Lehrtext: Paulus: Ich
leide für die rettende Botschaft, die ich verkünde. Deswegen hat man mich sogar
wie einen Verbrecher ins Gefängnis geworfen. Aber Gottes Wort ist nicht gebunden. 2.Timotheus 2,9
Liebe
Leserin, lieber Leser,
»Gottes
Wort ist nicht gebunden« – bei diesem Bibelwort aus dem heutigen Lehrtext fällt
mir immer mein väterlicher Lehrer und Freund Pfarrer Karl Steinbauer (1906-1988)
ein. Als junger Pfarrer hat er sich von den Nazis nicht einschüchtern lassen
und ist ihren Anordnungen nicht nachgekommen, wenn sie mit Gottes Wort und
seinem Gewissen nicht vereinbar waren. Unter anderem kam er 1937 nach Weilheim
ins Gefängnis. Später war er dann gemeinsam mit Martin Niemöller im KZ
Sachsenhausen. Im Krieg wurde er schwer verwundet. Anfang 1945 wurde er auf geradezu
wundersame Weise vor dem Kriegsgericht von der Anklage wegen
Wehrkraftzersetzung aufgrund seiner Weihnachtspredigt freigesprochen.
Blick
aus dem Zellenfenster
Als Theologiestudent und Vikar hatte ich
viel Kontakt mit ihm und so die Gelegenheit, den Schriftverkehr aus jener Zeit
einzusehen. Unter anderem befand sich darunter eine Zeichnung, die er im
Gefängnis Weilheim angefertigt hatte: Es ist ein Blick aus seinem
Zellenfenster. Ein Blick durch die Gitter auf ein kleines Kirchlein. Unter der
Bleistiftzeichnung steht der heutige Lehrtext: »Aber Gottes Wort ist nicht
gebunden.«
Steinbauer befand sich in einer ähnlichen
Situation wie Paulus, von dem das Wort stammt. Beide waren inhaftiert, weil sie
nach dem biblischen Motto lebten und handelten „Man muss Gott mehr gehorchen
als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29). Beide wussten: Den Menschen kann man einsperren. Doch die Botschaft
des Evangeliums, die gute Nachricht von Gott nicht. Das hat in der Antike zur
Zeit des Paulus nicht funktioniert. Das hat im Nationalsozialismus nicht
funktioniert. Das funktioniert auch heute nicht und auch nicht in Zukunft. Man
kann Menschen mundtot machen, aber nicht das Evangelium.
Dass dir und mir heute Gott in Christus
begegnet und wir ihm rückhaltlos vertrauen können, diese Botschaft verdanken
wir Jesus, aber auch bekannten und unbekannten Menschen vor uns, die dafür mit
ihrer Freiheit und manchmal auch mit ihrem Leben bezahlt haben. »Ihr seid teuer
erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte.« (1. Korinther 7,23)
Gebet: Herr, ich danke dir für die Menschen, die
unter Leiden und Gefahren dein Wort gelebt und weitergegeben haben. Ich will
nicht vergessen, was es sie gekostet hat und wie viel ihnen deine Botschaft und
ihr Glaube wert war. Durch sie habe ich gelernt, dass durch dein Wort auch die
Gefangenen im Gefängnis frei sind. Doch dein Wort befreit uns auch aus dem
Gefängnis des Streits, der Unversöhnlichkeit, der Gier und der Sucht, aus der
Verzweiflung und Angst und schließlich auch aus dem Grab. Amen
Herzliche
Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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Vielen Dank für die Auslegung! Irgendwie ist das Datum der gestrigen Auslegung nach oben gerutscht. Bitte überprüfen Sie das und korrigieren Sie es gegebenenfalls. Alles Gute und herzliche Grüße
AntwortenLöschenVielen Dank für den Hinweis.
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenLieber Herr Löhr,
AntwortenLöschenmit 1. Korinther 7 habe ich so meine Schwierigkeiten. Darüber sollte
es eine eigene Auslegung geben. Aus welchen Motiven schreibt Paulus
so. Stellenweise unbarmherzig. Aus dem Zusammenhang kann ich zu Vers. 23 sehr wohl Ja ! sagen. Vielleicht schreiben Sie mal dazu.
Herzliche Grüße
Marlis
sehr
Liebe Marlis,
LöschenSie können mir gerne in einer E-Mail schreiben, was genau Sie beschäftigt und womit Sie Ihre Schwierigkeiten haben. Was Paulus in seiner Zeit und Gesellschaft vor 2000 Jahren geschrieben hat, ist kein unumstößliches Gesetz.
Herzliche Grüße
Hans Löhr