Liebe Leserin, lieber Leser,
hört zunächst als Lesung einen Abschnitt aus der Bibel. Diese Verse sind für mich goldene Worte. In der Bibel stehen mehrere goldene Worte, aber diese leuchten und glänzen ganz besonders. Ich lese sie vor aus einer neuen Übersetzung von Psalm 73:
Ein gefährliches Liebeslied
Herzliche Grüße
Hans Löhr
hört zunächst als Lesung einen Abschnitt aus der Bibel. Diese Verse sind für mich goldene Worte. In der Bibel stehen mehrere goldene Worte, aber diese leuchten und glänzen ganz besonders. Ich lese sie vor aus einer neuen Übersetzung von Psalm 73:
Jetzt, mein Gott, bleibe ich immer bei dir, denn du hältst mich bei der Hand. Du führst mich nach deinem Plan und nimmst mich am Ende mit Ehren auf. Wer im Himmel könnte mir helfen wenn nicht du? Was soll ich mir noch wünschen auf der Erde, ich habe doch dich. Du bist doch, Gott, alle Zeit meine Kraft. Ja du bist alles, was ich habe.“
Liebe Freunde,
es war irgendwann im Herbst 1983, abends gegen 23 Uhr. Ich war damals Pfarrer in Röthenbach an der Pegnitz zwischen Nürnberg und Lauf. Plötzlich klingelt es an der Haustür. Ich mach auf. Vor mir steht ganz aufgeregt ein ehemaliger Konfirmand und sagt: „Herr Pfarrer, Herr Pfarrer haben sie Luftballons?“ Ich habe erst mal verdutzt geschaut. „Wir machen gerade eine Party und da haben wir die Aufgabe bekommen, 99 Luftballons zusammenzukriegen.“ Leider konnte ich ihm nicht helfen, ich hatte keine, aber da bin ich zum ersten Mal dem Song von Nena mit den 99 Luftballons begegnet. Es war nicht meine Musik. Ich hörte damals Bob Dylan und die Rolling Stones. Jetzt höre ich Schubert-Lieder mit Fritz Wunderlich. So ändert sich der Geschmack. Damals war ich noch der Meinung: Naja, wieder so ein Sternchen am Schlagerhimmel. Aber dass Nena heute, mit über 50 Jahren, immer noch die Hallen füllt und viele junge Menschen begeistert, ist schon erstaunlich. Schließlich ist Nena vierfache Mutter. Ihr erstes Kind ist mit elf Monaten gestorben, sie hätte also fünf, und inzwischen ist sie auch zweifache Großmutter.
In der vergangenen Neujahrsnacht, als meine Frau schon ins Bett gegangen war, hing ich noch ein bisschen vor dem Fernseher ab. Da bin ich in ein Konzert von Nena hinein gezappt. Ich glaube, es war aus Berlin. Sie sang ihre bekannten Lieder. Ich wollte schon ausmachen, da kam plötzlich ein neues Lied von ihr und das hat mich hellhörig gemacht: „In meinem Leben“. Sie hat dieses Lied erst in den letzten Jahren geschrieben. Mein Eindruck war, dass es die Menschen im Konzert sehr bewegt und berührt hat, und ich glaube, dass es auch vielen von uns hier aus dem Herzen spricht. Wir wollen jetzt mal dieses Lied anhören (klick): IN MEINEM LEBEN
Ein gefährliches Liebeslied
Viele von Euch mögen sich in manchen dieser Sätze wiedererkannt haben, ich auch, wenn auch nicht in jedem Satz, den Nena singt. Ich dachte mir beim ersten Anhören: „Ach Nena, du alte Romantikerin, ein schönes Lied hast du geschrieben, aber auch ein gefährliches. Ein Liebeslied, sehnsuchtsschwer. Aber wo ist denn der Mensch, der eine solche Sehnsucht, wie sie aus deinem Lied spricht, stillen könnte?“ Eine Sehnsucht von so vielen Männern und Frauen, die sich in der Zeile ausdrückt: ”Und hier bist du, hältst meine Hand und lachst, weil du mich besser kennst, als ich“. Ja es gibt schon solche Augenblicke, in denen du bei einem anderen so empfindest, vor allem, wenn du selbst verliebt bist. Und hoffentlich auch später immer wieder einmal bei deinem Partner oder Freund. Aber immer stimmt das nicht. Wir müssen die Hand des anderen auch wieder los lassen. Und manches in unserem Leben müssen wir mit uns alleine ausmachen und für uns alleine ausfechten. Wir müssen mit unseren Stimmungsschwankungen zurechtkommen, mit mancher Abhängigkeit oder Sucht oder vielleicht mit Krankheit oder Enttäuschung oder was immer uns beschäftigt und bewegt.
