Predigt am Buß- und Bettag
2014 von Hans Löhr
Liebe Gemeinde,
im Bayerischen Fernsehen
kommt ab und zu ein Werbespot, in dem jemand aus Bayern von sich und seiner
Arbeit erzählt und am Schluss sagt er den Satz: »I bin der Hans und do bin i
daham.« Zumindest klingt es so in
Franken. Und wo bist Du daheim?
Wenn Du ein bisschen über
diese Frage nachdenkst, dann merkst Du, dass es einen Unterschied gibt ob Du
gefragt wirst: „Wo bist Du daheim?“ Oder „Wo wohnst Du?“. Wo Du wohnst, das ist
schnell gesagt: Postleitzahl, Ortschaft, Straße, Hausnummer. Wer das weiß,
findet Dich. Aber wo bist Du daheim? Da geht es um mehr als die Adresse. Da
geht es um Deine Heimat. Und dazu gehört nicht nur Dein Haus oder Deine
Wohnung, dazu gehört auch die Landschaft, die Gegend, die Sprache, der Dialekt,
die Menschen, die Natur und vielleicht auch die Kirche und der Friedhof und noch
ein paar Dinge, die Dir ein Heimatgefühl vermitteln.
Aber wo ist Deine
Seele in diesem Erdenleben, also jetzt, daheim? Wo findet sie ihren Frieden? Wo
fühlst Du Dich geborgen?
Diese Frage wird
umso wichtiger, je weniger Menschen noch in ihrer Heimat wohnen. Viele leben
längst nicht mehr da, wo sie ihre Kindheit und Jugendzeit verbracht haben, wo
das Heimatgefühl gewachsen ist. Viele haben, als sie geheiratet haben, ihr Dorf
verlassen und sind zu ihrem Partner gezogen. Immer mehr ziehen dorthin, wo es
Ausbildung- und Arbeitsplätze gibt und manchmal müssen sie dann im Leben
mehrmals umziehen. Andere sind als Deutsche in der ehemaligen Sowjetunion
aufgewachsen und in den letzten Jahrzehnten hierher übergesiedelt. Wieder
andere sind auf der Flucht und haben hier bei uns für ungewisse Zeit Asyl
gefunden. Was sagen alle diese Menschen, wenn man sie fragen würde: Wo bist Du
daheim?
In dem Lied „Ich bin ein Gast auf Erden“ ist noch
von einer anderen Heimat die Rede. Da heißt es unter anderem:
Mein Heimat ist dort
droben, da aller Engel Schar
den großen Herrscher loben, der alles ganz und gar
in seinen Händen träget und für und für erhält,
auch alles hebt und leget, wie es ihm wohlgefällt.
den großen Herrscher loben, der alles ganz und gar
in seinen Händen träget und für und für erhält,
auch alles hebt und leget, wie es ihm wohlgefällt.
So haben es die
Alten geglaubt und gesungen. So können es auch wir singen und glauben. In diesem Vers geht es um die Heimat der Seele nach diesem Erdenleben.
Aber wo bin ich hier
und jetzt daheim gerade dann, wenn ich nicht mehr in meiner ehemaligen Heimat lebe?
Sind das dann nur noch die eigenen vier Wände? Ich denke, dass vor allem unsere
Seele eine Heimat braucht, die unabhängig ist von dem Ort, an dem ich gerade bin.
Meine Seele will nicht nur irgendwann „dort droben“ daheim sein, wie es in dem
Lied heißt. Sie braucht jetzt schon eine Heimat, einen Ort, wo sie sich
geborgen fühlt und Frieden findet.
Und darum, liebe
Freunde, geht es heute am Buß- und Bettag. Denn das Wort Buße bedeutet, wenn
man es in seiner eigentlichen Bedeutung nimmt, so viel wie Umkehr, Umkehr auf
dem Weg in die Heimatlosigkeit und Fremde, in die Kälte und Wüste, wo Deine
Seele hungert und friert, wo Du schutzlos und friedlos bist. Buße meint: Umkehr aus einem
Leben, in dem Du vielleicht ein wunderschönes Haus bewohnst, das Du mit viel
Arbeit, Mühe und Geld gebaut hast, in dem Du aber nicht wirklich daheim bist.
