Mittwoch, 2. Oktober 2019

zuhören und mittragen hl

Losung: Als die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war. Hiob 2,11.13

Lehrtext: Die Liebe erträgt alles. 1.Korinther 13,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

„sieben Tage und sieben Nächte“, heißt es in dem großartigen Lehrgedicht, saßen die Freunde des leidgeprüften Hiob bei ihm und hörten zu und – „redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.“ Was für ein Trost, wenn man solche einfühlsamen Freunde hat!
     Aber als sie dann mit ihren langen Reden begannen, haben sie alles verdorben. Was für eine Enttäuschung! Hiob brauchte nichts weniger als ihre langatmigen Erklärungen, warum er denn Schuld an seinem Leiden haben könnte und so weiter. Er brauchte keine Gegenargumente, sondern Verständnis. Keine theologischen Spitzfindigkeiten, sondern Mitgefühl.
     Das ist bis heute so. Wer leidet, braucht ein Ohr. Braucht Menschen, die ihm zuhören, die das Klagen aushalten und den Schmerz, der aus seinen Worten spricht, ertragen. Die gegebenenfalls behutsam nachfragen und auffangen, was er aus seinem Herzen schüttet. Und das ist vielleicht die größte Wohltat, die man ihm tun kann, wenn er einmal alles heraus-sprechen kann, was ihn bedrückt und quält. Und manchmal sagt dann ein leidender Mensch: „Jetzt ist alles raus.“ Sein Leid verschwindet damit nicht. Aber der Leidensdruck lässt nach. Und wenn es passt, kann man zuletzt noch einfühlsam mit ihm und für ihn beten, sodass Gottes heilende Gegenwart spürbar wird.
     Vielleicht ist der, der zuhört, mit dem, der klagt, nicht einer Meinung. Aber nicht das ist wichtig, was ich meine, sondern, was er sagt. Und gut gemeinte Ratschläge können bei einem, der leidet schnell das Gefühl wecken, dass ich ihn nicht verstanden habe oder nicht verstehen will. 
     Ich versuche dann lieber, soweit es geht, seine seelischen Selbstheilungskräfte zu stärken, durch die Gott hilft. Und dazu gehört nun mal, dass ein Mensch in seiner Not sich einen anderen sucht, dem er vertrauensvoll sein Herz öffnen kann. Der sich für ihn Zeit nimmt. Der seinen Schmerz ernst nimmt. Der ihm signalisiert: „Du bist nicht allein“ und der vielleicht auch mit ihm betet.
     Hat jedoch jemand schwere psychische Probleme, leidet er zum Beispiel an einem Verfolgungswahn, dann braucht er professionelle Hilfe von ausgebildeten Therapeuten. Aber auch dann tut es ihm gut, wenn er einen Menschen hat, dem er seine Ängste sagen kann und von dem er weiß, dass er ihn im Rahmen seiner Möglichkeiten nicht allein lässt.
     »Die Liebe erträgt alles«, schreibt der Apostel Paulus im Lehrtext. Das ist ein großes Wort, ein sehr großes. Vielleicht zu groß für einen Menschen, aber nicht für Gott. Und doch stimmt auch, dass Liebe so stark ist, vieles zu ertragen. Und wenn einer die Last des anderen mittragen kann, wenn er es erträgt, dass einer ihm sein Leid klagt und den Schmerz mit ihm teilt, dann ist das schon sehr viel.

Gebet: Herr Jesus Christus, du sagst, dass ich zu dir kommen kann mit meinen Lasten und Sorgen. Du willst mir tragen helfen und es mir leichter machen. Darum komme ich auch zu dir und sage dir alles, was mich bewegt. Gib mir die Kraft, mitzutragen, was andere belastet, dass ich mir für sie Zeit nehme, ihnen zuhöre und für sie bete. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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