Samstag, 22. Juli 2017

rein – unrein hl

LosungWir wurden alle wie die Unreinen, und alle unsre Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid. Jesaja 64,5 

LehrtextDer Herr wandte sich und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich. Lukas 22,61-62 

Liebe Leserin, lieber Leser,

rein – unrein, mit dieser Unterscheidung quälen sich Juden und Muslime bis zum heutigen Tag. Sie meinen, dass ein Mensch rein sein könne und sich davor hüten müsse, unrein zu werden. Also müssen sie zum Beispiel aufpassen, welche Speisen sie essen dürfen, die als rein gelten, und welche nicht, die als unrein gelten und die dann auch den Menschen, der sie isst, unrein machen. Damit hatte Jesus Schluss gemacht. Er sagt kurz und knapp: Nicht das, was in den Menschen hineingeht, macht ihn unrein, sondern das, was an bösen Gedanken, Worten und Taten von ihm ausgeht (Markus 7,18-23).
     Ein Mensch ist weder rein noch unrein, sondern ein Mensch mit seinen guten Seiten und seinen schlechten Seiten, mit seinen Schwächen und mit seinen Stärken. Wie die Erfahrung zeigt, ist es brandgefährlich, sich selber für rein und andere für unrein zu halten, für rechtgläubig und für ungläubig, für auserwählt und für verloren, für einen Arier und für einen Untermenschen, sich selber für einen Gerechten und andere für Sünder zu halten. Daraus ist schon viel namenloses Leid entstanden. 
     Die heutige Losung sagt mir, dass es besser ist, zur Selbstkritik fähig zu sein als zur Selbstgerechtigkeit. Das ist auch der Sinn des Sündenbekenntnisses, das ich zu Beginn eines Kirchengottesdienstes spreche: „Vor dem Heiligen Gott erkennen wir, dass wir nicht so gelebt haben wie er es von uns erwartet und wie es uns gut tut. Wir sind ihm, unseren Mitmenschen und uns selbst manches schuldig geblieben. Das tut uns leid und so bitten wir Gott um Vergebung
     Auch Petrus war zur Selbstkritik fähig und hat es bitter bereut, Jesus dreimal verleugnet zu haben. Der Blick des gefangenen Jesus traf ihn ins Herz. Nein, das hätte er unter keinen Umständen tun sollen. Aber wer hat noch nie etwas gesagt oder getan, was er unter keinen Umständen hätte sagen oder tun sollen? Du vielleicht? Ich nicht. Ich bin wie Petrus darauf angewiesen, dass Gott mir vergibt und ich wieder eine neue Chance bekomme - nicht zur Selbstgerechtigkeit, sondern zu mehr Demut.

Gebet: Herr, ich weiß, ich kann mich nicht selbst vor dir reinwaschen. Ich kann aus eigener Kraft kein Leben führen, das dir gefällt. Darum bitte ich dich, dass du mir vergibst und mich so ansiehst, wie du mich haben willst. Bewahre mich vor der Sünde der Selbstgerechtigkeit und sei mir das Beispiel für mehr Demut. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen