Losung: Höret des HERRN Wort! Denn der HERR hat
Ursache zu schelten, die im Lande wohnen; denn es ist keine Treue, keine Liebe
und keine Erkenntnis Gottes im Lande. Hosea
4,1
Lehrtext: Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch
die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach:
Gott, sei mir Sünder gnädig! Lukas
18,13
Liebe Leserin, lieber Leser,
darüber diskutieren wir oft, manchmal auch ganz schön
'heftig', mein Mann und ich (wer es noch nicht weiß - wir sind beide Pfarrer
und teilen uns eine Stelle): wie Menschen wohl am besten dazu zu bewegen sind,
sich mit Gott und mit Glaubensthemen zu beschäftigen. Müssen wir das Predigen
so behutsam angehen, dass wir es möglichst vielen Leuten 'recht' machen? Ist
das Evangelium nur in homöopathischer Dosis verträglich? Oder geht es darum,
Klartext zu reden? Ohne die Angst, den einen oder anderen vor den Kopf zu
stoßen, so wie Hosea es in der heutigen Losung tun muss? "Höret des HERRN
Wort!" muss er energisch, ja vielleicht zornig poltern. "Denn der
HERR hat Ursache zu schelten, die im Lande wohnen; denn es ist keine Treue,
keine Liebe und keine Erkenntnis Gottes im Lande." (Hosea 4,1)
Ich weiß, Hosea musste sagen, was er sagen musste - und
seine 'Problemanzeige' ist ja tatsächlich gravierend! - aber ob seine Art, zu
reden, die Herzen der Leute erreicht hat? Ob sie so wirklich innerlich bereit
wurden zum Nachdenken über ihr bisheriges Leben? Ich habe meine Zweifel, das
sage ich ganz offen.
Vielmehr rührt mich an, wie leise (im Gegensatz zum
Poltern eines Hosea) Jesus Menschen ansprechen und doch in der Tiefe ihrer
Seele berühren kann. Es wird nach meiner Erinnerung nie in der Bibel davon
erzählt, dass er einen Mann oder eine Frau in Not 'zusammengestaucht' hat und
er oder sie daraufhin den Glauben an ihn in sich entdeckt hat. Jesus ist ein
Freund der sehr klaren, aber zugleich feinen Töne gegenüber den Menschen. Er
ist ein meisterlicher 'Therapeut'. Er hat die wunderbare Gabe, uns tatsächlich
erreichen zu können mit dem Evangelium. Wir werden bereit, uns von Gott
verändern zu lassen und neu anzufangen.
Der Lehrtext von heute erzählt eine solche ganz stille
und zugleich tiefgreifende Veränderung, die in einem Mann vorgeht, der Gott
sein Herz öffnet. "Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen
nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei
mir Sünder gnädig!" (Lukas 18,13) Ihm sind die Augen aufgegangen über sich
selbst. Er hat Gottes Einladung angenommen, sein 'Kind' zu werden.
So bete ich heute früh auch: "Gott sei mir gnädig -
in allem, was ich falsch mache und wo ich scheitere. Lass mich spüren, dass du
mir aufhilfst und vergibst. Danke, dass ich heute gelassen und befreit in
diesen neuen Tag gehen kann. Amen."
Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr
Wie predigen? Authentisch. Wie es jedem liegt. Der donnernde Prediger früherer Zeiten, der den Leuten die Hölle heiß gemacht hat, hat sich überlebt. Aber Führung in der Art: „Im Predigttext steht das und das, im Leben finden wir dies und jenes vor…, Nachfolge bedeutet, so und so zu handeln…“ hat absolut ihre Berechtigung und trifft auch auf Bedarf. Wer dagegen selbst eher emotional, mitfühlend, psychologisch unterwegs ist, sollte auch so predigen.
AntwortenLöschenSchlecht finde ich es nur, wenn ich kein Gefühl dafür bekomme, was ein Pfarrer selber wirklich glaubt, wenn ich den Eindruck habe, dass er seine persönlichen Ansichten sorgfältig verbirgt, Belanglosigkeiten erzählt und Blümchen-Religion vermittelt.