Sonntag, 20. Oktober 2019

Froh und frei leben und glauben hl

Losung: Ich will einen ewigen Bund mit meinem Volk schließen, dass ich nicht ablassen will, ihnen Gutes zu tun. Jeremia 32,40

Lehrtext: So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. Römer 9,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

bist du von Gott erwählt oder verstoßen? Hat dich diese Frage schon einmal beschäftigt? Immerhin spielt sie in der Bibel, unter anderem bei Paulus, eine gewisse Rolle und auch in der Geschichte der Kirche so zum Beispiel beim Kirchenvater Augustinus und bei dem Schweizer Reformator Johannes Calvin.
     Martin Luther und ebenfalls Paulus knüpfen an die Erwählung und Rettung des Menschen die Bedingung, dass er an Jesus Christus als seinen Herrn und Erlöser glaube. Daran zeige sich Gottes Gnade.
     Inzwischen hat sich das Verständnis der Bibel, des Glaubens und vor allen Dingen von Jesus weiter vertieft. Ich glaube nicht, dass irgendein Mensch von Gott von Ewigkeit her verworfen ist. Ich glaube aber, dass Gott in dem Augenblick, in dem er seine Geschöpfe gewollt und geschaffen hat, sie ausnahmslos und für immer erwählt und gerettet (erlöst) hat.
     Der Glaube, von dem Luther in diesem Zusammenhang spricht, hat dann diese Wirkung (Funktion): Allein durch den Glauben wird mir bewusst und kann ich darauf vertrauen, dass ich von Gott in Christus geschaffen, geliebt und gerettet bin. Der Glaube also lässt für mich Wirklichkeit werden, was für alle Geschöpfe gilt, aber nicht alle wissen und glauben (können). Jemand, der nicht oder anders glaubt, erlebt subjektiv dieses Evangelium (die gute Nachricht) nicht, da es für ihn aus unterschiedlichen Gründen keine Rolle spielt. Gleichwohl gilt es, wie gesagt, objektiv auch für ihn.
     Was also im Alten Testament zunächst nur für das Volk der Israeliten / Juden gilt (Losung), trifft durch die Lehre, das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu auf alle Menschen zu. Nichts und niemand kann das verhindern, weil sich Gott von Anfang an und für immer mit seinen Geschöpfen in bedingungsloser Liebe verbunden hat (Römer 8,38f.). Niemand kann und muss aber auch in irgendeiner Form dafür etwas tun, damit es sich so verhält. Alles liegt ausschließlich an Gottes Erbarmen und seiner Gnade (Losung). Das Einzige, was uns Menschen bleibt, ist, dass wir das im Glauben und festen Vertrauen auf ihn und sein Wort annehmen, dass wir Ja und Amen sagen zu dem, was Gott in Jesus Christus ein für alle Mal für uns getan hat.

Gebet: Herr, ich bin dir von Herzen dankbar, dass ich mich von dir geliebt und erlöst wissen darf. Das entlastet mich von jedem Gewissensdruck und jeder Sorge um mein Heil. Das macht mich frei zum Leben in dieser Zeit und Welt. Das lässt mich vor dir fröhlich sein und freimütig gegenüber jeder Person, wie mächtig sie auch ist. Zugleich ist mir aber auch bewusst, dass das für jeden Menschen gilt. Lass mich auch ihn als dein geliebtes Kind ansehen. Er teilt mit mir dieselbe Würde, die du schenkst. Entsprechend will ich mich ihm gegenüber verhalten. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

p.s. 1: siehe auch Losungsauslegung "Religiöse Selektion"

p.s. 2: 1973 formulierten die reformierten und lutherischen Kirchen etwas hölzern und theologisch gespreizt ein gemeinsames Verständnis von der Erwählungslehre in der Leuenberger Konkordie, Art. 24f. Sie versuchten dabei beidem gerecht zu werden, der Bibel und der theologischen Tradition wie auch der seitdem weiteren Vertiefung des Verständnisses von Erwählung und Verwerfung. Darin heißt es:
„Im Evangelium wird die bedingungslose Annahme des sündigen Menschen durch Gott verheißen. Wer darauf vertraut, darf des Heils gewiss sein und Gottes Erwählung preisen. Über die Erwählung kann deshalb nur im Blick auf die Berufung zum Heil in Christus gesprochen werden. Der Glaube macht zwar die Erfahrung, dass die Heilsbotschaft nicht von allen angenommen wird, er achtet jedoch das Geheimnis von Gottes Wirken. Er bezeugt zugleich den Ernst menschlicher Entscheidung wie die Realität des universalen Heilswillens Gottes. Das Christuszeugnis der Schrift verwehrt uns, einen ewigen Ratschluss Gottes zur definitiven Verwerfung gewisser Personen oder eines Volkes anzunehmen.“

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Alle bisherigen Losungsauslegungen finden Sie hier in diesem Blog.
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E-Mail: hansloehr@yahoo.de

2 Kommentare:

  1. Danke, für diese Auslegung. Sie erklären Losung und Lehrtext so, wie ich es schon lange denke.
    Ich bin sehr froh, dass ich diesen Block vor Kurzem gefunden habe. Mit ihm beginnt seitdem mein Tag.
    Ich schreibe anonym, weil ich nicht weiß, wie es technisch anders geht.

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  2. Ich freue mich über jeden Kommentar, ob anonym oder mit Klarnamen, ob zustimmend oder kritisch. Mir geht es um gemeinsames, ergebnisoffenes Nachdenken über die Bibel, damit jeder eigene Erkenntnisse gewinnen kann.

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