Losung: Er wird Frieden gebieten den Völkern. Sacharja 9,10
in fünf Monaten ist bereits Adventszeit. Dann wird in den Kirchen wieder dieses Bibelwort vorgelesen: Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel. Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde. (Sacharja 9,9+10).
Lehrtext: Petrus sprach: In jedem Volk, wer Gott fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm. Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle. Apostelgeschichte 10,35-36
Liebe Leserin, lieber Leser,
Das hört sich doch gut an. Aber wie hört es sich an, wenn man dieses Wort auf unsere Zeit überträgt? Wenn es dann heißt: Ihr Menschen in Deutschland, freut euch sehr. Jesus, euer König, kommt zu euch, arm und ohne Porsche, sondern in einem klapprigen Kleinwagen. Er wird die amerikanischen Kampfhubschrauber vernichten in Ansbach-Katterbach und die Panzer der Bundeswehr in Veitshöchheim und wird die Schlachtschiffe im Kriegshafen in Kiel versenken...
Das hört sich doch gleich ein bisschen anders an. Oder? Warum fängt Jesus mit dem Vernichten des Kriegsgerätes nicht bei denen an, vor denen man sich in Deutschland fürchtet, bei den Russen oder Chinesen? Warum soll ausgerechnet von unserem Land Frieden ausgehen? Das haben sich die Leute damals in Jerusalem vermutlich auch gefragt. Warum wir? Warum bei uns? Und warum sollen wir uns darüber freuen?
Am besten, man nimmt die Bibel nicht beim Wort, vor allem dann nicht, wenn es für einen selbst unangenehm wird. Oder? Und außerdem ist ja da ohnehin von einer fernen Zukunft die Rede, die mit unserer Gegenwart nichts zu tun hat und uns also nichts angeht. Oder? Und wenn schon der Herr den Völkern Frieden gebietet (Losung), dann möge er doch gefälligst erst mal bei den anderen damit anfangen. Wir sind doch sowieso schon friedlich. Oder?
Im Lehrtext ist vom Frieden die Rede, welchen Gott durch Christus unter uns Menschen gestiftet hat. Damals hat Petrus zum Ärger der rechtgläubigen Juden gesagt, dass Gott die Person nicht ansieht, nicht ihre Stellung, nicht ihre Nationalität, ja nicht einmal ihre Religion, sondern dass ihm jeder in jedem (!) Volk angenehm ist, der ihn achtet und Recht tut. Das war damals radikal. Das war revolutionär. Das hat die bisherige religiöse Ordnung auf den Kopf gestellt. Aber das enthält auch eine entscheidende Einsicht: Ohne Frieden in und unter den Religionen wird und kann es keinen Frieden in und unter den Völkern geben.
Gebet: Herr, wir Menschen sind unfähig, den Krieg zu verbannen, auf Gewalt zu verzichten, den Irrsinn aufzugeben, als ob Waffen uns schützen könnten. Immer wieder rennen wir ins eigene Verderben. Und so klage ich dir unseren Unglauben, unser mangelndes Gottvertrauen, unsere Unfähigkeit zu einem dauerhaften Frieden. Erbarme dich! Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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