"Ja" oder "Der
große Segen" – Predigt von Hans Löhr im „11vor11“-Gottesdienst am 23.7.2017 in
Neuendettelsau (das gesprochene Wort geht über das geschriebene hinaus)
Liebe Freunde,
die meisten Predigten, die du gehört hast, wirst du inzwischen wieder
vergessen haben. Doch vielleicht ist auch das eine oder andere Predigtwort in die
Tiefenschichten der Seele gesunken und entfaltet dort seine hoffentlich
heilsame Wirkung, ohne dass dir das noch bewusst ist. Eine Predigt aber hast du
ganz bestimmt vergessen, ausgerechnet die, die dir persönlich gegolten hat: die
Predigt bei deiner Taufe. Darum will ich heute noch einmal eine Taufpredigt halten
– für dich.
„Wir kommen weit her, liebes Kind, und müssen weit gehen.
Keine Angst, alle sind bei dir, die vor dir waren:
Deine, Mutter, dein Vater und alle, die vor ihnen waren, weit, weit zurück.
Alle sind bei dir, keine Angst!
Wir kommen weit her und müssen weit gehen, liebes Kind.”
Keine Angst, alle sind bei dir, die vor dir waren:
Deine, Mutter, dein Vater und alle, die vor ihnen waren, weit, weit zurück.
Alle sind bei dir, keine Angst!
Wir kommen weit her und müssen weit gehen, liebes Kind.”
Das hat der Schriftsteller Heinrich Böll zur Geburt seiner Enkeltochter geschrieben.
Ich will es auch dir sagen. Denn wer einen neuen Menschen auf dieser alten Erde
begrüßt, soll ihm auch zeigen, woher der Weg kommt, den er nun durchs Leben zu
gehen hat, wer bei ihm ist und ihn begleitet und wohin der Weg führt. Auch wenn
deine Taufe nun schon länger zurück liegt, so lass dir wieder von Gott
erzählen, vom Gott deiner Eltern und unserem Gott. Von dem, der dich geschaffen
hat und das Licht, das du siehst, den Himmel und die Erde und alles, was mit
dir atmet und lebt.
Lass dir sagen, dass Gottes Ja von Anfang an über deinem Leben steht.
Er selbst hat es hineingesprochen in die Zeit, die er dir schenkt. Was immer
auch sein wird, das gilt: Gott sagt ja zu dir, sagt: „Du sollst leben!“ So höre
sein Ja in allem, was sein wird, im Glück, das dir zuteil wird und im Unglück,
da ganz besonders. Höre es in den hellen Stunden und im Dunkel von Leid und
Angst. In allem und aus allem sagt Gott ja zu dir. Wer könnte dich da
verneinen! So sage auch du nicht „nein“ zu deinem Leben, wenn Gott „ja“ dazu
sagt.
So gilt es von Anfang an und so gilt es für dich. Denn als Gott die
Tiere und die Menschen geschaffen hat, da war das Erste, was ihnen galt, sein
Segen. Gut sprach Gott vom dem, was aus ihm kam, von dieser Welt, von seinen
Menschen, von dir und mir. Vergiss das nicht, weil Gott am Anfang gut von uns
gesprochen hat, darum wird es auch am Ende gut mit uns sein. Alles, alles wird
gut sein mit dir und mit uns und mit allem, was er geschaffen hat. Lass dich
darum vom Bösen nicht verwirren und von deinen schlechten Erfahrungen nicht
verunsichern. Auch sie hast du nicht umsonst gemacht.
So also hat es angefangen, mit Himmel und Erde und dir und mir, dass es
bei Gott gut war. So also leben wir als Gesegnete, dazu bestimmt einander
selbst ein Segen zu sein. Wie Abraham, zu dem Gott sagte: „Ich will dich segnen
und du sollst ein Segen sein!”
Darum erzählen wir die alten Geschichten heute und auch später noch,
damit du etwas erfährst vom Glanz des Lebens und seiner Schönheit, damit du
weißt, wie alles begonnen hat und wie es werden wird. Damit du die Gabe des
Lebens schätzt bei dir und deinen Menschengeschwistern. Darum bist du gesegnet
in Gottes Namen, dass du deine Würde erkennst, die du von ihm hast, nach dessen
Bild du gemacht bist. Würdige in gleicher Weise auch die, die mit dir leben. Darum
bist du gesegnet, um selbst ein Segen zu sein, damit du deinen Mitmenschen gut
tust.
Sei also gesegnet mit Segen oben vom Himmel herab, dass dir nach langen
Nächten voll Kampf und Leid die Sonne aufgehe und du aufs Neue Gott loben
kannst für die Güte des Lebens. Sei gesegnet mit Segen von der Tiefe, in die
Christus hinabgestiegen ist, um die Toten heraufzuführen. Sei gesegnet mit dem
geistlichen Segen in himmlischen Gütern, mit Glaube, Hoffnung und Liebe, dass
du satt werdest am Brot des Lebens und andere sättigst, dass auch du ja zum
Leben sagen kannst, wie Gott ja zu dir sagt.
Und auch das wünsche ich dir, dass er dir ein gesegnetes Alter schenke
und einen gnädigen Tod. Und dass dann einer an deinem Grab stehen möge, um dich
ein letztes Mal zu segnen im Namen des lebendigen Gottes für die letzte Reise
heim zu ihm, von dem du gekommen bist. So sei dein Leben erfüllt und
umschlossen von Gottes Ja.
Liebes Menschenkind, der Segen gehört zu den Dingen, die wir uns nicht
selbst machen und kaufen können. Er ist unverfügbar und eine Gabe, die mit
einer anderen Kraft zu tun hat als Menschenkraft, ein Geschenk nicht von dieser
Welt. Wer dich immer segnet, hüllt dich in den Schutzmantel von Gottes
Versprechen, damit du den Wechselfällen des Lebens nicht schutzlos preisgegeben
bist, damit du umhüllt von der heilsamen Macht des Segens, durch gute und durch
schlechte Zeiten gehst.
Doch lass dir auch von Jesus erzählen, dem Menschensohn, deinem Bruder
und Freund. Zu ihm haben Mütter ihre Kinder gebracht, damit er sie segne. Zu
ihm bist du als Taufkind gebracht worden, damit du ihm gehörst in Zeit und
Ewigkeit. Denn durch ihn kommt die Kraft, die in den Schwachen mächtig ist, die
heilt, was krank und sucht, was verloren ist.
In seinem Namen bist du getauft. In seinem Zeichen wirst du gesegnet.
Ihn hat Gott für uns alle zum Segen gemacht. So trage du den Segen weiter, weit
hinein in unsere Zeit. Trage ihn zu denen, die den gnädigen Gott nicht kennen,
auch zu denen, die dir weh tun.
„Wir kommen weit her und müssen weit gehen, liebes Kind.” Darum wirst
du heute wieder gesegnet. Was auch geschieht, Gott sagt ja zu dir. Er ist für
dich da und du gehörst zu ihm. Amen HL
Anschließend persönlicher Segen im Gottesdienst für alle Getauften und Ungetauften
Anschließend persönlicher Segen im Gottesdienst für alle Getauften und Ungetauften
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