Losung: Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netze des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei. Psalm 124,7
Lehrtext: Der Engel des Herrn kam in das Gefängnis und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die Seite und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen. Apostelgeschichte 12,7
Liebe Leserin, lieber Leser,
hast du
dir schon mal überlegt, was auf deinem Grabstein stehen soll? Ich habe längere
Zeit mit dem zweiten Teil unserer heutigen Losung geliebäugelt: »Das Netz ist
zerrissen, und wir sind frei.« Denn das glaube ich, dass auf mich und die ganze
Schöpfung die »herrliche Freiheit der Kinder Gottes« wartet (siehe Losungsauslegung vom letzten
Montag). Dann wird das Netz der Vergänglichkeit, gewebt aus Kummer und
Enttäuschungen, Leiden und Sterben, Schmerzen und Tränen zerrissen und ich (meine
Seele) werde frei sein.
Doch inzwischen gefällt mir dieses Bibelwort nicht mehr ganz so gut, weil es mein Leben in einem eher düsteren Licht zeigen würde. Ich sehne mich jetzt keineswegs nach dem Tod und danach, sobald wie möglich dem Netz dieses Lebens und dieser Welt zu entrinnen. Ich lebe recht gern und möchte das auch noch eine Zeit lang, allen negativen Erfahrungen zum Trotz. Und dennoch spricht aus jenem Bibelwort meine Hoffnung, die mir jetzt schon hilft, über dieses Lebens hinauszublicken in jenes und meine Angst vor Sterben und Tod relativiert.
Ich bin gefangen in meinem Kopf
Doch, es stimmt schon: In dieser Welt bin
ich immer auch gefangen in meinem Schicksal, also in meinen
Genen und Lebensumständen und vor allem in meinem Kopf, also in den Grenzen
meines Gehirns. Denn alle Impulse, die durch meine Sinne das Gehirn erreichen,
werden ja erst dort in Bilder, Töne, Düfte, Berührungen und Geschmack
„umgerechnet“. Ebenso werden die Wörter, die ich höre und die Buchstaben, die ich
lese, auch die der Bibel, erst in meinem Gehirn so verarbeitet, dass ich sie
entsprechend meiner ganz persönlichen Voraussetzungen verstehen kann. Und deshalb
sieht jeder von uns die Welt etwas anders und jeder von uns glaubt etwas anders
und oft genug missverstehen wir uns auch aus diesem Grund.
Wenn es dann doch hin und wieder zu
beglückenden, menschlichen Begegnungen kommt, in denen man ein Herz und eine
Seele sein kann, in denen man sich bestens versteht und in herzliche Liebe
einander zugetan ist – ist das dann nicht auch so etwas, als ob ein Engel in
mein „Gefängnis“ kommt, mich erleuchtet, weckt und wenigstens für eine
bestimmte Zeit meine persönlichen „Ketten“ sprengt? (Lehrtext)
Ja, das meine ich, dass meine
Glaubenserfahrungen immer wieder auch Freiheitserfahrungen sind. Dass Gott mich
immer wieder aus und von mir selbst befreit, von meinen Vorurteilen und aus
meinen Beschränktheiten, aus meinen Antipathien und meinen Befürchtungen.
Anders gesagt, wo Gott in Jesus meine Seele berührt, erlebt sie beglückende Freiheit.
Apropos: Inzwischen habe ich für meinen Grabstein ein anderes Bibelwort gefunden. Es kommt aus meinem geliebten Psalm 23 und heißt: »Du bist bei mir.«
Gebet: Herr, du hast mich zur Freiheit befreit (Galater 5,1). Nun will ich mich nicht wieder einfangen lassen von all den unguten Bindungen und Unfreiheiten in meinem Leben. Doch ich kann mich nicht selbst erlösen, nicht selbst befreien. Darum bitte ich dich, sende deinen Engel in mein Gefängnis, dass er mir die Fesseln abnehme und ich frei werde schon in diesem Leben für jenes. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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