Predigt von
Hans Löhr am 15. Sonntag nach Trinitatis 2013 (8. September) Predigttext:
Sirach 30,21-26.
Liebe
Gemeinde,
„Behalte
deine Lebensfreude, sei fröhlich! ”– Geht das denn? Geht das, dass ich mich
auffordern lasse, fröhlich zu sein und es dann auch bin? Die Bibel sagt ja. Hört
dazu den Predigttext für den heutigen Sonntag aus dem Alten Testament, Buch
Sirach Kapitel 30:
»21 Gib dich
nicht dem Trübsinn hin, quäl dich nicht selbst mit nutzlosem Grübeln! 22 Freude und
Fröhlichkeit verlängern das Leben des Menschen und machen es lebenswert. 23 Überrede dich
selbst zur Freude, sprich dir Mut zu und vertreibe den Trübsinn! Der hat noch
nie jemand geholfen, aber viele hat er umgebracht. 24 Neid und Ärger
verkürzen das Leben und Sorgen machen vorzeitig alt. «
Dass in der Bibel solche Sätze stehen, hat offenbar damit zu tun, dass wir
Menschen es nötig haben. Allzu leicht rutschen wir in Trübsinn und schlechte
Laune hinein, wenn es nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen. Und, wie ist
es mit dir heute Morgen? Bist du fröhlich oder bist du mit Sorgen und Ärger hierher
in die Kirche gekommen?
Ich beneide diejenigen unter uns, die ein glückliches Naturell und ein
sonniges Gemüt haben. So wäre ich auch gern – von Haus aus fröhlich und
unbeschwert. Aber bin ich deswegen gleich ein Griesgram, ungenießbar und übellaunig,
der an allem etwas auszusetzen und an nichts Freude hat? Ich hoffe nicht. Das
müssen auch andere beurteilen. Aber so viel weiß ich: Eine ausgesprochene
Frohnatur bin ich leider nicht.
Zwischen Trauerkloß und Frohnatur
Ich denke mal, dass es den meisten von uns hier so geht. Wir liegen irgendwo
zwischen dem Trauerkloß und der Frohnatur. Aber etwas mehr Lebensfreude und
Fröhlichkeit würde wohl keinem von uns schaden. In der Bibel heißt es dazu: »Überrede
dich selbst zur Freude, sprich dir Mut zu und vertreibe den Trübsinn!« Und so
frage ich nochmal: Geht das überhaupt? Gründe um trübsinnig zu sein, gibt es
alle Mal.
Da ist die gegenwärtige Weltlage mit dem Syrienkonflikt. Ausgerechnet die
US-Regierung schwingt sich zum Moralapostel auf und will mit Waffengewalt die
syrische Regierung strafen. Giftgas gegen das eigene Volk, das ginge nicht,
heißt es. Das stimmt. Da muss die Weltgemeinschaft politisch, aber nicht
militärisch handeln. Die Risiken sind einfach zu groß. Der Friede in der ganzen
Region wäre bedroht und Unschuldige wären wieder die Leidtragenden.
Nur was können wir hier dagegen tun? Beten, ja. Sonst aber gar nichts. Was
ändert es, wenn wir deswegen trübsinnig werden? Gar nichts. Was hilft es, wenn
ich mir wegen etwas den Tag verderben lasse, worauf ich keinen Einfluss habe?
Das gilt auch für die Dinge in meinem persönlichen Umfeld, deretwegen ich mir
Sorgen mache.
Vieles, worüber ich grüble, habe ich gar nicht in der Hand vor allem, wenn
es andere Menschen betrifft. Ist jemand unfreundlich zu mir, warum soll ich mir
dadurch meine Laune verderben lassen? Das Problem hat doch er und nicht ich.
Und darum sage ich zu mir und zu dir: Versuche deinen guten Mut zu behalten,
wenn ihn dir andere mit ihrem Grant und ihrer Übellaunigkeit nehmen wollen.
Neid und Ärger verkürzen das Leben
Und wenn du dir Sorgen machst wegen deiner Gesundheit, wegen des
Altwerdens, wegen Schwierigkeiten in der Familie oder anderer Dinge –
verhindern denn die Sorgen, dass du alt wirst? Oder lösen Sie deine
finanziellen oder familiären Probleme? Wirst du gar gesund, wenn du dir Sorgen
machst? Im Gegenteil. Die Bibel sagt schon längst, was jetzt auch die moderne
Medizin sagt: „Trübsinn hat noch nie jemandem geholfen, aber viele hat er
umgebracht. Neid und Ärger verkürzen das Leben und Sorgen machen vorzeitig alt.”
Zweieinhalb tausend Jahre ist diese Einsicht alt und doch so aktuell wie eh und
je.
