Losung: David
sprach zu Nathan: Ich habe gesündigt gegen den HERRN. Nathan sprach: So hat
auch der HERR deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben. 2.Samuel
12,13
Lehrtext: Ihr
wisst, dass der Sohn Gottes erschienen ist, damit er die Sünden wegnehme. 1.Johannes
3,5
Liebe Leserin, lieber Leser,
»Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt!«
So haben wir gestern im Gottesdienst während der Abendmahlsfeier gemeinsam
gesungen. Uralt ist dieser Gebetsruf und doch brandaktuell. Ich schaue auf den
Gekreuzigten, auf Gottes Lamm, und ich sehe, wie er schwer trägt unter den
Sünden der Gewaltmenschen, der Unterdrücker und Folterknechte im Nahen und
mittleren Osten, in Afrika und Afghanistan. Ich schaue auf die Börsen, an denen
Nahrungsmittel gehandelt werden nicht zu dem Zweck, dass möglichst viele satt
werden, sondern dass möglichst wenige viel Profit machen. Ich schaue auf die
Massentierhalter und Schlachtfabriken in unserem Land, die auf kleinstem Raum
möglichst viele Hähnchen „produzieren“, um ihre Schenkel in Deutschland zu
verkaufen und die Schlachtabfälle in Afrika, womit sie dort die Arbeit der
Bauern kaputtmachen.
„Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt!“.
Ich schaue auf… – mich. Und da sehe ich keinen Unschuldsengel, keinen, der
anderen moralisch überlegen wäre, keinen Gerechten, sondern einen Sünder.
Vielleicht mag einer sagen: „Was sind schon Deine Sünden gegen die Sünden der
Menschenschinder und Tierquäler, der Profiteure auf Kosten anderer, der
Schreibtischtäter im weißen Kragen?“ Gott sagt das nicht. Er macht nicht diesen
fragwürdigen Unterschied zwischen Todsünden und lässlichen Sünden. Da ist nicht
der eine weniger böse als der andere. Da stehe ich mit jenen Übeltätern in
einer Reihe und bin genauso wie sie darauf angewiesen, dass Christus meine
Sünden wegnimmt und als Lamm Gottes auf das Kreuz hinauf trägt. Die
Strafgesetzbücher der Menschen kennen verschiedene Strafmaße je nach Schwere
der Schuld. Vor Gott wiegt jede Schuld gleich schwer, und die meine drückt das
Lamm Gottes nicht weniger als die anderer. Mit ihnen habe ich nur die eine
Chance, die auch König David ergriffen hat: Sich der eigenen Schuld stellen,
die eigene Sünde vor Gott bekennen, um Vergebung bitten und darauf ohne jeden
Zweifel vertrauen, dass Gott um Jesu willen vergibt.
Das allein entlastet mich. Das entlastet auch die, die wegen
ihrer Schuld im Gefängnis eine Strafe abbüßen müssen. Die Selbstgerechten
aber, die sich keiner Sünde und keiner Schuld bewusst sind, müssen mit ihren
dunklen Schatten und Seiten alleine zurechtkommen. Aber sie können sie nicht
abschütteln. Und da ist niemand, der sie ihnen wegnehmen würde.
Gebet: Herr, bevor
ich über den Schmutz vor den Türen andere schimpfe, will ich erst vor der
meinen kehren. Bevor ich über den Splitter im Auge eines anderen lästere, will
ich erst den Balken aus meinem ziehen. Bevor ich Steine der Anschuldigung auf
andere werfe, will ich mir bewusst machen, dass ich selbst im Glashaus sitze.
Du bist barmherzig zu allen, die mit ihren Lasten zu Dir kommen. Hab auch ein
Herz für mich. Amen
Herzliche Grüße und Gottes Segen in der neuen Woche!
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