Mittwoch, 29. November 2023

Wohin sonst? hl

Losung: Hilf, HERR! Die Heiligen haben abgenommen, und treu sind wenige unter den Menschenkindern. Psalm 12,2 

Lehrtext: Jesus sprach zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen? Johannes 6,67

Liebe Leserin, lieber Leser, 

diese Verse, die dem heutigen Lehrtext vorangehen, sind eine schwere Kost. Hier der Zusammenhang:

Geheimsprache?

Jesus sagt zu seinen Jüngern: (Johannes 6,53) »Wenn ihr nicht esst das Fleisch des Menschensohns und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch.
54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.
56 Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm …..
Aber es sind etliche unter euch, die glauben nicht.« 
66 Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm.
67 Da sprach Jesus zu den Zwölfen: »Wollt ihr auch weggehen?« (Lehrtext)
68 Da antwortete ihm Simon Petrus: »Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; 69 und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.«

Um diese Verse nicht misszuverstehen, mache ich mir klar, dass Johannes hier sein eigenes Verständnis vom Abendmahl darlegt. Immerhin hat er sein Evangelium erst gut 70 Jahre nach Jesu Tod geschrieben. Und dabei lag ihm nicht daran, nur wiederzugeben, was damals geschehen ist, sondern seine eigene Sicht der Dinge auf dem Hintergrund seiner Glaubenserfahrungen mitzuteilen.

Ein Herz und eine Seele

Nein, Johannes war kein Kannibale. Blut und Fleisch Jesu sind hier im übertragenen Sinn gemeint als Gleichnisworte für die Speise, von der der Glaube oder die Seele lebt. Im Glauben soll man sich ihm zufolge Jesus 'einverleiben', um so mit ihm eins zu werden, um so ein Herz und eine Seele mit ihm zu sein: »Er in mir und ich in ihm« (Vers 56). Dann hat man den lebendigen Christus in sich. Wer das Wesen und den Geist Jesu ganz und gar in sich aufgenommen hat, bleibt nicht im Tod, sondern wird auferweckt. Soweit Johannes.

Das alles war auch damals für viele zu viel. Sie verstanden nicht, was das Reden vom Fleisch und Blut Jesu sollte und wandten sich deshalb ab. Und auch ich heute habe mit dieser Art zu reden meine Schwierigkeiten. Für Johannes ist das eine seiner gewollten Missverständnisszenen. Das war sein Stilmittel, in einer Art Geheimsprache für Eingeweihte vom Geheimnis Jesu Christi zu reden. Nur die von Gott Berufenen und Erwählten sollten die Bedeutung Jesu erkennen. Den anderen würde sie verborgen bleiben.

Gott braucht keine frommen Besserwisser

Ich habe ein anderes Verständnis von Jesus. In ihm ist Gott für alle Menschen da, für alle seine Geschöpfe. Und alle sollen das erfahren. Er braucht keine frommen Besserwisser, keine Heiligen und keine Erwählten mit Geheimwissen. Er braucht dich und mich mit all unseren Schwächen und Fehlern, aber auch mit unseren guten Seiten.

Mir persönlich ist der Schluss jenes Bibelabschnittes wichtig, da Petrus auf Jesu Frage (Lehrtext) sagt: »Herr, wohin sollen wir schon gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.« Dieser Vers ist mein Konfirmationsspruch. Vor allem als junger Mensch war ich manchmal nah dran, Jesus zu verlassen, weil er mir scheinbar nichts zu sagen hatte.

Zurück in die offenen Arme

Und dann kam mir immer wieder dieser Konfirmationsspruch in die Quere: „Herr, wohin soll ich denn dann gehen?“ Wem kann ich sonst trauen gerade in meinen dunklen Stunden? Wer zeigt mir sonst, wie und wer Gott ist? Und vor allem, wer liebt mich so wie du, gerade wegen meiner Fehler und Schwächen, und bleibt mir treu, auch wenn ich untreu bin? (Vergleiche Losung) 

Und wenn ich von ihm weggegangen bin wie der „Verlorene Sohn“ in Jesu Gleichnis, so bin ich doch wieder in seine offenen Arme zurückgekommen. Ja, wohin sollte ich denn sonst gehen? 

Und wieder bete ich: ‚Herr, du bist bei mir‘, ‚du umgibst mich von allen Seiten‘, du bist meine Kraft und mein Licht, in dir bin ich geboren, ‚in dir lebe ich‘, in dir werde ich sterben und doch in deiner Liebe bleiben. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr
 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

 

2 Kommentare:

  1. "Herr wohin sonst sollten wir gehen", ein schönes Lied von Thea Eichholz. Danke für ihre immer wieder wunderbar hilfreichen Gedanken und Denkanstöße!!

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  2. Ich schließe mich an! Amen

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