Liebe
Freunde,
was hast du
eigentlich für eine Meinung über unsere Welt? Und was hältst du von dir selbst?
Bevor
ich auf diese Fragen näher eingehe, werfe ich mit euch einen kurzen Blick in
den Film „Der kleine Lord“ der seit 1982 jedes Jahr in der Weihnachtszeit im
Fernsehen gezeigt wird. Alle, die diesen Film kennen, mögen doch jetzt bitte
einmal die Hand heben. Ja, das habe ich mir gedacht. Fast jeder hier kennt die
Geschichte vom kleinen Lord und seinem zunächst hartherzigen Großvater Earl von
Dorincourt. Als Enkel darf der kleine Lord Cedric den Adelstitel tragen und
sich Lord Fauntleroy nennen. Eines Tages reitet sein Großvater mit ihm über die
Besitzungen und durch die Dörfer der Grafschaft. „Das alles wird einmal dir
gehören“, sagt der Großvater. Darüber staunt der kleine Lord. Und allmählich
wird er sich seiner besonderen Stellung bewusst.
Nun
frage ich dich, was glaubst du, mit welchen Augen der kleine Lord oder sonst
ein junger Graf früher die Welt gesehen hat, die ihm durch Geburt gehörte, die
Felder, Wiesen und Wälder, die Dörfer, die Bauern und natürlich das Schloss
samt dem ganzen Vermögen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine Welt
verachtet hat. Er hat wohl mit großem Wohlgefallen auf das alles geblickt. Und
sich selbst wird er auch nicht verachtet haben. Er wird sich seiner gehobenen
Stellung als Graf bewusst gewesen sein und entsprechend vornehm von sich
gedacht haben.
Und
wie ist das nun mit dir? Welche Meinung hast du über die Welt, in der du lebst?
Ist sie eher gut oder eher schlecht? Und was hältst du von dir selbst? Findest
du dich gut oder hast du Probleme mit dir?
Ein
Sprichwort sagt: So, wie man die Welt
anschaut, so schaut sie zurück. Und das gilt genauso für dich selbst: So,
wie du in den Spiegel schaust, so schaust du zurück. Und, wie hast du dich
heute Morgen im Badezimmerspiegel angeschaut? Hast du dir freundlich zugelächelt
oder dich finster angeblickt? Hast du dir zugewinkt oder dir die Zunge
rausgestreckt?
So
oder so, an dem Sprichwort ist was dran: Wie ich die Welt anschaue, so schaut
sie zurück. Und das bestimmt darüber, wie ich die Welt finde. Das bildet meine
Meinung über sie.
In
der Regel hängt meine Weltanschauung davon ab, welche Erfahrung ich mit der
Welt gemacht habe und mache. Bin ich enttäuscht oder seelisch verletzt, dann
sehe ich die Welt in düsteren Farben. Bin ich aber glücklich, dann strahlt auch
die Welt, in der ich lebe, in hellen, frohen Farben. Und genauso verhält es
sich mit dem Bild, das du von dir hast.
Ich
will dir in dieser Predigt sagen, dass du eine gute Meinung von unserer Welt
haben kannst und ebenso von dir selbst. Und ich will dir sagen, dass das nicht
von dir oder anderen Menschen abhängt und auch nicht von deinen guten oder
schlechten Erfahrungen, die du gemacht hast. Freilich kannst du davon dein
Urteil abhängig machen. Aber ich sage dir, mach dein Urteil von Gott abhängig,
dann siehst du diese Welt und dich selbst mit anderen, mit seinen Augen.
Dazu
predige ich heute über ein Bibelwort aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Christen in Korinth im Kapitel 8 Vers 6. Da heißt es:
Wir haben
nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und einen
Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn. (Lehrtext
vom 7.3.2019)
Ich
hatte früher dieses Wort schon öfter gelesen und mir ist daran nichts
Besonderes aufgefallen. Doch dieses Mal ist es anders. Sagt doch der Apostel
Paulus: „Alles was ist, alles hat Gott geschaffen.“ Soweit, so gut. Das ist für
euch nichts Neues. Dem können wohl die meisten hier zustimmen. Doch dann fährt
er fort: Und alles was ist, hat Gott durch Jesus Christus geschaffen von
Anbeginn der Welt bis heute und in Zukunft.
