Predigt von Hans Löhr im Lichtblick-Gottesdienst
Lesung zur Predigt (klick): Jakobus 3,2 b-6 a
Liebe Freunde,
wir haben soeben im
Jakobusbrief etwas über die Macht menschlicher Worte gehört. Doch hört nun auch
aus Johannesevangelium ein paar Verse über die Macht des Wortes Gottes. Da
heißt es:
»Am Anfang war das
Wort. Das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott selbst. Von Anfang an
war es bei Gott. Alles wurde durch das Wort geschaffen, und nichts ist
ohne das Wort geworden.«
Wenn Gott ein
Machtwort spricht, dann geschieht, was er will. Als er bei der Schöpfung
sprach: »Es werde Licht!«, da wurde es Licht.
Worte haben Macht,
nicht nur das Wort das Gott spricht, sondern auch unsere menschlichen
Worte. Man kann einen Menschen mit Worten zum Aufblühen bringen oder
vernichten; das Selbstwertgefühl eines Kindes stärken, oder zerstören; einen
Menschen aufrichten oder herabsetzen.
· Ich werde nie vergessen, was ein Vater von
seinem eigenen Sohn sagte, als er damals die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium
nicht auf Anhieb geschafft hatte: »Der ist halt ein dummer Huber«. Damit hatte
er nicht nur seinen eigenen Sohn entwertet sondern seine Frau, eine geborene
Huber, und ihre Familie gleich mit. Der Sohn und ich, wir waren damals zehn
Jahre alt. Ich habe instinktiv gemerkt, dass sein Selbstwertgefühl beschädigt
war. Und jetzt, da wir beide über 60 sind, ist das noch immer so.
Ja, ich muss meine
Worte mit Bedacht wählen und meine Zunge im Zaum halten. Wir haben es gerade in
der Lesung gehört. Jakobus vergleicht die Zunge mit einem kleinen Ruder, das
einem großen Schiff die Richtung vorgibt. Und er vergleicht die Zunge mit einem
Feuer, das Beziehungen, Karrieren und das Ansehen eines Menschen verbrennen
kann. Aus demselben Mund, so Jakobus, kommen Fluch und Segen über andere und
über sich selbst.
· In der vergangenen Woche war der 50.
Jahrestag einer bemerkenswerten Rede des schwarzen Bürgerrechtlers Dr. Martin
Luther King. Am 28.08.1963 sprach er in den Vereinigten Staaten die berühmten
Worte: »Ich habe einen Traum, dass alle Menschen gleich erschaffen sind. Ich
habe einen Traum, dass eines Tages die Söhne früherer Sklaven und die Söhne
früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.
Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer
Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe sondern nach
ihrem Charakter beurteilt.«
Der schwarze Pfarrer Martin Luther King hat nicht mehr erlebt, wie bald darauf die schlimmsten Auswüchse der Rassentrennung in den USA aufgehoben wurden. Fünf Jahre nach seiner Rede wurde er von einem weißen Rassisten erschossen. Inzwischen ist ein Afroamerikaner sogar Präsident geworden. Aber der Traum ist noch nicht vollständig in Erfüllung gegangen. Noch immer werden die Schwarzen in den USA benachteiligt.
Der schwarze Pfarrer Martin Luther King hat nicht mehr erlebt, wie bald darauf die schlimmsten Auswüchse der Rassentrennung in den USA aufgehoben wurden. Fünf Jahre nach seiner Rede wurde er von einem weißen Rassisten erschossen. Inzwischen ist ein Afroamerikaner sogar Präsident geworden. Aber der Traum ist noch nicht vollständig in Erfüllung gegangen. Noch immer werden die Schwarzen in den USA benachteiligt.
· Die negative Macht der Worte erleben wir in
diesen Tagen. Jener Präsident Obama hat sich darauf festgelegt, Syrien
anzugreifen. Er will das Regime dort dafür bestrafen, weil es mutmaßlich Giftgas
gegen das eigene Volk eingesetzt hat. Selbst wenn der Vorwurf der Wahrheit
entspricht, würde es darauf hinauslaufen, dass die Amerikaner mit ferngesteuerten
Raketen Teile Syriens beschießen, während die Schuldigen in sicheren Bunkern
sitzen. Und dabei wird es, wie immer, so
auch dieses Mal, unschuldige Männer, Frauen und Kinder treffen. »Die Regierung
in Syrien hat die rote Linie überschritten«, sagte Obama. Nun entfalten seine
Worte ein Eigenleben. Er kann sie nicht mehr zurücknehmen. Jetzt wird er, um
sein Gesicht nicht zu verlieren, andere töten. Es werden wohl nur noch wenige
Tage oder Stunden sein, bis es soweit ist. Worte haben eine ungeheure Macht im
Guten wie im Bösen.
