Losung: Haltet mich nicht auf, denn der HERR
hat Gnade zu meiner Reise gegeben. 1.Mose 24,56
Lehrtext: Jesus sah
einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge
mir! Und er stand auf und folgte ihm. Matthäus 9,9
die heutige Losung kommt aus der
schönen Geschichte, wie der älteste Knecht Abrahams in die weit entfernte, alte
Heimat seines Herrn ziehen muss, um dort dessen Sohn Isaak eine Frau zu suchen. Als
er endlich in Mesopotamien, an der Stadt Nahors, angekommen war, ließ er am
Brunnen seine Kamele lagern. Zu dieser Tageszeit kamen die jungen Frauen aus
der Stadt, um Wasser zu schöpfen. Da betete der Knecht, dass ihm die
Brautwerbung gelingen möge und sagte, dass er um das Mädchen
werben wolle, das nicht nur ihm, sondern auch seinen Tieren zu trinken gäbe.
Und so geschah es. Als er die wunderschöne Rebekka ansprach, sagte sie:
»Trinke, mein Herr! Und eilends ließ sie den Krug hernieder auf ihre Hand und
gab ihm zu trinken. Und als sie ihm zu trinken gegeben hatte, sprach sie: Ich
will deinen Kamelen auch schöpfen, bis sie alle genug getrunken haben. Und
eilte und goss den Krug aus in die Tränke und lief abermals zum Brunnen, um zu
schöpfen, und schöpfte allen seinen Kamelen.« (1. Mose
24,18-20)
Der
dänische Philosoph und Theologe Søren Aabye Kierkegaard (1813 bis 1855) schrieb
zu dieser Szene: »Dass einer Christ geworden, erkennt man daran, dass er – wie
Rebekka – handelt: „Ich will nicht bloß dir zu trinken geben, sondern auch
deinen Kamelen.“« Dem ist nichts hinzuzufügen.
Abrahams
Knecht erkannte am Verhalten Rebekkas, dass ihm der HERR Gnade zu seiner Reise
gegeben hatte. Und so hatte er keinen Grund mehr, noch weiterzusuchen und
länger zu bleiben (Losung). Rebekka wurde von ihren Eltern gefragt, ob sie denn auch mit ihm
in die Fremde nach Kanaan ziehen wolle, um dort den ihr unbekannten Isaak zu
heiraten, und sie stimmte zu.
Dazu zwei Überlegungen:
Dazu zwei Überlegungen:
Erstens Barmherzigkeit gegenüber Tieren als Zeichen für Gottes Gnade – die Bibel überrascht mich immer
wieder mit solchen wunderbaren Wendungen und zeitlosen Werten. Ich bin zutiefst
überzeugt, die Welt wäre menschlicher, wenn die Menschen gegenüber den Tieren
barmherziger wären. Und ich denke, dass wir Menschen nur gemeinsam mit den Tieren eine Zukunft haben und darum Tierquälerei letztlich uns selbst schadet. Gegen die Massentierhaltung
kann jeder von uns etwas tun, indem er sich überlegt, wie viel Fleisch und Wurst er
tatsächlich braucht und wie die Tiere gehalten wurden, die er isst.
Zweitens Selbstbestimmung eines
Mädchens hinsichtlich ihres künftigen Mannes – und das im Orient, wo heute noch
immer über Frauen verfügt wird, als seien sie das Eigentum der Väter und Ehemänner.
Aber das war bei uns im christlichen Deutschland bis weit ins letzte
Jahrhundert zumindest auf dem Land ganz ähnlich. Auch da erstaunt mich die
Bibel und zugleich erschreckt es mich, wie weit man in den Jahrhunderten danach
wieder hinter sie zurückfallen konnte. Ich bin zutiefst überzeugt, die deutsche Geschichte wäre nicht so überaus grausam
verlaufen, wenn die Frauen mehr Rechte gehabt hätten. Dass es nicht so war, hat auch mit dem misogynen Paulus und seinem, in diesem Fall bis heute verhängnisvollen Einfluss auf die Kirche zu tun.
In der Luther-Übersetzung des Lehrtextes kann der Sinn der beider Bibelworte leicht
missverstanden werden. Denn weder in der Losung noch im Lehrtext geht es um Folgsamkeit, um
Gehorsam oder Unterordnung, sondern um die freie Entscheidung des Menschen.
Rebekka hätte sich gegen die Heirat mit Isaak entscheiden können und Zachäus
gegen die Einladung Jesu. Denn genau darum handelt es sich, dass Jesus Menschen
einlädt, mit ihm zu leben und sie nicht dazu zwingt. Damals wie heute
entscheiden Menschen selbst, ob und wie sie glauben wollen. Und wenn sie das nicht
entscheiden dürfen, ist ihr erpresster Glaube nichts wert.
Gebet: Herr, wir brauchen mehr,
wir brauchen viele Menschen wie Rebecca, die nicht nur ein Herz für andere,
sondern auch für Tiere haben. Und du brauchst viele, die sich freiwillig und
gern für den Glauben, für ein Leben mit dir entscheiden. Doch im Grunde kann
ich mich gar nicht gegen dich entscheiden, weil du dich von Anbeginn der Welt
für mich entschieden hast. Danke für diese gute Botschaft. Ich wünsche mir, dass du sie allen Menschen zuteilwerden lässt. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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E-Mail: hansloehr@yahoo.de
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