Jetzt
wird‘s schwierig. Kann man das denn glauben? Hat denn Gott die Welt nicht
allein, sondern wirklich durch Jesus Christus geschaffen?
Nun,
was Paulus da schreibt, ist keine Aussage darüber, wie Gott die
Welt geschaffen hat, schon gar keine wissenschaftliche. Die Entstehung der Welt
als solcher interessiert ihn nicht. Was ihn aber brennend interessiert ist die
Frage, wer denn
alles geschaffen hat, was ist, und – jetzt kommt‘s – was das
alles für
dich bedeutet.
Er
sagt mit anderen Worten: Alles, was geschaffen ist, hat einen positiven Wert:
Jeder Stein, jeder Berg, jede Blume, jeder Baum, jeder Floh, die
Erde, die Sonne, die Milchstraße, das ganze Universum und jeder Mensch trägt
den Stempel „Made by God“, „Gemacht von Gott“. Das gibt allem einen positiven
Wert, auch dir.
Und
warum? Weil der Schöpfer von allem der Vater Jesu
Christi ist, der Gott der Liebe. Er hat durch seinen geliebten Sohn alles
geschaffen, alles gesegnet aus Liebe – auch dich. So lese ich die Bibel.
Denke
doch bitte einmal darüber nach, warum unser Glaubensbekenntnis mit der Aussage
beginnt: »Ich glaube an Gott den Vater«. Das heißt doch nichts anderes als:
„Ich glaube an Gott, der eine liebevolle Beziehung zu seinen Kindern hat, zu
dir und zu mir.“ Und erst dann heißt es im Glaubensbekenntnis, dass dieser Gott
der Allmächtige ist, der Schöpfer des Himmels und der Erde.
Liebe
Freunde, hier geht es jetzt um was ganz Grundsätzliches, worüber du Klarheit
haben solltest. Es geht nicht darum, wie die Welt im Einzelnen entstanden ist.
Das ist Sache der Naturwissenschaften. Es geht um etwas Wichtigeres. Es geht um
ihren Wert. Es geht um die Frage: Was hast du für eine Meinung über unsere Welt?
Und was hältst du von dir selbst?
Die
Antwort findest du nicht, wenn du die Welt und dich selbst befragst oder hörst,
was andere dazu meinen. Die Antwort steht von vorneherein fest, noch bevor du
gefragt hast. Sie geht aller Erfahrung voraus. Die Antwort heißt: Die große
Welt und deine kleine ist von Gott gut geschaffen und gesegnet. Und du selbst
bist von Gott gut geschaffen, bist gesegnet und - geliebt. Das gilt von Anfang
an. Daran kann niemand etwas ändern.
Es
hängt also nicht von dir ab, nicht von deiner Erfahrung und nicht von deiner
Meinung, ob diese Welt gut oder schlecht ist. Dieses Urteil über sie hat Gott
längst gesprochen. Er sagt: „Was ich durch meinen Sohn Jesus Christus
geschaffen habe, ist gut. Als Vater liebe ich meinen Sohn und darum kann ich
auch alles, was ich durch ihn schaffe, nur aus meiner göttlichen Liebe tun. Aus
ihr habe ich die Welt geschaffen und dich auch.“
Wir
mögen auf dieser Erde noch so schlechte Erfahrungen machen, wir selbst mögen
noch so viele Fehler machen, noch sooft versagen und schuldig werden. Das alles
ändert nichts daran, dass wir von Anfang an von Gott gesegnet und geliebt sind
und bleiben.
Und
darum kann und will ich mir schlechterdings nicht vorstellen, wie ein Mensch,
der an Jesus Christus glaubt, die Welt verachten kann, die Gott geschaffen hat.
Und ich kann mir auch nicht vorstellen, wie ein solcher Mensch andere Menschen
oder gar sich selbst verachten kann, da er doch auch von
Gott geschaffen ist.
Der
Mensch, jeder Mensch, ist nicht zuerst Sünder, sondern Gottes geliebtes Kind!
