Freitag, 24. Juli 2015

Heiliger Zorn hl

Losung: HERR, ich preise dich! Du hast mir gezürnt! Möge dein Zorn sich wenden, dass du mich tröstest. Jesaja 12,1

Lehrtext: Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Johannes 6,37

Liebe Leserin, lieber Leser,

aus meiner Sicht hätte Gott immer wieder allen Grund zornig zu sein, und manchmal wünsche ich mir das sogar, wenn es nicht gerade mich selbst betrifft. Ich hätte nichts dagegen, wenn Gott den Starken zürnen würde, die die Schwachen erniedrigen, ausbeuten und misshandeln. Doch Gott sei Dank ist Gott nicht zornig. Wäre er es, könnte er bei dem, was tagtäglich auf der Welt geschieht, seinen Menschenkindern nur noch zürnen. Früher, ja da haben viele Menschen gedacht, dass Blitz und Donner ein Ausdruck von Gottes Zorn seien oder Erdbeben und andere Naturkatastrophen. Doch was sollte der Zorn Gott nützen? Sollte er die Menschen, die er doch geschaffen hat, allesamt wieder von der Erde fegen? Sollte er mit seinem Zorn drohen und abschrecken? Was wäre ein Glaube wert, der aus der Angst der Menschen vor Gottes Zorn kommt? Und würde sein Zorn sie abschrecken, Böses zu tun? Das tut doch die Todesstrafe auch nicht. Obwohl sie in den USA immer noch gilt, hat dieses Land eine der höchsten Mordraten der Welt.
Deshalb möchte ich nicht so allgemein von Gottes Zorn sprechen. Etwas anderes ist es, wenn man für sich selbst den Eindruck hat, dass Gott einem gezürnt hat, wie es der Prophet Jesaja seinem Volk in den Mund legt. Doch sollte man damit vorsichtig sein, negative menschliche Gefühle auf Gott zu übertragen. Ich halte mich lieber an das Neue Testament, an Jesus selbst. Auch er hatte einen heiligen Zorn, als er den Religionsbetrieb seiner Kirche geißelte und die Glaubenshüter seiner Zeit Schlangenbrut, Heuchler und Narren voll Raubgier und Bosheit nannte. Er zürnte ihnen, weil sie mit ihrem Gehabe den einfachen Leuten den Weg zu Gottes Liebe versperrten. Den Sündern aber, die sich ihrer Schuld bewusst waren, zürnte er nicht. Für sie war er ja gekommen, für so jemanden wie mich - und vielleicht auch für dich? Und ihnen, die Angst vor einem zornigen Gott hatten, predigte er die Barmherzigkeit des Vaters im Himmel und sagte er: »Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.«

Gebet: Danke, Herr, dass ich vor dir keine Angst haben muss, sondern auch mit dem, was an mir problematisch und schwierig ist, zu dir kommen kann. Dir kann ich mein Versagen bringen und meine Schuld und alles, was nicht recht ist. Dir liegt ja nicht daran, mich zu bestrafen, sondern mir zu helfen. Mögen mich auch Menschen verurteilen, du tust das nicht. Du richtest mich wieder auf, wenn ich am Boden bin und gibst mir eine neue Chance. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen