Freitag, 25. Juli 2014

Wer wissen will, kann wissen hl

Losung: Befreie, die zum Tod geschleppt werden, und rette, die zur Hinrichtung wanken! Wenn du sagst: Sieh, wir haben das nicht gewusst! - wird er, der die Herzen prüft, es nicht durchschauen? Sprüche 24,11-12

Lehrtext: Jesus sprach: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Matthäus 25,45

Liebe Leserin, lieber Leser,

ehrlich gesagt, mich macht das heutige Losungswort etwas hilflos. Wie soll ich denn diejenigen befreien, die in den Todeszellen in Nordkorea und in den USA, in Saudi-Arabien oder Ägypten, in China oder Somalia auf ihre Hinrichtung warten? Das einzige, was ich tun kann, ist, für Menschen zu beten, die mir namentlich bekannt sind und eine Petition von (klick) Amnesty International zu unterschreiben.
Bringt das was? In vielen Fällen nicht. In Einzelfällen schon.
Gestern meldete (klick) tagesschau.de, dass in Arizona (USA) der wegen Doppelmordes hingerichtete Joseph Wood fast zwei Stunden einen qualvollen Todeskampf hatte, bevor er an der Giftspritze gestorben ist.
Ebenfalls gestern meldete die Deutsche Presse, dass die im Sudan einer Todesstrafe entgangene Christin Mariam Jahia Ibrahim mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern nach Italien ausreisen konnte und vom Papst empfangen wurde. Sie sollte wegen ihres Glaubens hingerichtet werden und hat noch im Gefängnis eine Tochter zur Welt gebracht. Internationales Aufsehen und Entrüstung sorgten schließlich dafür, dass sie von einem Berufungsgericht freigesprochen wurde. Zehntausende haben über die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International und auf Twitter oder Facebook ihre Freilassung gefordert. Das konnten die Machthaber im Sudan offenbar nicht ignorieren. Gott und den Fürsprechern von Mariam Jahia sei Dank!
Nein, ich werde die vielen Todesurteile nicht verhindern können. Aber wenn meine Gebete und meine Unterschrift mit dazu beitragen, dass ab und an ein Menschenleben gerettet wird, war der Einsatz nicht umsonst.
Wenn ich etwas aus dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte gelernt habe, das vor gerade mal 69 Jahren zu Ende gegangen ist, dann dies, dass ich nicht wegschauen darf, wenn himmelschreiendes Unrecht geschieht. Und es geht auch nicht, einerseits Lobpreislieder zu singen und andererseits zu sagen: »Wir haben das nicht gewusst!« (Losung) Wer wissen will, kann wissen. Das galt damals und gilt heute. Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, der selbst in der Todeszelle saß und schließlich von den Nazi-Henkern in Flossenbürg umgebracht wurde, schrieb in jener finsteren Zeit: »Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen.« (‚Gregorianisch‘ heißt der lateinische Lobpreis aus dem Mittelalter).
Der Lehrtext heute macht mir bewusst, dass mir Jesus auch – und vor allem – in den Elenden, Misshandelten, Gefangenen und Flüchtlingen meiner Zeit begegnet. Wenn mich ihr Schicksal kalt lässt, wenn ich mich dafür nicht interessiere, dann interessiert sich Jesus auch für mich nicht, und meine Lobpreislieder und Gebete gehen ins Leere. So lese ich es im Evangelium des Matthäus im Kapitel 25.

Gebet: Herr, bewahre mich davor, dass mein Glaube zur Sünde wird, wenn es mir nur um meine persönliche Beziehung zu dir geht und ich darüber das Leid meiner Mitmenschen übersehe. Gib mir ein waches Gewissen, ein mitfühlende Herz und den Mut, zu reden und zu handeln, wo es nötig ist. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

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