Durchscheinende Augenblicke
Die „Angst vor dem Sterben“, nein, die verwandelt sich bei mir auch nicht in Luft. Auch wenn es gut tut und gut tun wird, wenn dann mal jemand bei mir ist, meine Hand hält. Aber selbst dann kommt der Moment, wo dieser Mensch meine Hand wieder loslassen muss und ich seine. Jeder Mensch, so glaube ich, trägt tief in sich eine Sehnsucht, die größer ist als alles, was dir ein anderer erfüllen kann. Wie schön ist es, wenn du in den Momenten des Verliebtseins eine Ahnung davon bekommst, was es heißen könnte, wenn einer dir deine Sehnsüchte tatsächlich erfüllt: Den Wunsch einmal ganz und gar verstanden zu werden, ganz und gar geborgen zu sein, ganz und gar geliebt zu werden. Aber wie gesagt, aufs Ganze sind das eben nur Augenblicke, in denen wir das so erfahren. Diese Augenblicke können durchscheinend werden auf Gott hin, der mir in Jesus mit einer solchen Liebe begegnet. Und wenn einer, dann ist er es, der meine Sehnsucht stillen kann. Und selbst das, liebe Freunde, sind doch nur Augenblicke, in denen es einem so geht, wo du dich ganz eins mit Gott weißt. In einem Gebet, oder wenn ich von der Musik berührt werde oder in der Natur bin oder etwas in der Bibel lese, was mich anspricht - dann ist es so, dass mein unruhiges Herz in mir zur Ruhe kommt. Dann finde ich den Frieden, den mir die Welt und ich mir selbst nicht geben kann. Aber dann, im nächsten Augenblick, lenkt mich das Leben wieder ab. Ich werde gebraucht, ich werde gefordert. Anderes macht mir zu schaffen und ich bin wieder mitten drin in dem, was mich im Alltag bewegt und um treibt.
Die Kraft von der ich lebe
Ja, in meinem Leben bin ich oft geflogen, bin ich tief gefallen und manchmal auch ertrunken. Ich habe gewonnen und habe verloren, bin gestorben und wieder neu geboren. Wer kann das nicht von sich sagen? Ehrlich gesagt, ich habe schon meine Zeit gebraucht, bis ich erkannt hatte, dass es nicht aus eigener Kraft geschehen ist, wenn ich wieder auf die Füße gekommen bin, nachdem ich am Boden gelegen hatte. So wie es eben die Jahreslosung sagt: ”Jesus spricht, meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Es hat eine Zeit gebraucht, bis ich gespürt habe, wovon ich lebe, von dieser Kraft, davon, dass mir meine Schuld immer wieder vergeben wird. Und dass dann auch nach Zeiten, in denen es im Leben finster geworden war, wieder Leben zu spüren ist und Sonne, so wie es in diesem Lied heißt. Ja und dann habe auch ich sagen können, hier bist du, hältst meine Hand und lachst, weil du mich besser kennst als ich. Ich bin verliebt, mein Leben will ich mir nicht mehr vorstellen ohne dich.