Aber auch die Therapie, die Arznei gegen Sorgen und Trübsinn finden wir in
diesem Buch. Jesus sagt in der Bergpredigt: „Schaut euch die Vögel unter dem
Himmel an. Sie säen nicht, sie ernten nicht und ihr himmlischer Vater ernährt
sie doch. Wenn sich Gott schon um sie kümmert, umso mehr wird er sich um euch
kommen. Also, macht euch keine Sorgen. Es reicht schon das, womit ihr euch
heute herum schlagt.“ Werft eure Sorgen vielmehr auf Gott, denn er sorgt für
euch.
Die beste Medizin gegen Sorgen und Trübsinn und dagegen, dass sie uns das
Leben vergällen, krank machen und vorzeitig altern und sterben lassen, die
beste Medizin ist das Gottvertrauen. Immer wieder ruft uns die Bibel, ruft uns
Jesus dazu auf: „Habt doch Vertrauen! Fragt nicht, was alles passieren kann,
sondern fragt danach, wie ihr nach Gottes Willen leben könnt. ”
Vertreibe die Vögel der Sorge
Von Martin Luther stammt der schöne Satz: »Dass die Vögel der Sorge über
deinem Kopf flattern, kannst du nicht verhindern. Aber dass sie in deinen
Haaren Nester bauen.« Lass also nicht zu, dass sich die Sorge und der Trübsinn
bei dir einnisten. Hör auf zu grübeln, steh auf, geh an die frische Luft,
lächle, auch wenn dir nicht danach zu Mute ist, tu Dinge, die dir gut tun, sing
ein Lied und vertreibe so den Trübsinn.
Letzten
Mittwoch besuchte unser Bundespräsident Gauck das französische Dorf Oradour, in
dem am 10. Juli 1944 die Waffen SS ein Massaker verübt hat. 642 Dorfbewohner
wurden in der Kirche verbrannt oder erschossen. Ganze sechs überlebten unter den
Leichen. Einer von ihnen, Robert Hébras, ist heute 88 Jahre alt. In der Zeitung
sah man ein Bild von ihm, wie der französische Staatspräsident Hollande und
Bundespräsident Gauck ihn links und rechts stützen und durch die Trümmer des
Dorfes führen, die als Mahnmal stehen geblieben sind. Robert Hébras sagte in
einem Interview: „Ich habe die Mörder meiner Mutter und meiner beiden
Schwestern so besiegt, indem ich versuchte, ein ganz normales Leben zu führen.”
Er hätte allen Grund gehabt, verhärmt, verbittert, vom Hass zerfressen und
trübsinnig zu sein. Doch dann hätten die SS-Mörder auch ihn, hätte sie seine
Seele zerstört. Nein, stattdessen suchte und fand er die kleinen und großen
Freuden des Lebens und wurde darüber alt.
Lass dir die Lebensfreude nicht nehmen, auch nicht von dir selbst
Ich lerne
für mich daraus: Was auch geschehen ist und geschieht, ich darf mir die
Lebensfreude von anderen nicht nehmen lassen und sie mir auch nicht selbst
nehmen. Darum halte ich mich an das, was die Bibel von Gott im Psalm 103 sagt:
»Lobe den Herrn, meine Seele, der dein Leben vom Verderben erlöst, der deinen
Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler«.
Trübsinn,
Neid, Ärger und Sorgen lassen selbst junge Menschen alt erscheinen. Aber die
Freude an Gott machen auch alte wieder jung, nicht äußerlich, aber jung im
Herzen. Und das spüren die Menschen, mit denen du zusammen bist. Ich finde, wir
haben allen Grund, dass wir uns unseres Gottes freuen, der uns bis zu dieser
Stunde so viel Gutes getan hat, und dass wir ihn loben und preisen für seine
große Güte.
Ja, immer
wieder werden wir in der Bibel aufgefordert, fröhlich zu sein und uns des
Lebens zu freuen. Offenbar haben wir es nötig, weil wir nur allzu leicht von
den Alltagssorgen beherrscht werden.
Lebe den Augenblick
Und darum
gilt wie für jeden Tag so auch für den heutigen, was uns Gottes Wort sagt: »Dies
ist der Tag, den der Herr macht. Lasst uns freuen und an ihm fröhlich sein!« Denn
was gestern war, ist vergangen. Ich kann es nicht mehr ändern. Und was morgen
sein wird, weiß ich nicht. Ich habe nur das Heute, diesen Tag, diesen
Augenblick. Und den will ich nicht vertun, indem ich andere beschuldige oder in
Selbstmitleid versinke. Ich will den Augenblick leben, so gut ich kann. Er ist
ein Geschenk Gottes. So will ich mein Bestes tun, um mich auch heute wieder zu
freuen und fröhlich zu sein. Denn Freude und Fröhlichkeit verlängern das Leben
des Menschen und machen es lebenswert. Amen
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