Umkehr zu Gott, von dem es in der Bibel (Apostelgeschichte) heißt: »In ihm
leben, weben und sind wir.«
Bei ihm ist die
Heimat der Seele inmitten aller Heimatlosigkeit des modernen Menschen. Dahin
ruft uns Jesus, wenn er sagt: »Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe
herbeigekommen!« Damit sagt er nichts anderes als: ‚Kehrt dort hin um, wo Gott
ist. Er ist Euer Haus, er ist Eure Heimat. Bei ihm findet ihr Geborgenheit und
Ruhe in Eurem oft so ruhelosen und hektischen Leben.‘
Wo bist Du daheim?
Ich meine, auf diese Frage gibt es zwei Antworten. Wenn es um Deine äußere
Heimat geht, wirst Du von dem Ort erzählen, an dem Dein Herz hängt, an dem Du
Dich wohl fühlst,. Und wenn es um Deine innere Heimat geht?
Wirst Du dann von Gott erzählen? Ist er es, an dem ebenfalls Dein Herz hängt,
bei dem Du Dich wohl fühlst und daheim bist?
Jesus ruft Dich und
mich immer wieder zurück in das Haus unseres himmlischen Vaters. Und das steht
nicht irgendwo dort droben, sondern es ist das Haus des Glaubens, in dem wir
hier und jetzt wohnen können, das wir mit uns nehmen können wie eine Schnecke
ihr Haus mitnimmt, wenn sie aus ihrem bisherigen Lebensraum wegzieht.
Viele Menschen, die
nach dem letzten großen Krieg vertrieben worden sind, waren äußerlich zwar
heimatlos, aber sie haben ihre geistliche Heimat mitgebracht. Daraus hat sie
niemand vertreiben können. Darin haben sie auch die Kraft gefunden, den Mut und
die Zuversicht, in einem anderen Land oder Gebiet wieder neu anzufangen. Und
wenn Du ins Krankenhaus musst oder vielleicht einmal in ein Heim, dann kannst
Du auch dorthin Deine geistliche Heimat mitnehmen und im Haus des Glaubens
wohnen. Dann findest Du auch da Geborgenheit.
»Tut Buße, denn das
Himmelreich ist nahe herbei gekommen!« Das Himmelreich, von dem Jesus spricht,
ist ja nicht ein Reich über den Wolken, Es ist da, wo Gott ist, hier und jetzt.
Das Himmelreich ist der Ort, wo sein Wille geschieht. Wo Du im Vertrauen auf
ihn lebst. Da ist die Seele daheim, da wo Gott ist. Er ist uns in Jesus nahe
gekommen, mitten hinein in
unsere Welt. Das feiern wir auch heuer wieder an Weihnachten. Er hat das Seine
getan. Und nun liegt es an Dir, das Deine zu tun. Wirst Du ihn im Glauben
willkommen heißen und bei Dir wohnen lassen, damit auch Du in ihm daheim bist? Zu diesem Gott
sollen wir umkehren.
Nein, Buße ist nicht etwas Negatives, kein Zwang, kein Druck, kein moralischer Zeigefinger. Buße ist wohl verstanden die Einladung zu Gott. Er ruft uns immer wieder zurück zu sich, damit wir uns in unserem Leben nicht verirren. Damit sich unsere Seele in dieser Welt sich nicht verliert.
Wo bist Du daheim?
Es ist schön, wenn Du hier auf der Erde ein Fleckchen hast, das für Dich Heimat
bedeutet und wo Du Dich daheim fühlst. Und es ist gut, wenn Du gleichzeitig eine
innere Heimat hast für Deine Seele, wo Du ruhig und geborgen sein kannst, wo Du
sagen kannst: „I bin der Thomas oder die Lisa und do bin i daham.“ AmenNein, Buße ist nicht etwas Negatives, kein Zwang, kein Druck, kein moralischer Zeigefinger. Buße ist wohl verstanden die Einladung zu Gott. Er ruft uns immer wieder zurück zu sich, damit wir uns in unserem Leben nicht verirren. Damit sich unsere Seele in dieser Welt sich nicht verliert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen