Montag, 20. Juli 2015

Gottes großes Taschentuch hl

Losung: Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen. Jesaja 25,8

Lehrtext: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal. 2.Korinther 1,3-4

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute habe ich für Sie / dich passend zu den beiden Bibelworten ein Märchen ausgesucht. Es stammt aus der Sammlung von Ludwig Bechstein und heißt „Das Tränenkrüglein“:
»Es waren einmal eine Mutter und ein Kind, und die Mutter hatte das Kind, ihr einziges, lieb von ganzem Herzen und konnte ohne das Kind nicht leben und nicht sein. Aber da sandte der Herr eine große Krankheit, die wütete unter den Kindern und erfasste auch jenes Kind, dass es auf sein Lager sank und zum Tod erkrankte. Drei Tage und drei Nächte wachte, weinte und betete die Mutter, die nun allein war auf der ganzen Gotteserde - ein gewaltiger und namenloser Schmerz - und sie aß nicht und trank nicht und weinte, weinte wieder drei Tage lang und drei Nächte lang ohne Aufhören und rief nach ihrem Kinde. Wie sie nun so vollen tiefen Leides in der dritten Nacht saß an der Stelle, wo ihr Kind gestorben war, tränenmüde und schmerzensmatt bis zur Ohnmacht, da ging leise die Türe auf, und die Mutter schrak zusammen, denn vor ihr stand ihr gestorbenes Kind. Das war ein seliges Engelein geworden und lächelte süß wie die Unschuld und schön wie in Verklärung. Es trug aber in seinen Händchen ein Krüglein, das war schier übervoll. Und das Kind sprach: "0 lieb Mütterlein, weine nicht mehr um mich! Siehe, in diesem Krüglein sind deine Tränen, die du um mich vergossen hast; der Engel der Trauer hat sie in diesem Gefäß gesammelt. Wenn du noch eine Träne um mich weinest, so wird das Krüglein überfließen, und ich werde dann keine Ruhe haben im Grabe und keine Seligkeit im Himmel. Darum, O lieb Mütterlein, weine nicht mehr um dein Kind, denn dein Kind ist wohlaufgehoben, ist glücklich, und Engel sind seine Gespielen." Damit verschwand das tote Kind und die Mutter weinte hinfort keine Träne mehr, um des Kindes Grabesruhe und Himmelsfrieden nicht zu stören.«
Okay ich weiß, solche Märchen sind heute nicht mehr ‚in‘. Da fehlen die Monster und Sternenkrieger, die Zauberer und Jedi-Ritter. Da fehlt die „action“. Aber dass sich eine Mutter um ihr totes Kind die Augen aus dem Kopf weint, bleibt leider aktuell. Mir gefällt dieses Märchen, sowohl wegen seiner wunderbaren Sprache als auch wegen seines tiefen Sinns. Es weicht der harten Realität nicht aus, erzählt  gar davon, dass der Herr die große Krankheit sendet, welche zum Tod des Kindes führt, und tröstet doch mehr als viele Worte trösten, die Menschen sonst sagen. Und dann dieses schöne Bild vom „Engel der Trauer“, der die Tränen in einem Krüglein sammelt. Es erinnert mich an Psalm 56 Vers 9, wo König David betet: »Sammle, Herr, meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie.« (Psalm 56,8)
Die Menschen früherer Zeiten wussten sehr wohl, dass Gott auch mit ihrem Unglück zu tun hat. Das zu sagen, fällt uns heute nicht leicht. Und doch trifft es zu, auch wenn man das nicht versteht. Aber unsere Vorfahren wussten auch, wer allein sie trösten und ihre Tränen abwischen würde. So wie die Mutter in dem Märchen weint und betet, so hat man damals sein Leid beweint und dennoch am Gebet und damit an Gott festgehalten. Er ist ja nicht irgendein harter, ferner und unnahbarer Schicksalsgott, sondern der Vater Jesu Christi, »der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal« (Lehrtext). Der dir die Tränen abwischt und sie in seinem Krug sammelt. Vor ihm weinen seine Menschenkinder keine Kummertränen, die er nicht sieht und zählt. Ja, manchmal ist diese schöne Welt ein Tränental. Einmal aber wird es soweit sein, dass »Gott alle Tränen abwischen wird. Dann wird der Tod nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.« (Offenbarung 21, 4)

Gebet: Vater im Himmel, niemand tröstet wie du. Sende auch mir deinen Engel der Trauer und tröste du mich in meinem Leid. Und wenn auch ich einmal tränenmüde und schmerzensmatt sein werde , wenn Kummer und Schmerz so schwer werden, dass ich sie nicht mehr tragen kann, so hilf du mir sie tragen. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

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