Sonntag, 6. Juli 2014

In Gottes Einflussbereich leben hl

Lichtblickpredigt am 6. Juli 2014 von Hans Löhr.

Liebe Freunde,

der Glaube an Gott ist eine Kraft, die heilt, die uns von dem Bösen erlöst, wie wir im Vaterunser beten, vor allem aber eine Kraft, die Menschenleben verändert.
Manche aber wollen nicht, dass sich in ihrem Leben etwas ändert, dass plötzlich ganz andere Dinge wichtig werden als bisher. Ich kann das verstehen, denn Veränderung macht immer auch Angst. Da fragst du dich: „was wird sein, wenn ich meine bisherigen Einstellungen loslasse und mich an neuen Werten orientiere?“
Andere aber wollen genau das und sehnen sich nach dem neuen Leben, von dem in der Bibel die Rede ist und das Gott durch den Glauben in ihnen bewirkt. So wie es Jesus mit seinen Gleichnissen vom Himmelreich, vom Einflussbereich Gottes, erzählt. Er sagt:
„Wenn Gott im Leben eines Menschen an Einfluss gewinnt, ist es wie mit einem Schmuckhändler, der auf der Suche nach wertvollen Perlen ist. Eines Tages entdeckt er die kostbarste und schönste Perle seines Lebens. Was soll er tun? Er verkauft alles, was er besitzt er lässt alles los, was ihm bisher wertvoll war, er gibt sein ganzes altes Leben für diese eine Perle dran. Sie zu besitzen, ist sein großes Ziel.“ (Matth. 13,45-46)
So also ist es, wenn ein Mensch Gott entdeckt und beschließt, ihn in sein Leben einzuladen und künftig in seiner Gegenwart, unter seinem Einfluss zu leben.
Dafür gibt es eindrückliche Beispiele zu allen Zeiten, so auch heute. Immer wieder gibt es ehemalige Drogen- und Alkoholabhängige, Gewalttäter wie Kriminelle, die glaubwürdig davon berichten, wie sie zum Glauben an Gott gekommen sind und sich dadurch ihr bisheriges Leben komplett geändert hat. Auf welchen Wegen auch immer haben sie den alles entscheidenden Satz von Jesus gehört, mit dem sein öffentliches Wirken begonnen hat. »Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe!« (Matth. 4,17) Doch dieser Satz muss in unsere Sprache übersetzt werden, damit er auch heute noch verstanden wird. Dann heißt er: »Ändert eure Einstellungen, euer Denken, euer Verhalten, denn Gott ist zu euch gekommen, um euch ein neues, ein besseres Leben zu geben.«
Diese zentrale Botschaft Jesu gilt genauso dir hier und mir. Du und ich, wir beide müssen uns die Frage stellen: will ich so weiterleben wie bisher oder soll in meinem Leben noch einmal etwas neu werden? Sind die Maßstäbe nach denen viele andere in dieser Welt leben, das, was auch ich will oder sehne ich mich nach einem Leben, das sinnvoll ist, in dem ich inneren Frieden finde und ein großes Gottvertrauen spüre?
Ich will euch von einer Frau erzählen, die dieses Leben gefunden hat. Bei ihr ist das weniger spektakulär und dramatisch als bei den Drogensüchtigen und Kriminellen, die zu Gott gefunden haben. Aber vielleicht ist es gerade deshalb für dich interessant.
Ich kenne diese Frau persönlich. Über 40 Jahre lebte sie in ihrem Dorf so wie alle anderen auch. Sie wurde getauft, hat den Kindergottesdienst besucht, wurde konfirmiert, hatte Religionsunterricht in der Schule und ab und zu ging sie auch mal in die Kirche. Und trotzdem spielte Gott in ihrem Alltag keine Rolle. Er kam einfach nicht vor. Wozu sollte sie ihn auch brauchen?
Eine Freundin hat sie mehrmals zu einem Treffen christlicher Frauen eingeladen. Sie ging da hin und lernte die Herzlichkeit und die Gemeinschaft dort schätzen. Doch mehr tat sich bei ihr nicht. Dann fand vor ungefähr zehn Jahren wieder einmal die deutschlandweite Evangelisationsinitiative „ProChrist“ statt. Auch in unserer Region gab es an mehreren Tagen hintereinander eine Fernsehübertragung der zentralen Veranstaltung mit einem bekannten Prediger. Sie sah sich das mit ihren Bekannten aus der Frauengruppe an. Schon an den ersten Abenden spürte sie in sich den Wunsch, ein anderes Leben zu führen, ein Leben, in dem Gott eine größere Rolle spielen sollte, ja, die Hauptrolle. Aber sie traute sich noch nicht, sich für Gott zu öffnen. Am letzten Abend aber spürte sie in sich eine Kraft, die sie aufstehen ließ. Unbeirrt ging sie auf das große Kreuz in dem Saal zu. Und als sie davor stand, beschloss sie, ihr ganzes bisheriges Leben in Gottes Hand zu legen, ihm alles zu bringen und ihn zu bitten, ihr den Glauben und den Frieden zu schenken, wonach sie sich sehnte.
