Donnerstag, 17. Oktober 2019

Die Goldene Regel hl

Losung: Wenn du deinem Nächsten etwas verkaufst oder ihm etwas abkaufst, soll keiner seinen Bruder übervorteilen. 3.Mose 25,14

Lehrtext: Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten. Matthäus 7,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

es scheint fast schon ein Gesetzt zu sein, dass geniale Dinge einfach sind oder sich zumindest mit wenigen klaren und einfachen Sätzen, Formen und Formeln beschreiben lassen.
     Die vor genau hundert Jahren entstandene Bauhaus-Architektur gehört dazu oder die berühmteste Formel der Physik, die Albert Einstein 1905 entdeckt hat: E=mc² (Energie E ist gleich = Masse m mal Lichtgeschwindigkeit c im Quadrat ²) Die Sache selbst ist alles andere als einfach. Aber die Formel ist „schlicht und schön“.
     Das trifft so auch auf den heutigen Lehrtext zu, die „Goldene Regel“. Sie stammt nicht von Jesus. Aber er macht sich diesen Grund-Satz der praktischen Ethik zu eigen, damit auch wir ihn uns zu eigen machen: »Seid zuerst zu anderen so, wie sie zu euch sein sollen. Das ist die Botschaft der Bibel (= Gesetz und Propheten).«
     Auch dieser Satz ist einfach formuliert, aber alles andere als einfach zu leben.
Schon seit dem siebten Jahrhundert vor Christus sind unabhängig voneinander ähnliche Regeln in Ägypten, Indien, China, Persien und Griechenland entstanden. Der katholische Theologe Hans Küng ist der Meinung, dass sich heute die verschiedenen Weltreligionen auf die Goldene Regel als gemeinsame Richtschnur für die Gläubigen verständigen könnten. Das wäre ein Riesenschritt zum Weltfrieden.
     Leider aber sind „die Leute“, sind „die anderen“, zu denen man zuvorkommend sein soll, für die meisten nach wie vor nur die Angehörigen des eigenen Clans. Für Fremde oder gar Feinde gilt die Goldene Regel in ihren Augen nicht, egal welcher Religion sie angehören. Schade. Auch in der Losung aus dem Alten Testament ist das Gebot, ein ehrlicher Händler zu sein, auf „den Bruder“, also den Angehörigen des eigenen Volkes beschränkt.
     Und wie ist das bei dir? Wem gegenüber verhältst du dich im Sinn der Goldenen Regel? Wem gegenüber bist du zuvorkommend und begegnest ihm mit Wertschätzung? Und wem nicht?

Gebet: Herr, dein zentrales Gebot ist einfach und klar. Das muss ich nicht diskutieren, denn du lässt keine Ausnahmen zu. Ob Freund, ob Feind – jedem soll ich im Sinn der Goldenen Regel begegnen. Ich muss mich nur danach richten. Doch zugleich zeigt mir dein Gebot auch meine Defizite auf. In seinem Licht erkenne ich, wo ich versage. Darum will ich nicht klagen, was andere mir schuldig bleiben, sondern tun, was du sagst. Gib mir dazu den Willen und die Kraft. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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