Das trifft auch auf
unsere eigenen Worte zu. Sie entscheiden wesentlich darüber, wie es uns geht
und wie wir uns fühlen. Wir müssen uns die Frage stellen: Welchen Stimmen in
uns geben wir Macht über uns? Sagst du zu dir Worte, die dir gut tun, die dich
aufbauen und ermutigen? Oder solche, die dich herabsetzen und entwerten?
· Du wachst morgens auf. Es geht dir nicht gut.
Du bist gerädert, weil du schlecht geschlafen
hast. Fühlst dich lustlos. Du schaust in den Spiegel und kannst dich selbst
nicht ausstehen. Was sagst du dann zu dir? „Mit mir ist eben nichts los. Ich
hab einfach keine Energie mehr. Mir graut vor diesem Tag. Wie ich schon aussehe!
Grässlich!“ Wenn du so zu dir sprichst, hast du gute Chancen, dass genau das
passiert, was du sagst. Man nennt so etwas eine sich selbst erfüllende
Prophezeiung. Der Teufel braucht uns gar nicht mehr fertig zu machen, wie
besorgen das oft schon selbst.
Leider ist das weit
verbreitet, dass man immer wieder mal schlecht von sich denkt und schlecht zu
sich selbst redet. Selbst Schulkinder sagen schon von sich: „Ich schaff das
nicht. Ich bin eben ein Versager.” Und wenn sie dann eine Klassenarbeit
schreiben müssen, schaffen sie es wirklich nicht, weil sie sich selbst nichts
zutrauen.
Demgegenüber sollen
wir lieber darauf achten, dass das, was wir von uns selbst denken und zu uns
selbst sagen in Übereinstimmung mit dem
steht, was Gott von uns denkt und zu uns sagt. Als er dich geschaffen hat,
warst du sein Meisterstück, und er sagte zu dir: „Sehr gut!” Und weiterer: „Ich
habe dir verschiedene Begabungen gegeben, habe dich gesegnet mit deinen fünf
Sinnen, mit Verstand, Freude und Lebenskraft. Du bist mir wichtig. Darum habe
ich dich bis heute am Leben erhalten, dir geholfen und dich beschützt. Du bist
mehr als mein Geschöpf. Du bist mein Kind. Ich liebe dich und du solltest dich
auch lieben. Du bist mir viel wert. Darum solltest du dich selbst auch
wertschätzen.”
Liebe Freunde, wir
selbst entscheiden darüber, auf welche Worte wir hören. Höre ich auf die
negativen Stimmen in mir oder auf das, was andere Schlechtes über mich sagen?
Oder höre ich auf meinen Gott? Was ist mir, was ist dir wichtiger?
Soviel ist
jedenfalls klar: Jede negative Stimme in mir oder von anderen ist nicht von
Gott. Er wird dich niemals herabsetzen, verletzen oder fertig machen. Er wird
dich aber auch nicht immer bestätigen. Er hat einen Anspruch an dich und sagt:
„Lebe so, wie es
sich für ein Kind Gottes gehört. Versuche es wenigstens. Hab keine Angst, wenn
es dir nicht immer gelingt. Ich vergebe dir. Aber lass dich von mir
herausfordern zu einem Leben, das mich ehrt. Schau nicht immer nur auf dich
oder auf andere. Schau auf meinen Sohn Jesus und richte dich nach ihm.”
Doch unser
himmlischer Vater fordert nicht nur, er tröstet auch, richtet auf und schenkt
neuen Lebensmut. Er sagt: „Gib mir deine Sorgen und alles was dich belastet.
Ich nehme es dir ab. Vertraue mir. Ich bin deine Lebenskraft. Ich heile deine
Verletzungen und Krankheiten. Ich öffne dir eine Tür wo du keinen Ausweg mehr
siehst.”
Das, liebe Freunde,
ist die Stimme, die gut tut. Wenn wir uns selbst oder andere uns niedermachen –
er richtet uns auf. Auch Menschenworte haben Macht. Aber die größte Macht haben
die Worte des Allmächtigen. Lasst uns seine Worte zu Herzen nehmen und nichts
geben auf die Worte anderer, wenn sie negativ sind.
Ich nehme mir vor,
weder zu mir selbst noch zu anderen herabsetzen und verletzend zu sprechen. Ich
weiß, dass mir das nicht immer gelingt. Deshalb muss ich es mir ja auch
vornehmen. Jesus sagt: Sprecht nicht negativ über andere, sondern sagt über sie
und zu ihnen etwas Gutes. Das ist es, was er mit „segnen” meint. Segnen heißt dem Wortsinn nach nichts
anderes, als etwas Gutes sagen. Jeder freundliche Gruß, jeder Glückwunsch,
jedes anerkennende Wort, jede Ermutigung ist ein kleiner Segen. Ein Segen ist
erst dann ein Segen, wenn er ausgesprochen wird. In diesem Sinn bitte ich Euch,
in der kommenden Woche Menschen zu sein, die zu anderen Gutes sagen, sie auf
diese Weise segnen und ihnen damit viel Gutes tun. Ich selbst will auch
meine Worte so wählen, dass ich damit segne.
