Losung: Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren.
3.Mose 19,32
Lehrtext: Einen Älteren fahre nicht an, sondern ermahne ihn wie einen Vater, die jüngeren Männer wie Brüder, die älteren Frauen wie Mütter, die jüngeren wie Schwestern, mit allem Anstand. 1.Timotheus 5,1-2
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie benimmt man sich richtig? In der Grundschule versuchen die Lehrerinnen und Lehrer den Kindern behutsam die Grundbegriffe guten Benehmens beizubringen, zum Beispiel, dass Kinder die Erwachsenen grüßen (und die Erwachsenen selbstverständlich den Gruß erwidern), dass man „bitte“ und „danke“ sagt, dass man sich bei einem Fehlverhalten entschuldigt bzw. um Entschuldigung bittet. Manche Kinder lernen das in ihrem Elternhaus nicht mehr. Und wie ist das mit uns, den Großen? Kennen wir die Benimm-Regeln?
Losung und Lehrtext mahnen heute uns Erwachsene, dass wir uns den Alten gegenüber anständig benehmen sollen. So ganz selbstverständlich scheint das auch in biblischen Zeiten nicht gewesen zu sein, sonst würde es nicht extra genannt. Und heute? In den Bussen, U- und S-Bahnen in München oder Nürnberg erlebe ich es als große Seltenheit, wenn ein Jüngerer für einen Älteren aufsteht und ihm seinen Platz anbietet. In meiner Kindheit war das noch weitgehend selbstverständlich. Inzwischen muss sich manchmal ein Älterer, der etwas unbeholfen ist, von Jüngeren rüde Worte anhören, die weh tun.
In unserer Gesellschaft werden in den nächsten Jahren immer mehr ältere Menschen leben. Wie wird es ihnen, wie wird es uns einmal gehen? Jetzt schon sind sie für Krankenkassen und Krankenhäuser oft nur noch reine Kostenfaktoren, die das Gesundheitswesen für alle teuer machen. Werden die Jüngeren die Solidarität mit den Älteren aufkündigen, oder werden sie bereit sein, die Lasten der Alten mit zu tragen? Von der Antwort hängt es ab, ob wir in Deutschland auch in Zukunft eine menschenwürdige Gesellschaft sein werden oder aufs neue den Weg in die Barbarei einschlagen.
Die Alten ehren heißt, vor ihrer Lebensleistung Respekt haben und ihnen den Platz gönnen, den sie zum Leben brauchen. Nein, mit alten Menschen ist es nicht immer einfach. Aber mit jüngeren auch nicht.
Ich hab mir übrigens schon vor längerem vorgenommen, nicht nur bei Älteren aufzustehen, sondern auch bei Kindern, die mir die Hand geben. Hundertprozentig klappt das nicht, aber doch ziemlich oft. Solange mir das Aufstehen keine Mühe macht, will ich das auch weiterhin tun. Wenn Kinder lernen sollen, wie man sich richtig benimmt, dann sind wir das entscheidende Vorbild für sie.
Im Fußballstadion singen manchmal die Fans „Steh auf, wenn du ein Schalker bist“, und dann erheben sich Tausende von ihren Sitzen. Und alle, die stehen, sind stolz darauf, dass sie zu einer großen Fan-Gemeinde gehören. Ich meine, wer für einen alten Menschen aufsteht, buchstäblich oder im übertragenen Sinn, gehört auch zu einer großen Gemeinde, selbst wenn diese nicht immer gleich sichtbar ist.
Nein, es ist nicht egal, wie man sich benimmt, auch nicht daheim. Als Christen sind wir Kinder Gottes und haben einen gewissen Anspruch an uns selbst.
Gebet: Herr Jesus Christus, du willst, dass ich die Last eines anderen mit trage, so wie auch du meine Last trägst. Setze du dich mit deinem Willen bei mir durch. Amen
Hans Löhr
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