   Was ist geschehen? Ein Mensch wechselt die Seiten. Bisher hat er fast ausschließlich im Einflussbereich unserer Gesellschaft gelebt, hat sich in seinem Verhalten und in seinen Einstellungen an seinen Angehörigen, Nachbarn und Arbeitskollegen orientiert, an ihren materialistischen Wertvorstellungen. Bisher galt: Ich muss genug verdienen, um mit den anderen mithalten zu können. Ich muss möglichst viele Feste mitmachen und Einladungen annehmen, um dazu zu gehören.
Doch plötzlich gerät dieser Mensch, diese Frau in einen anderen Einflussbereich, wo Gott  regiert und Jesus zur wichtigsten Person wird, an der sie sich orientiert. Von nun an lebt sie nicht nur in dieser Welt, sondern zugleich auch im Himmelreich.
Himmelreich? Ich muss das erklären, weil es für viele missverständlich ist. Der Evangelist Matthäus wurde noch im jüdischen Glauben erzogen. Als er die Gleichnisse Jesu aufschrieb, vermied er deshalb das Wort „Gott“. Er wollte sich nicht am „Namen des Herrn“ versündigen wie es im zweiten Gebot heißt: »Du sollst den Namen des Herrn deines Gottes nicht missbrauchen.« Also ersetzt Matthäus das Wort Gott durch das Wort Himmel. Wenn man das weiß, weiß man auch, dass das Himmelreich kein Gebiet über den Wolken ist, sondern der Einflussbereich Gottes hier bei uns auf der Erde, in unserer Welt und vielleicht auch in deinem Leben.
Ein Mensch wechselt die Seiten, so wie auch der Schmuckhändler die Seiten gewechselt hat. Um die neue kostbare Perle zu bekommen, hat er seinen bisherigen Besitz, sein altes Leben dafür dran gegeben. So verhält es sich mit dem Einflussbereich Gottes, sagt Jesus und fährt fort:
„Mit dem Himmelreich verhält es sich wie mit einem Senfkorn. Es ist ein winziger Same. In der Erde verborgen beginnt er zu keimen, wird groß und eine mächtige Staude, die anderen Schutz bietet. So ist es auch, wenn ein Mensch Gott für sich neu entdeckt. (Matthäus 13,31-32) Es beginnt ganz unspektakulär tief in ihm. Doch dann ändert sich allmählich sein Leben, so dass es auch seine bisherige Umgebung merkt. Die einen reagieren ablehnend, weil sie spüren, dass dieser Mensch mit seinen Einstellungen und Werten nun nicht mehr zu ihnen gehört. Andere freuen sich darüber und heißen ihn in ihrer Gemeinschaft willkommen.
Und weiter sagt Jesus: „Mit dem Himmelreich, also mit dem Einfluss Gottes hier auf der Erde, verhält es sich wie mit Hefe, die eine Frau zum Backen nimmt. Sie stellt den gekneteten Teig zur Seite und die Hefe tut ihr Werk. Sie durchdringt den Teig und lässt ihn gehen bis der Kuchen seine Form gefunden hat. So tut auch Gott sein Werk in einem Menschen, der sich für ihn und sein Wort öffnet und ihn in sich wirken lässt. Immer mehr Bereiche seines Lebens werden so von Gott durchdrungen, bis das ganze Leben dieses Menschen von ihm bestimmt wird. (Matth 13,33)“
Jesus sagt mit seinen Gleichnissen vom Himmelreich etwas, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber auch bei uns Christen hier nicht selbstverständlich ist. Nämlich, dass der Glaube und mit ihm das Gottvertrauen das Leben eines Menschen verändert und es also darauf ankommt, dass ich im Glauben nicht stehen bleiben, sondern ein Leben lang bereit bin zu wachsen und neue Erfahrungen mit Gott zu machen. Manchmal muss nur ein Knoten platzen. Manchmal aber ist auch ein Anstoß von außen nötig.
Doch dazu braucht es andere Menschen, die dir von ihren Erfahrungen mit Gott erzählen, die an dich weitergeben, was sie an Segen und Frieden von Gott bekommen haben und denen du abspüren kannst, dass sie sich nicht mehr um alles und jedes Sorgen machen müssen.
Der Glaube an Gott ist eine Kraft, die Menschenleben verändert. Wie ist das bei dir? Willst du dich von Gott ändern lassen? Willst du, dass er auf dich Einfluss nimmt und du ein neues Leben beginnst, in dem du gelassener sein kannst, weil nicht mehr du selbst dein Leben zurechtbiegen musst, sondern Gott in dir wirken lässt? Ihm gehört doch ohnehin alles, was ist. Alles hat er geschaffen und nichts, was ist, ist ohne ihn. Auch du. Vielleicht kannst du zum Schluss mit mir sagen und beten:
Gebet: Herr, ich bringe dir alles, mein ganzes Leben, es gehört dir ja sowieso.
Ich bringe dir meine Sorgen und Hoffnungen,
mein Scheitern und mein Gelingen,
mein Leid, meine Tränen und meine Freude.
Ich bringe dir meine Schwächen und meine Kraft,
meine Schuld, meinen Zweifel und meinen Glauben,
allen Druck den ich habe und den Stress.
Alles was ich bin und habe: meine Familie, mein Leben –
ich lege es in deine Hand.
Es gehört dir.
In dir will ich leben.
Lebe du auch in mir.
Wo du bist, will auch ich sein und wo ich bin, sei du bei mir. Amen

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