Losung: Hiob sagt: »Du, Herr, hast gefragt: 'Wer bist du,
dass du meine Weisheit anzweifelst mit Worten ohne Verstand?' Ja, es ist wahr:
Ich habe von Dingen geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich
und übersteigen meinen Verstand. Du hast gesagt: 'Hör mir zu, jetzt rede
ich, ich will dich fragen, und du sollst mir antworten!' Herr, ich kannte dich nur vom Hörensagen, jetzt aber habe
ich dich mit eigenen Augen gesehen! Darum widerrufe ich meine Worte, ich
bereue in Staub und Asche!« Hiob 42,4-6 (übersetzung: Hoffnung für alle)
Lehrtext: Seine
Knechte werden ihm dienen und sein Angesicht sehen, und sein Name wird an ihren
Stirnen sein. Offenbarung
22,3-4
Liebe Leserin, lieber Leser,
kennen Sie / kennst du Gott? Schon wieder so eine
Frage, bei der man ins Grübeln kommt. Wer Gott kennt, sieht sich selbst und
die Welt mit anderen Augen an. Das ist für mich der Sinn der heutigen
Tageslosung. Aber wer kennt schon Gott? Geschweige denn, wer hat ihn wie Hiob
gesehen? Ich weiß nicht, was er gesehen hat. Aber offensichtlich hat ihm Gott
selbst die Augen geöffnet, sodass er sagen konnte: »Ja, es ist wahr: Ich habe
von Dingen geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich und übersteigen
meinen Verstand.«
Als Mensch stehe ich immer in der Gefahr, von Gott so zu
reden, wie ich ihn begreife. Das ist normal. Aber gefährlich wird es, wenn Gott
für mich nur so sein darf, wie ich ihn verstehe. Wenn er dann plötzlich anders
ist, als ich ihn mir vorgestellt habe, und Dinge tut, die ich nicht begreife,
kommt man ins Zweifeln. Und manche geben ihren Glauben auf.
Als Hiob Gott noch einmal ganz anders kennengelernt hatte,
ist ihm bewusst geworden, wie klein er bisher von Gott gedacht, wie wenig er
ihn verstanden hatte und wie daneben manches von dem war, was er von ihm und
zu ihm gesagt hatte. Für mich heißt das, dass ich Gott nicht mit meinem
kleinen Menschenverstand begrenzen darf. Auch wenn ich noch so intensiv die
Bibel lese und Theologie studiere, bleiben viele Fragen, auf die ich keine
Antwort weiß und wissen kann. Da bleiben Rätsel, die ich nicht lösen kann. Geheimnisse, die ich
nicht entschlüsseln kann. Ereignisse, die ich nicht verstehen kann.
Kann ich trotzdem diesem großen, geheimnisvollen Gott trauen? Ich glaube ja, weil Jesus sagt: „Wer mich sieht, der sieht den Vater, denn ich bin in ihm und er ist in mir.“ (Johannes 14,9) In Jesus, in dem was er gesagt hat, wie er mit Menschen umgegangen ist, wie er mir zugut Leiden und Tod auf sich genommen hat, - in ihm sehe ich die Liebe meines Vaters im Himmel. Und wenn ich manches Mal Gott nicht verstehe, dann schaue ich auf ihn, auf das Bild des Gekreuzigten, schweige und lass es auf mich wirken bis es anfängt, zu mir zu sprechen.
Kann ich trotzdem diesem großen, geheimnisvollen Gott trauen? Ich glaube ja, weil Jesus sagt: „Wer mich sieht, der sieht den Vater, denn ich bin in ihm und er ist in mir.“ (Johannes 14,9) In Jesus, in dem was er gesagt hat, wie er mit Menschen umgegangen ist, wie er mir zugut Leiden und Tod auf sich genommen hat, - in ihm sehe ich die Liebe meines Vaters im Himmel. Und wenn ich manches Mal Gott nicht verstehe, dann schaue ich auf ihn, auf das Bild des Gekreuzigten, schweige und lass es auf mich wirken bis es anfängt, zu mir zu sprechen.
Einmal wird für jeden von uns der Tag kommen, an dem er Gott
von Angesicht zu Angesicht sehen wird. Und dann, so hoffe ich mit Paulus,
„werde ich erkennen, wie auch ich erkannt bin“ und werde verstehen, was ich
hier nicht verstanden habe.
Gebet: Ewiger und
geheimnisvoller Gott, es soll mir genügen, dass du mir in Jesus begegnest und
ich durch ihn deine Liebe spüre. Was auch immer in meinem Leben geschehen wird,
es muss mir zum Besten dienen, auch wenn ich es nicht begreife. So sagst du es
mit deinem Wort in der Bibel. Und so will ich es glauben. Amen
Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag
Kleine Übung: Nachdem du das gelesen hast, nimm dir noch ein paar Sekunden Zeit und frage dich: Welchen Gedanken will ich behalten? Dann atme ruhig und tief, schließe die Augen und mach dir bewusst: Jetzt, in diesem Augenblick umgibt mich Gott wie die Luft, die ich atme. Er hält mich mit seiner Kraft, wie die Sonne die Erde in ihrer Bahn hält. Er will auch in mir leben, um mir ganz nah zu sein. Ich öffne mich und lass ihn in mir wirken. So von ihm umhüllt und erfüllt, lebe ich mein Leben.
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, je ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Wir legen Losung und Lehrtext deshalb aus, weil einer weltweiten Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte das Glaubenswachstum am stärksten fördert.
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