früherer Zeiten, der den Leuten die Hölle heiß gemacht hat, hat sich überlebt. Aber Führung in der Art: „Im Predigttext steht das und das, im Leben finden wir dies und jenes vor…, Nachfolge bedeutet, so und so zu handeln…“ hat absolut ihre Berechtigung und trifft auch auf Bedarf. Wer dagegen selbst eher emotional, mitfühlend, psychologisch unterwegs ist, sollte auch so predigen.

    Schlecht finde ich es nur, wenn ich kein Gefühl dafür bekomme, was ein Pfarrer selber wirklich glaubt, wenn ich den Eindruck habe, dass er seine persönlichen Ansichten sorgfältig verbirgt, Belanglosigkeiten erzählt und Blümchen-Religion vermittelt.

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