Losung: Ist mein Arm nun so kurz geworden, dass er nicht mehr erlösen kann? Jesaja 50,2
Lehrtext: Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung
halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren
werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. 2.Petrus 3,9
Ihr/dein Zeitgefühl und meines unterscheidet sich, wie
mir immer wieder deutlich wird, ziemlich grundlegend von Gottes 'Zeitgefühl'.
Was ist eigentlich 'Zeit'? Wir müssen uns nur einmal für einen Augenblick klar
machen, dass eine Vorstellung von einem Gestern, einem Heute und einem Morgen
(das nennt man auch 'lineares Zeitverständnis') noch gar nicht so alt ist. Es
gab und gibt auch Kulturen und Religionen, die sich Zeit als einen unendlichen
Kreislauf vorstellen.
Wir aufgeklärten Westeuropäer haben im 21. Jahrhundert ein
Hochgeschwindigkeits-Zeitverständnis. Wir leben mit ICE-Tempo, nichts kann
schnell genug gehen - selbst die E-Mail nach Australien dauert manchen Leuten
an ihrem Computer heute schon zu lang ... Und wenn wir Gott noch 'auf der
Rechnung haben' und ihn um Hilfe bitten, dann sollte das auch am besten schon
gestern eingetreten sein. Ungeduldig waren in dieser Hinsicht auch die
Israeliten während ihrer Gefangenschaft in Babylonien. Sie hatten die Hoffnung,
dass Gott sie herausholt aus ihrem Elend, irgendwann aufgegeben. Gottes Antwort
auf dieses resignierte 'Den-Kopf-hängen-lassen' hat fast etwas
Selbstironisches: "Ist mein Arm nun so kurz geworden, dass er nicht mehr
erlösen kann?" (Altes Testament, Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 50,
Vers 2) "Ich helfe euch - aber ich tue es zu dem Zeitpunkt und in der
Weise, wie ich, Gott, es entschieden habe." So etwa könnte Gott
weitersprechen.
"Beim Herrn gilt ein anderes Zeitmaß als bei uns
Menschen. Ein Tag ist für ihn wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein einziger
Tag. (Und unser heutiger Lehrtext fügt an:) Der Herr erfüllt seine Zusagen
nicht zögernd, wie manche meinen. Im Gegenteil: Er hat Geduld mit euch, weil er
nicht will, dass einige zugrunde gehen. Er möchte, dass alle Gelegenheit
finden, von ihrem falschen Weg umzukehren." (Neues Testament,2.Brief des
Petrus 3,9) Zeit haben heißt also heute auch: Die Chance haben, Gott für das
eigene Leben zu entdecken!
Gebet: Gott, du bist
Vater für mich und zugleich bist du Herrscher der Welt. Du hast eine Macht, die
meine Vorstellung übersteigt. Hilf mir, dass mein Vertrauen in dich auch dann
lebendig bleibt, wenn ich auf dein Eingreifen lange warten muss. Amen.
Elfriede Bezold-Löhr
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