Losung: Wehe den Hirten, die sich selbst
weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Hesekiel
34,2
Lehrtext: Ein jeder sehe nicht auf das Seine,
sondern auch auf das, was dem andern dient. Philipper 2,4
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich habe mich in den letzten Wochen mal intensiver mit
unserer deutschen Geschichte seit dem frühen Mittelalter beschäftigt und war
überrascht über das Ausmaß an Verschwendungssucht, Korruption, Ausbeutung und
Raub bei den Hirten (Losung), also den Herrschenden.
Im Geschichtsunterricht war davon bestenfalls am Rande die Rede.
So schamlos
wie sich Kaiser und Könige, Päpste, Fürstbischöfe und Bischöfe, Kurfürsten,
Fürsten und sonstige Prinzen und Grafen auf Kosten der Bevölkerung „selbst geweidet“,
also bereichert haben, hatte ich mir das nicht vorgestellt.
In anderen
Ländern war es nicht viel anders. So hat der sogenannte „Sonnenkönig“ Ludwig
XIV, der politisch eigentlich nur eine klägliche Funzel war, mit seinen
Mätressen und Schlössern das Staatsvermögen verprasst und Frankreich an den
Rand des Bankrotts gebracht. Die Habsburger und Wittelsbacher, die in
Österreich und Bayern bis 1918 an der Macht waren und deren Nachkommen noch
unter uns leben, haben sich größtenteils ähnlich verhalten.
Im Grunde waren
es wenige Ausnahmen unter den Herrschenden, die auch mal das Wohl der
Bevölkerung im Blick hatten, statt sie mit immer mehr Abgaben so auszupressen,
dass ganze Ländereien verelendeten. Doch die Verursacher plagten keine Skrupel
und sie hatten kein Unrechtsbewusstsein nicht zuletzt, weil es in der Kirche oft
genug ähnlich zuging.
Doch offenbar ist dieses Problem uralt und
in den verschiedenen Kulturen vorhanden, sonst würde in der Bibel nicht immer
wieder mal darauf hingewiesen (Losung). Eine
Besserung kam erst in Sicht, als das aufstrebende Bürgertum den Adel in die
Schranken wies und sich schließlich demokratische Regierungsformen durchsetzten.
Wer sich heute in der Regierung des Machtmissbrauchs, der Korruption und der
Bereicherung schuldig macht, muss in einer funktionierenden Demokratie mit
Strafverfolgung rechnen und hat keine Chance mehr, wiedergewählt zu werden.
Seit mehr als
2500 Jahren ist das Losungswort bekannt und wurde als Mahnung an die
Herrschenden in die Bibel aufgenommen. Genützt hat es wenig. Seit fast 2000
Jahren ist der Lehrtext bekannt, das Wort des Apostels Paulus an die Christen
in der griechischen Stadt Philippi. Ob es mehr genützt hat? In ihm geht es ja
nicht nur um die Herrschenden, sondern um jeden, der Christ ist beziehungsweise
sein will.
Wie ist das
bei mir, kann ich von meinen Interessen absehen und darauf achten, was meinen
Mitmenschen dient? (Lehrtext) So wie Paulus diesen Satz geschrieben hat, kann
ich das nicht. Ich bemühe mich schon, die Interessen anderer nicht aus dem
Blick zu verlieren. Aber ich habe auch die eigenen im Blick. Und ich denke,
dass das nahezu bei jedem der Fall ist. Darum kann es hier nicht um ein
Entweder-Oder gehen, sondern nur darum, dass ich die unterschiedlichen
Interessen ausgleiche und darauf achte, möglichst niemandem zu schaden.
Ich
will mich aber auch ehrlich fragen, ob ich mich in früheren Zeiten anders
verhalten hätte, wenn ich einer von den Mächtigen gewesen wäre. Und ich kann
darauf nicht eindeutig antworten. Denn Geld und Macht gehören zu den größten
Versuchungen, die es gibt.
Gebet: Herr, ich danke
dir, dass ich in einer Zeit und in einem Land leben darf, wo Machtmissbrauch
weitgehend eingedämmt worden ist und die Bevölkerung nicht unter der Gier der
Mächtigen leiden muss. Ich will aber auch mich selbst prüfen wo ich im Kleinen
egoistisch eigene Interessen verfolge und andere übersehe. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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Alle bisherigen Losungsauslegungen finden Sie hier in diesem
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E-Mail: hansloehr@yahoo.de
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