Montag, 21. Oktober 2019

Wie hätte ich mich verhalten? hl

Losung: Wehe den Hirten, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Hesekiel 34,2

Lehrtext: Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. Philipper 2,4

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe mich in den letzten Wochen mal intensiver mit unserer deutschen Geschichte seit dem frühen Mittelalter beschäftigt und war überrascht über das Ausmaß an Verschwendungssucht, Korruption, Ausbeutung und Raub bei den Hirten (Losung), also den Herrschenden. Im Geschichtsunterricht war davon bestenfalls am Rande die Rede.
     So schamlos wie sich Kaiser und Könige, Päpste, Fürstbischöfe und Bischöfe, Kurfürsten, Fürsten und sonstige Prinzen und Grafen auf Kosten der Bevölkerung „selbst geweidet“, also bereichert haben, hatte ich mir das nicht vorgestellt.
     In anderen Ländern war es nicht viel anders. So hat der sogenannte „Sonnenkönig“ Ludwig XIV, der politisch eigentlich nur eine klägliche Funzel war, mit seinen Mätressen und Schlössern das Staatsvermögen verprasst und Frankreich an den Rand des Bankrotts gebracht. Die Habsburger und Wittelsbacher, die in Österreich und Bayern bis 1918 an der Macht waren und deren Nachkommen noch unter uns leben, haben sich größtenteils ähnlich verhalten.
     Im Grunde waren es wenige Ausnahmen unter den Herrschenden, die auch mal das Wohl der Bevölkerung im Blick hatten, statt sie mit immer mehr Abgaben so auszupressen, dass ganze Ländereien verelendeten. Doch die Verursacher plagten keine Skrupel und sie hatten kein Unrechtsbewusstsein nicht zuletzt, weil es in der Kirche oft genug ähnlich zuging.
     Doch offenbar ist dieses Problem uralt und in den verschiedenen Kulturen vorhanden, sonst würde in der Bibel nicht immer wieder mal darauf hingewiesen (Losung). Eine Besserung kam erst in Sicht, als das aufstrebende Bürgertum den Adel in die Schranken wies und sich schließlich demokratische Regierungsformen durchsetzten. Wer sich heute in der Regierung des Machtmissbrauchs, der Korruption und der Bereicherung schuldig macht, muss in einer funktionierenden Demokratie mit Strafverfolgung rechnen und hat keine Chance mehr, wiedergewählt zu werden.
     Seit mehr als 2500 Jahren ist das Losungswort bekannt und wurde als Mahnung an die Herrschenden in die Bibel aufgenommen. Genützt hat es wenig. Seit fast 2000 Jahren ist der Lehrtext bekannt, das Wort des Apostels Paulus an die Christen in der griechischen Stadt Philippi. Ob es mehr genützt hat? In ihm geht es ja nicht nur um die Herrschenden, sondern um jeden, der Christ ist beziehungsweise sein will.
     Wie ist das bei mir, kann ich von meinen Interessen absehen und darauf achten, was meinen Mitmenschen dient? (Lehrtext) So wie Paulus diesen Satz geschrieben hat, kann ich das nicht. Ich bemühe mich schon, die Interessen anderer nicht aus dem Blick zu verlieren. Aber ich habe auch die eigenen im Blick. Und ich denke, dass das nahezu bei jedem der Fall ist. Darum kann es hier nicht um ein Entweder-Oder gehen, sondern nur darum, dass ich die unterschiedlichen Interessen ausgleiche und darauf achte, möglichst niemandem zu schaden.
     Ich will mich aber auch ehrlich fragen, ob ich mich in früheren Zeiten anders verhalten hätte, wenn ich einer von den Mächtigen gewesen wäre. Und ich kann darauf nicht eindeutig antworten. Denn Geld und Macht gehören zu den größten Versuchungen, die es gibt.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass ich in einer Zeit und in einem Land leben darf, wo Machtmissbrauch weitgehend eingedämmt worden ist und die Bevölkerung nicht unter der Gier der Mächtigen leiden muss. Ich will aber auch mich selbst prüfen wo ich im Kleinen egoistisch eigene Interessen verfolge und andere übersehe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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