Und die Welt ist nicht zuerst eine „gefallene, böse“ Welt, sondern Gottes gute
Schöpfung, aus Liebe gemacht. Würde ich es anders sehen, würde ich den Schöpfer
und Vater aller Dinge beleidigen. Und darum gehört zum Zentrum meines Glaubens,
dass ich Gott immer wieder danke und preise, ihn den Schöpfer und Vater aller
Dinge, für seine Liebe und Güte.
Nun
gut, wer will, kann dagegen jetzt mit Fug und Recht sagen: „Gibt es nicht so
viel Negatives um mich herum und auch in mir? Was ist mit den Kriegen? Mit dem
Holocaust? Was ist mit dem Terrorangriff in Neuseeland, mit dem Klimawandel,
mit dem wachsenden politischen und rassistischen Hass in Europa? Ich muss doch
nur die Zeitung aufschlagen, dann weiß ich, was das für eine problematische
Welt ist, in der ich lebe. Und was ist mit Krebs und Demenz? Mit Unfällen,
Leid, Verlust, Schuld und Tod?“
Ja,
so ist es. Und ich selbst habe auch meine leidvollen Erfahrungen gemacht, wenn
auch nicht so schlimm, wie manch anderer.
Aber,
aber, aber alle diese negativen Einzelheiten können das große Ganze nicht
infrage stellen. Es bleibt dabei: Der Vater Jesu Christi und der Vater seiner
Menschenkinder hat alles aus Liebe
geschaffen, auch dich und mich.
Daran
halte ich fest. Das gehört für mich zum Fundament des Glaubens. Das soll meine
Sicht der Dinge und mein Selbstbild bestimmen. Und diese Sichtweise wird mir in
meinen kleinen und uns in unseren großen Schwierigkeiten mehr helfen, als wenn
ich von vornherein mit einer negativen Einstellung an die Probleme herangehe
und immer nur schimpfe und kritisiere, jammere und andere beschuldige.
Was
folgt nun daraus, wenn ich diese Welt und mich selbst mit Gottes Augen sehe?
Der
kleine Lord Fauntleroy hat sich über die etwas versteckte Liebe seines
Großvaters zu ihm gefreut und ebenso über den großen Besitz, den er einmal
erben würde. Ihm waren seine Privilegien bewusst. Aber er hatte auch begriffen,
dass er nun Verantwortung haben würde für seine Güter und insbesondere für die
Menschen in seiner Grafschaft. Ihr Wohlergehen hing davon ab wie der Graf für
sie sorgte. Und so veranlasste der kleine Lord seinen ehemals hartherzigen
Großvater, die Lebensbedingungen seiner Untergebenen zu verbessern.
Und
du? Du bist kein kleiner Lord. Du bist nicht das Kind eines Barons oder Grafen.
Du bist ein Sohn und eine Tochter des höchsten Königs. Von ihm gesegnet und
geliebt. Er hat dir diese Welt geschenkt, dass du hier zusammen mit deinen
Mitmenschen im Frieden lebst. Dein Auftrag ist es, dass du dich deines
himmlischen Vaters würdig erweist als sein Kind. Halte trotz aller negativen
Erfahrungen, die auch dir nicht erspart bleiben, trotz Enttäuschungen, Sorgen
und Leid daran fest, dass Gott der Vater die Welt gut geschaffen hat durch
seinen Sohn Jesus Christus. Halte daran fest, dass aus diesem Grund und nur aus
diesem die Welt von ihm geliebt und gesegnet ist und du auch. Sieh deine
Mitmenschen mit seinen Augen an. Auch sie sind gesegnet und geliebt.
Und
vergiss nicht, der Vater im Himmel braucht Söhne und Töchter, die seine
Schöpfung und seine Geschöpfe ebenfalls lieben. Die sie nicht vor die Hunde
gehen lassen, sondern schützen und bewahren. Die angesichts der Probleme nicht
resignieren und nicht verzweifeln, sondern auf Gott vertrauen und sich um
sauberes Wasser und gesunde Luft, um Pflanzen und Tiere und um ihre Mitmenschen
kümmern.
Vergiss
nicht, der Vater im Himmel braucht dich. Amen
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