Losung: Du erfreust mein Herz, ob jene auch viel
Wein und Korn haben. Psalm 4,8
Lehrtext: Wir haben nichts in die Welt gebracht;
darum werden wir auch nichts hinausbringen. 1.Timotheus
6,7
Liebe Leserin, lieber Leser,
„haben, haben” sagt das kleine Kind, wenn es etwas haben
will und noch kaum sprechen kann. „Haben, haben” – meldet sich eine Stimme in
uns zu Wort, wenn wir Kataloge durchblättern, Werbung sehen oder durchs
Kaufhaus gehen. Und dann müssen wir schon den Kopf einschalten, damit wir nicht
einfach Dinge kaufen, die wir nicht brauchen. „Haben, haben” – auf dieser Einstellung fußt unser gesamtes Wirtschaftssystem. Wir leben in einer durch und
durch habenorientierten Gesellschaft.
Zugegeben, ich konsumiere auch und leiste mir bestimmte
Dinge, die ich nicht unbedingt zum Leben bräuchte. Neulich habe ich mir eine
nicht ganz billige Musikanlage gekauft, die mir viel Freude macht. Jetzt kann
ich Lieder von Franz Schubert oder Bob Dylan, Sonaten von Mozart oder Sinfonien
von Bruckner, Jazz von Miles Davis oder Songs von Jimi Hendrix in sagenhafter Brillanz
anhören.
Doch damit ich mich meines Lebens freuen kann, brauche ich
das nicht wirklich, so wenig wie die Christen in Tansania, die ich dort kennen
gelernt habe. Dort haben viele inzwischen auch Handys und Fernseher, aber von
dem Besitz, den wir hier im Lauf der Jahre anhäufen, sind sie weit entfernt.
Unglücklich sind sie deswegen nicht. Zumindest ist das mein Eindruck. Das Leben
der Christen dort ist von einem Grundton der Freude bestimmt, den viele hier,
die viel mehr haben, nicht kennen.
Im Grunde ist alles, was wir besitzen, nur geliehen auf
Zeit, auch das, was wir mit dem selbst erarbeiteten Geld erworben haben. Die
Wahrheit steht in der Bibel im heutigen Lehrtext: „Wir haben nichts in die Welt
gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen.” Diese Einsicht kann
angesichts der Finanz- und Eurokrise etwas gelassener machen. Irgendwann müssen
wir sowieso alles wieder loslassen. Da ist es nur gut, wenn man sich das
beizeiten bewusst gemacht hat.
Gebet: Vater im Himmel, alles was ich bin und
habe, kommt von dir. Du gibst mir die Güter dieser Erde, damit ich
verantwortungsvoll damit umgehe. Schenke mir die Einsicht, dass nicht sie es
sind, die mich froh machen, sondern du. Gib mir die Weisheit Jesu, dass Geben
glücklicher macht als Nehmen. Amen
Hans Löhr
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