Die Kraft von der ich lebe
Ja, in meinem Leben bin ich oft geflogen, bin ich tief gefallen und manchmal auch ertrunken. Ich habe gewonnen und habe verloren, bin gestorben und wieder neu geboren. Wer kann das nicht von sich sagen? Ehrlich gesagt, ich habe schon meine Zeit gebraucht, bis ich erkannt hatte, dass es nicht aus eigener Kraft geschehen ist, wenn ich wieder auf die Füße gekommen bin, nachdem ich am Boden gelegen hatte. So wie es eben die Jahreslosung sagt: ”Jesus spricht, meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Es hat eine Zeit gebraucht, bis ich gespürt habe, wovon ich lebe, von dieser Kraft, davon, dass mir meine Schuld immer wieder vergeben wird. Und dass dann auch nach Zeiten, in denen es im Leben finster geworden war, wieder Leben zu spüren ist und Sonne, so wie es in diesem Lied heißt. Ja und dann habe auch ich sagen können, hier bist du, hältst meine Hand und lachst, weil du mich besser kennst als ich. Ich bin verliebt, mein Leben will ich mir nicht mehr vorstellen ohne dich.
Liebe Freunde, ein anderer Mensch, den wir mit dieser Sehnsucht, diesen Wünschen konfrontieren würden, wäre damit überfordert. Er, oder wenn ich an meine Frau denke, sie kann schon immer mal wieder meine Hand halten und kann mir mit liebevollen Gesten zeigen, dass sie auch in Krisen zu mir hält. Aber es gibt auch Zeiten, da sind meine und ihre Kräfte komplett aufgebraucht. Da brauchen wir beide diese Kraft, von der die Jahreslosung spricht, die auch in den Schwachen mächtig ist.
Ich bin für mein Glück verantwortlich
Und noch etwas, das, wie ich meine, in einer Partnerschaft entscheidend ist: Ich darf mein Glück nicht von einem anderen Menschen abhängig machen, auch nicht von meiner Frau. Für mein Glück bin ich selber zuständig. Ja, ich bin oft glücklich, wenn ich meine Frau sehe oder meine Kinder, aber nicht immer. Manchmal mache ich auch die Tür hinter mir zu und denke mir „rutscht mir doch den Buckel runter“. Aber ich bin nicht deswegen glücklich, weil sie mich mit Aufmerksamkeiten beschenken würden und nur auf das bedacht wären was mich glücklich macht. Nein, sondern weil ich erlebe, dass meine Familie selber ein Geschenk für mich ist, das mir Gott gibt.
Und auch das sehe ich anders als Nena: Kein Mensch kennt mich besser als ich mich und ich möchte auch nicht, dass mich ein anderer besser kennt. Ich habe ein Recht auf mich selbst, auf meine innersten Gedanken und Gefühle. Und ich will kein offenes Buch sein, in dem jeder lesen kann. Jugendliche, und manchmal auch Erwachsene führen ein Tagebuch und sie möchten nicht, dass die Mutter es liest. Und die Mutter muss diesen Wunsch unter allen Umständen respektieren und wehe, sie tut es nicht. Wenn du erwachsen bist, muss dein Partner es respektieren, dass du deine ganz persönliche Intimsphäre hast, dass die Gedanken, die du für dich selbst notiert hast, erst mal deine Gedanken sind, auf die der andere kein Recht hat.