Und wenn ich bete, will ich sie nicht dazu benutzen, eine schlechte Situation zu beschreiben, sondern sie zu verändern. Wer in seinem Leben positive Veränderungen bemerken möchte, muss auch seine Worte ändern. Wenn ich Gott nur die Ohren voll jammere, was alles schlecht ist oder nicht so, wie ich mir das vorstelle - was soll sich da ändern?
Und wenn ich bete, will ich sie nicht dazu benutzen, eine schlechte Situation zu beschreiben, sondern sie zu verändern. Wer in seinem Leben positive Veränderungen bemerken möchte, muss auch seine Worte ändern. Wenn ich Gott nur die Ohren voll jammere, was alles schlecht ist oder nicht so, wie ich mir das vorstelle - was soll sich da ändern?
· Wenn du zum Beispiel mit einer Sucht zu
kämpfen hast, dann sage nicht: Ich bin so labil. Ich bin zu schwach, die Sucht
zu brechen. Sage vielmehr: Auch dieses Problem hat seine Zeit und wird
vergehen. Ich fühle mich stark und bin entschlossen, mit dem, wonach ich
süchtig bin, aufzuhören. Mit Gottes Hilfe wird es mir gelingen. Er wird mir die
Kraft geben, die ich brauche.
· Wenn du Probleme in deiner Partnerschaft
hast, dann sage nicht: Ich habe doch gewusst, dass es schief gehen wird. Sage
vielmehr: Probleme hat es auch schon früher gegeben und sie sind wieder
vergangen. Ich will mich jetzt nicht verrückt machen, sondern will geduldig
sein und rechne fest damit, dass Gott uns auch diesmal helfen wird.
· Wenn du krank bist und willst, dass sich
etwas ändert, dann sprich nicht dauernd über deine Krankheit, sondern sprich zu
Gott über die Gesundheit, die du dir wünschst. Du wirst nicht von einer Stunde
auf die andere genesen. Manches dauert lange. Aber eines Tages ist es dann
soweit und du bist wieder gesund.
Meiner Erfahrung
nach reicht es nicht, sich das alles nur zu denken. Ich glaube, Gott will dass
ich ihm klar und deutlich sage, was
ich mir von ihm wünsche und am besten sage ich ihm das laut. Auf solche Worte
des Glaubens und Vertrauens wird er aufmerksam. Sie haben die Macht, ihn zu
erreichen und dazu zu bewegen, mir zu geben, was mir hilft.
Ein Kollege erzählte
von seiner Mutter, die eine Krebsdiagnose mit schlechten Aussichten bekommen
hatte. Die Frau setzte sich nicht ins Eck und bejammerte das Schicksal. Sie nahm
ihre Bibel, suchte sich die Worte zusammen, die zu ihrer Situation passten, und
sprach sie Tag für Tag laut aus: „Herr,
was du damals für die Menschen der Bibel getan hast, das kannst du auch heute
für mich tun. In deiner heiligen Schrift steht »Heile mich Herr, so werde ich
heil; hilf mir, so ist mir geholfen!« Jetzt nehme ich dieses Wort für mich in
Anspruch und bitte dich, es zu erfüllen. In der Bibel steht: »Ich werde nicht
sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.« Jetzt nehme ich dieses
Wort für mich in Anspruch und bitte dich, es für mich zu erfüllen. In der Bibel
steht: »Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch!« Jetzt nehme
ich dieses Wort für mich in Anspruch und gebe alle meine Sorgen meine Angst um
meine Gesundheit an dich ab.“ Und meine Mutter, so der Kollege, hat mit Gottes
Hilfe ihrer Krankheit besiegt.
Ja, Worte haben eine
große Macht, die Worte Gottes und die von uns Menschen.
Als ein römischer Offizier zu Jesus kam und ihn bat, seinen gelähmten Diener zu
heilen, sagte Jesus, dass er mitkommen
wolle. Doch der Hauptmann erwiderte: Sag
nur ein einziges Wort, dann wird mein Diener gesund. Denn auch ich
selbst erteile Befehle an meine Soldaten. Wenn ich zu einem sage: 'Geh!', dann
geht er. Befehle ich einem anderen: 'Komm!', dann kommt er." Als Jesus
das hörte, sagte er zu den Menschen, die ihm gefolgt waren: "Wow, unter
allen in Israel bin ich keinem Menschen mit einem so festen Glauben begegnet.“
Gottes Wort bewirkt,
was es sagt. Ihm kannst du trauen. Doch auch deine Worte haben Macht und können
vieles zum Guten verändern. Sprich solche guten Worte zu anderen und zu dir, sage
sie laut, damit sie nicht nur Gedanken bleiben, sondern Wirklichkeit werden.
Amen
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