Losung: Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen. Jesaja 25,8
Lehrtext: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der
Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller
unserer Trübsal. 2.Korinther 1,3-4
Liebe Leserin, lieber Leser,
heute habe ich für Sie / dich passend zu den beiden
Bibelworten ein Märchen ausgesucht. Es stammt aus der Sammlung von Ludwig
Bechstein und heißt „Das Tränenkrüglein“:
»Es waren einmal eine
Mutter und ein Kind, und die Mutter hatte das Kind, ihr einziges, lieb von
ganzem Herzen und konnte ohne das Kind nicht leben und nicht sein. Aber da
sandte der Herr eine große Krankheit, die wütete unter den Kindern und erfasste
auch jenes Kind, dass es auf sein Lager sank und zum Tod erkrankte. Drei Tage
und drei Nächte wachte, weinte und betete die Mutter, die nun allein war auf
der ganzen Gotteserde - ein gewaltiger und namenloser Schmerz - und sie aß
nicht und trank nicht und weinte, weinte wieder drei Tage lang und drei Nächte
lang ohne Aufhören und rief nach ihrem Kinde. Wie sie nun so vollen tiefen
Leides in der dritten Nacht saß an der Stelle, wo ihr Kind gestorben war,
tränenmüde und schmerzensmatt bis zur Ohnmacht, da ging leise die Türe auf, und
die Mutter schrak zusammen, denn vor ihr stand ihr gestorbenes Kind. Das war
ein seliges Engelein geworden und lächelte süß wie die Unschuld und schön wie
in Verklärung. Es trug aber in seinen Händchen ein Krüglein, das war schier
übervoll. Und das Kind sprach: "0 lieb Mütterlein, weine nicht mehr um
mich! Siehe, in diesem Krüglein sind deine Tränen, die du um mich vergossen
hast; der Engel der Trauer hat sie in diesem Gefäß gesammelt. Wenn du noch eine
Träne um mich weinest, so wird das Krüglein überfließen, und ich werde dann
keine Ruhe haben im Grabe und keine Seligkeit im Himmel. Darum, O lieb
Mütterlein, weine nicht mehr um dein Kind, denn dein Kind ist wohlaufgehoben,
ist glücklich, und Engel sind seine Gespielen." Damit verschwand das tote
Kind und die Mutter weinte hinfort keine Träne mehr, um des Kindes Grabesruhe
und Himmelsfrieden nicht zu stören.«
Okay ich weiß, solche Märchen sind heute nicht mehr ‚in‘. Da
fehlen die Monster und Sternenkrieger, die Zauberer und Jedi-Ritter. Da fehlt
die „action“. Aber dass sich eine Mutter um ihr totes Kind die Augen aus dem
Kopf weint, bleibt leider aktuell. Mir gefällt dieses Märchen, sowohl wegen
seiner wunderbaren Sprache als auch wegen seines tiefen Sinns. Es weicht der
harten Realität nicht aus, erzählt gar
davon, dass der Herr die große Krankheit sendet, welche zum Tod des Kindes
führt, und tröstet doch mehr als viele Worte trösten, die Menschen sonst sagen.
Und dann dieses schöne Bild vom „Engel der Trauer“, der die Tränen in einem
Krüglein sammelt. Es erinnert mich an Psalm 56 Vers 9, wo König David betet: »Sammle, Herr, meine Tränen in deinen Krug;
ohne Zweifel, du zählst sie.« (Psalm 56,8)
Die Menschen früherer Zeiten wussten sehr wohl, dass Gott
auch mit ihrem Unglück zu tun hat. Das zu sagen, fällt uns heute nicht leicht.
Und doch trifft es zu, auch wenn man das nicht versteht. Aber unsere Vorfahren
wussten auch, wer allein sie trösten und ihre Tränen abwischen würde. So wie
die Mutter in dem Märchen weint und betet, so hat man damals sein Leid beweint
und dennoch am Gebet und damit an Gott festgehalten. Er ist ja nicht irgendein
harter, ferner und unnahbarer Schicksalsgott, sondern der Vater Jesu Christi, »der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen
Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal« (Lehrtext). Der dir die
Tränen abwischt und sie in seinem Krug sammelt. Vor ihm weinen seine
Menschenkinder keine Kummertränen, die er nicht sieht und zählt. Ja, manchmal
ist diese schöne Welt ein Tränental. Einmal aber wird es soweit sein, dass »Gott alle Tränen abwischen wird. Dann wird
der Tod nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein;
denn das Erste ist vergangen.« (Offenbarung 21, 4)
Gebet: Vater im Himmel, niemand tröstet wie du.
Sende auch mir deinen Engel der Trauer und tröste du mich in meinem Leid. Und
wenn auch ich einmal tränenmüde und schmerzensmatt sein werde , wenn Kummer und
Schmerz so schwer werden, dass ich sie nicht mehr tragen kann, so hilf du mir sie
tragen. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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