Der andere Refrain
Aber ich bin sehr einverstanden, dass mein Schöpfer und Herr, der mich besser kennt als ich, alles von mir weiß, er tut es ja sowieso. Dass er auf den Grund meiner Seele blickt, und weiß, was ich brauche, was mir fehlt, was mir gut tut. Bei ihm fühle ich mich auch mit meinen problematischen Seiten und mit dem, was ich an mir selbst nicht mag, aufgehoben und verstanden. In meinem Leben ist manches ähnlich wie im Leben von Nena, manches ist ganz anders. Wie gesagt, auch ich bin glücklich und froh, wenn mich ein anderer bei der Hand nimmt. Aber ich weiß eben, dass das nicht immer geht, nicht in jeder Situation. Darum singe ich einen ganz anderen Refrain, Kehrvers als Nena und singe das, was ich vorhin vorgelesen habe:
„Jetzt, mein Gott, bleibe ich immer bei dir, denn du hältst mich bei der Hand. Du führst mich nach deinem Plan und nimmst mich am Ende in Ehren auf. Wer im Himmel könnte mir denn helfen, wenn nicht du?! Was sollte ich mir noch wünschen auf der Erde, ich habe doch dich. Du bist doch Gott, allezeit meine Kraft, ja du bist alles, was ich habe.“
Er ist es, der seine Hand ausstreckt nach dir und nach mir. Er packt dich nicht und sagt „Her damit!“ Er hält sie dir hin. Nun liegt es an mir, an uns, was wir machen. Ob wir sie ergreifen oder nicht. Es ist vielleicht so, wie damals als ich jung war. Wenn man da ein Mädchen gesehen hat, mit dem man mehr in Kontakt kommen wollte, hat man irgendwann schüchtern die Hand nach ihrer Hand ausgestreckt. Dann kam der entscheidende Augenblick: Wird sie ihre Hand wegziehen oder wird sie sie da lassen? Und wenn sie sie da lässt und wenn beide ihre Hände fassen, dann kann das vielleicht ein Leben lang halten. Wenn das aber nicht der Fall ist, ist alles vorbei. Ja Gott hält dir seine Hand hin. Und du?
Ich möchte mit Euch beten:
Herr, mein Gott, du kennst mein Leben von Anbeginn. Jeden Schritt, den ich gemacht habe, hast du gesehen. Und du kennst auch die Schritte, die ich noch gehen werde.
Du begleitest mich mit deinem Blick und mit deiner Liebe und siehst mir zu, wie ich versuche, ohne dich zurechtzukommen.
Und dann, wenn ich mich wieder auf dich besinne, bist du da, machst mich froh und gibst mir neue Kraft.
Als ich am Boden lag, warst du es, der mich aufgehoben hat.
Als es in meinem Leben dunkel geworden ist, warst du die Sonne, die wieder geschienen hat.
Was wird noch kommen? Ich weiß es nicht, aber du.
Ich denke mir aus, was werden soll, aber du bist es doch, der den Plan für mich hat und für die Menschen, mit denen ich zusammen bin.
Und darum will ich deine Hand fassen, die du ausstreckst, und will sie nicht mehr loslassen. Ich bitte dich, gib mir dazu immer wieder die Kraft und den Glauben, damit wir beide verbunden bleiben auch wenn es durch das Tal des Todes geht.
In meinem Leben sollst du groß sein und bleiben für immer. HL
Du begleitest mich mit deinem Blick und mit deiner Liebe und siehst mir zu, wie ich versuche, ohne dich zurechtzukommen.
Und dann, wenn ich mich wieder auf dich besinne, bist du da, machst mich froh und gibst mir neue Kraft.
Als ich am Boden lag, warst du es, der mich aufgehoben hat.
Als es in meinem Leben dunkel geworden ist, warst du die Sonne, die wieder geschienen hat.
Was wird noch kommen? Ich weiß es nicht, aber du.
Ich denke mir aus, was werden soll, aber du bist es doch, der den Plan für mich hat und für die Menschen, mit denen ich zusammen bin.
Und darum will ich deine Hand fassen, die du ausstreckst, und will sie nicht mehr loslassen. Ich bitte dich, gib mir dazu immer wieder die Kraft und den Glauben, damit wir beide verbunden bleiben auch wenn es durch das Tal des Todes geht.
In meinem Leben sollst du groß sein und bleiben für immer. HL
Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
Guten Abend Herr Löhr,
AntwortenLöschenKönnte es sein, dass Sie sich da ein wenig irren (wie übrigens ganz viele Anderen auch)? Vielleicht das Nena gar nicht über ein Mensch singt. Ich denke, sie singt über Gott und das sie Gott gefunden hat.... Der Text macht mit dieser Gedanke viel mehr Sinn.
Liebe Grüssen aus Zürich,
Detonimum
an detonium, das denke ich auch
AntwortenLöschen