Losung: Das alles
hast du dir doch selbst bereitet, weil du den HERRN, deinen Gott, verlässt,
sooft er dich den rechten Weg leiten will. Jeremia
2,17
Lehrtext:
Jesus spricht: Wenn ihr bleiben werdet
an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger. Johannes 8,31
Liebe
Leserin, lieber Leser,
hast du
einen freien Willen? Kannst du dich frei entscheiden für das Eine und gegen das
Andere? Bist du also verantwortlich für das, was du tust bzw. unterlässt oder
nicht?
Die meisten Menschen glauben, dass sie
einen freien Willen haben, weil sie das so erleben. Doch wir erleben auch, dass
täglich die Sonne auf- und untergeht, obwohl sich lediglich die Erde aus ihrem
Schatten ins Licht dreht.
Und was meinen die Gelehrten, die
Wissenschaftler? Sie streiten sich darüber. Martin Luther war der Ansicht, dass
der Mensch nur zum Bösen einen freien Willen habe, nicht aber dazu, Gutes zu tun.
Letzteres sei allein Sache und Gnade Gottes. Sein Gegenspieler, der Humanist
Erasmus von Rotterdam, war anderer Ansicht. Er vertrat die völlige
Willensfreiheit des Menschen.
Diese optimistische Auffassung vom
Menschen hielt bis ins 19. Jahrhundert. Sie wurde spätestens durch den
Philosophen Friedrich Nietzsche heftig erschüttert. Er war der Auffassung, dass
der Mensch überhaupt keine Willensfreiheit habe, weder zum Bösen noch zum
Guten. Alles sei durch die Umstände seiner Geburt, seiner Erziehung, seiner
Umwelt und sozialen Verhältnisse bestimmt. Alles sei festgelegt durch die
Geschichte, in die er hineingeworfen ist. Letzten Endes dürfte deshalb auch niemand,
der gegen die zur Zeit (!) herrschenden Gesetze und Moralvorstellungen verstößt,
verurteilt und bestraft werden.
Inzwischen neigen auch viele moderne
Hirnforscher dazu, die Willensfreiheit des Menschen grundsätzlich zu
bestreiten. Ihnen zufolge würde auch der Mensch, ähnlich wie die anderen Tiere,
sein genetisch festgelegtes Programm ‚abspulen‘ und sich so verhalten, wie sein
begrenztes Gehirn die Wirklichkeit um ihn her erfährt und darstellt.
Der
Streit über die Willensfreiheit und der Glaube
Und was bedeutet das nun für den Glauben? Ich
bin für mich nicht in der Lage, diesen Streit zu entscheiden. Ich nehme zur
Kenntnis, dass ich möglicherweise keinen freien Willen habe. Ich erlebe mich
aber anders und meine, mich auch so zu verhalten, dass ich Entscheidungen treffen
und Verantwortung für mich und andere übernehmen kann. Das entspricht auch der
biblischen Sicht des Menschen. Und darum heißt es in der heutigen Losung, dass
ich mir manche Enttäuschung und manches Leid selbst zuzuschreiben habe, weil
ich mich nicht an Gott orientiert habe. Und auch ob ich zu Jesus gehöre oder
nicht, hat, wie der Lehrtext sagt, damit zu tun, ob ich seinem Wort folge. Das
ist verhältnismäßig einfach zu verstehen. Und trotzdem, ich erfahre mich doch
auch als einen Menschen, der sich eben nicht immer an Gott orientiert, wie er
mir in Jesus und seinem Wort begegnet, obwohl ich das möchte. Und genau darum,
brauche ich seine Gnade und sein Verständnis für meine Schwäche. Und genau
darum brauche ich seine Vergebung und vor allem anderen seine Liebe.
Wie auch immer, ob ich nun einen freien
Willen habe oder nicht, Hauptsache, ich bin von Gott geliebt.
Gebet:
Führe
mich, o Herr, und leite
meinen Gang nach deinem Wort.
Sei und bleibe du auch heute
mein Beschützer und mein Hort.
Nirgends als von dir allein
kann ich recht bewahret sein.
meinen Gang nach deinem Wort.
Sei und bleibe du auch heute
mein Beschützer und mein Hort.
Nirgends als von dir allein
kann ich recht bewahret sein.
Amen
Herzliche
Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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Ich bin der Meinung, dass ich einen freien Willen habe, auch wenn ich wohl deutlich mehr durch Gene und Sozialisation in meinen Entscheidungen beeinflusst werde, als es meiner Eitelkeit gefällt.
AntwortenLöschenUnd ich bin der Meinung, dass ich mich und wir alle uns so verhalten sollten als ob wir einen freien Willen hätten und selbstverantwortlich seien. Wie sonst sollten Beziehungen und die Gesellschaft funktionieren? Wie sonst könnte ich leben und glauben?
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