Losung: Der HERR
hebt auf den Dürftigen aus dem Staub. 1.Samuel 2,8
Lehrtext: Welcher
Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen
verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen
nach, bis er's findet? Und wenn er's gefunden hat, so legt er sich's auf die
Schultern voller Freude. Lukas 15,4-5
Liebe
Leserin, lieber Leser,
in meinem Heimatort, in Neuendettelsau steht neben der
Laurentiuskirche eine überlebensgroße Steinfigur von Jesus, dem guten Hirten,
der ein Schaf auf seinen Schultern trägt. Schon als Kindergartenkind hat mich
dieser Jesus angesprochen. Offenbar hatte uns damals Tante Margot die
Geschichte vom Verlorenen Schaf (Lehrtext) erzählt, weshalb ich wusste, was die
Figur darstellt. Ich selbst wollte zwar kein verlorenes Schaf sein – wer will
das schon –, aber in dem Schäflein auf Jesu Schultern habe ich mich
wiedererkannt. Das wollte ich schon sein, ganz nah bei meinem guten Hirten, von
ihm persönlich getragen, behütet und geliebt.
Viele Jahre später wurde am Sockel dieser Statue eine
Bronzetafel angebracht, auf der steht: »Christus spricht: Niemand wird sie mir
aus meiner Hand reißen. Mahnung und Trost im Gedenken an alle Behinderten, die
1940/1941 unsern Heimen entrissen wurden.« Gut, dass dieser Ärmsten der Armen
gedacht wird, die von Nazi-Schergen im weißen Arztkittel auf grausame Weise in
Ansbach und Strüth umgebracht worden sind. Weniger gut, dass dieser Text
beschönigt. Von Ausnahmen abgesehen, wurden damals von den Verantwortlichen der
Diakonie die behinderten Kinder ihren Mördern ohne großen Widerstand
ausgeliefert. »Entrissen wurden« sie eher nicht. Es wäre an der Zeit für eine
Ergänzung, in der auf das Versagen und die Schuld der Kirche damals hingewiesen
wird, dass man dafür um Vergebung bittet und sich das für künftige Zeiten eine
Mahnung sein lässt. Doch ich möchte für mich auch daraus lernen. Jeder von uns
soll ein guter Hirte für seinen Mitmenschen sein, der in Not ist. Jeder, der
Christ sein will.
Gleiches gilt für die heutige Tageslosung. Auch da soll mir
der Herr ein Vorbild sein, wie man mit Menschen umgeht, die seelisch am Boden
(= Staub) sind. Du kannst sie verachten, du kannst auf ihnen herumtrampeln, du
kannst sie aber auch aufheben und aufrichten und ihnen mit deiner Liebe auch
ihre Würde zurückgeben. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Gott jeden
Menschenkrümel am Wegrand sorgsam aufhebt. Er wird auch an mir nicht achtlos
vorübergehen, wenn ich daliege. Und darum will ich das bei meinen Menschengeschwistern
auch nicht tun.
Gebet: (Kinderlied
für Erwachsene)
Weil ich Jesu
Schäflein bin,
freu' ich mich nur immerhin
über meinen guten Hirten,
der mich wohl weiß zu bewirten,
der mich liebet, der mich kennt
und bei meinem Namen nennt.
freu' ich mich nur immerhin
über meinen guten Hirten,
der mich wohl weiß zu bewirten,
der mich liebet, der mich kennt
und bei meinem Namen nennt.
Herzliche Grüße und noch einen schönen Sonntag!
Ihr / dein Hans Löhr
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