Losung: Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt
vor dem Fall. Sprüche 16,18
Lehrtext: Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert,
und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in
dem Kampf, der uns bestimmt ist. Hebräer 12,1
Liebe Leserin, lieber Leser,
darf man denn gar nicht stolz sein? Nicht mal ein bisschen?
Im Deutschlandtrend der ARD vom 18. Juli geben 87 % der Befragten an, dass Sie
sehr stolz seien auf die Nationalmannschaft und ihren Weltmeistertitel. 10 %
sagen, dass sie nicht stolz seien. Werden die 87 % jetzt alle zu Grunde gehen?
Nein. Sie sind ja nicht auf sich selbst stolz, sondern auf die Leistung der
Fußballspieler. Und das zurecht! Wenn man allerdings bei Menschen aus dem
Ausland damit prahlt, wie gut doch die eigene Mannschaft und wie schlecht ihr
Team bei der Weltmeisterschaft in Brasilien abgeschnitten habe, sieht es schon
wieder anders aus.
Richtig schlimm mit dem Stolz wird es dann, wenn man sich an
sich selbst, an eigenen Leistungen, an der eigenen Macht, am eigenen Status
oder Besitz berauscht. Wie jeder Rausch, so vernebelt auch dieser die Sinne und
führt dazu, falsche Entscheidungen zu treffen und falsch zu reagieren. „Mia san
mia und uns ko koaner“ (für diejenigen unter uns, die des Bayerischen nicht
mächtig sind: „Wir sind einmalig und uns kann keiner das Wasser reichen“) – das
mag vielleicht das Motto des Fußballvereins FC Bayern München sein, und so lang
das augenzwinkernd gesagt wird, mag das auch noch hingehen. Aber als
Lebensmotto einzelner Menschen oder gar eines Volkes taugt das nicht.
Es sind ja gerade mal 69 Jahre her, dass unser ganzes Volk
einen tiefen Fall getan hat, nachdem man zwölf Jahre lang dem Wahn anhing,
einer arischen Herrenrasse anzugehören, die das Recht habe, andere Völker mit
Krieg zu überziehen, auszurauben, zu versklaven und auszurotten. Die vielen Vernichtungslager
der SS und die Massaker der Wehrmacht wie zum Beispiel bei Babij Jar (Ukraine) lassen grüßen! Leider waren es zu wenige, die heute
vor 70 Jahren am aktiven, doch erfolglosen Widerstand gegen Hitler teilgenommen hatten. Pfarrer Dietrich
Bonhoeffer war einer von ihnen.
Die Sünde des Hochmuts ist uns Deutschen vorerst
ausgetrieben worden. Aber sie kann wieder zurückkommen. Jeder einzelne muss
sich selbst kritisch prüfen, wo er Gefahr läuft, hochmütig abzuheben, um danach
nur umso tiefer zu fallen. Die Selbstkritik ist ein Teil jenes „Kampfes, der
uns allen bestimmt ist.“ (Lehrtext).
Gebet: Unser Vater im Himmel, führe uns nicht in
Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen
Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag!
Hans Löhr
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