Losung: Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten. 2.Mose 23,1
Lehrtext: Paulus schreibt: Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als ein angesehener und untadeliger Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht vertritt. 2.Timotheus 2,15
Liebe Leserin,
lieber Leser,
warum ist man mit Fake
News, also erlogenen Behauptungen, bei manchen so erfolgreich? Ein Hauptgrund
dürfte das tiefe Misstrauen sein, das verhältnismäßig viele gegen politische Parteien
und gegen die Medien hegen. Oft kommen solche angeblich objektiven „Nachrichten“ wichtigtuerisch daher. Manche sind einfach nur
dumm. Andere aber auch gefährlich, weil sie gutgläubige Menschen grundlos verunsichern. Offenbar gibt es Fake News seitdem es Menschen gibt. Sie waren auch in
biblischen Zeiten ein Problem, sonst hätte es weder des 8. Gebots noch der
heutigen Losung bedurft. Doch ganz so einfach ist es auch wieder
nicht. In seltenen Fällen sind Fake News enorm wichtig, wenn man damit Hoffnungslosen
wieder neue Hoffnung machen kann. So ein Fall wird in dem Tatsachen-Roman „Jakob der Lügner“
von Jurek Becker erzählt.
Lüge, die Hoffnung macht
Die Geschichte
spielt während des 2. Weltkriegs in einem jüdischen Ghetto einer osteuropäischen
Stadt. Die Nazi-SS hat Juden in einem Stadtteil eingesperrt und lässt sie dort
bis zur Deportation in die Vernichtungslager Zwangsarbeit verrichten. Die Lebensbedingungen
sind entsetzlich. Viele begehen Selbstmord, weil sie die Leiden und die Verzweiflung
nicht mehr ertragen. Da verbreitet der Jude Jakob Heym Nachrichten vom Vormarsch
der Roten Armee und behauptet, heimlich ein Radio zu besitzen, was im Ghetto
bei Todesstrafe verboten war.
Sofort
ist er unter seinen Leidensgenossen der wichtigste Mann. Endlich bekommt man Nachrichten
von außerhalb des Ghettos. Und die Siege und der Vormarsch der Russen geben
allen wieder Hoffnung. Schlagartig hören die Selbstmorde auf und viele
schmieden Pläne für die Zeit nach der Befreiung.
Doch die Nachrichten von Jakob sind Fake News.
Er hat gar kein Radio. Zunehmend leidet er unter dem Druck, immer wieder neue Nachrichten
erfinden zu müssen. Doch als er das seinem ältesten Freund gesteht, erhängt
sich dieser kurz darauf. Nun weiß Jakob, er muss mit seinen Lügengeschichten weitermachen,
um die Hoffnung aufrechtzuerhalten und den Überlebenswillen der Ghetto-Juden zu
stärken.
Und nun frage ich dich: Hat Jakob Heym
recht gehandelt? War das, was er tat, im Sinne Gottes? Kann unter extremen Umständen
auch mal eine Lüge »das Wort der Wahrheit« sein?
Gebet: Gütiger Gott und barmherziger Vater, wie dankbar bin ich dir, dass ich bisher nie solche Leiden und Ängste ausstehen musste. So hast du mir auch den Konflikt erspart, anderen etwas vorlügen zu müssen, um sie vor Schlimmeren zu bewahren. Gib mir die Kraft und den Mut, wo immer es nötig ist, gegen Rassismus und Nationalismus vorzugehen. Nie wieder darf sich wiederholen, was im Namen meines Volkes verbrochen wurde. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
PS: Hier Näheres zu dem Roman
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Danke für den Hinweis auf "Jakob der Lügner". Ich halte Jakobs Verhalten in dieser Situation für eine lässliche Sünde. Evtl. hätte er damit sogar Menschenleben retten können. Die Tragik in diesem Roman ist ja, dass das am Ende nicht passiert, wenn ich es richtig übersehe. Das Positive war immerhin, dass vielen dadurch Hoffnung gegeben wurde.
AntwortenLöschenIch habe diesen Roman auch immer als Parabel auf die Verkündigung der Kirche gesehen.
Auf die Idee mit der Parabel bin ich nicht gekommen. Man könnte es in der Tat so sehen.
AntwortenLöschenDie Wirkung seiner Fake News zeigt sich mE nicht am Ziel, sondern am Weg. Die kurze Zeit bis zur Deportation war eine Zeit der alles in allem nicht ganz unbegründeten Hoffnung. Die Rote Armee, die ja tatsächlich im Anmarsch war, hat schließlich doch noch die Lager im Osten befreit, wenn auch für viele Opfer zu spät.