Losung: In meinem Zorn habe ich dich geschlagen, aber in meiner Gnade erbarme ich
mich über dich. Jesaja 60,10
Lehrtext: Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit
wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig
haben. Hebräer 4,16
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich war vor einigen Wochen bei einem befreundeten Ehepaar
eingeladen, das zwei kleine Söhne hat. Beim Verabschieden nach einem schönen
Nachmittag erlebte ich mehr aus dem Augenwinkel, wie der jüngere seinen älteren
Bruder an den Haaren packte und unsanft daran riss. Noch unsanfter wurde im
selben Moment der 'Übeltäter' von seinem Papa am Arm gepackt, in die Luft
gezogen und hatte, ehe er sich versah, eine Ohrfeige sitzen. "Das kommt
nicht wieder vor", war der einzige Kommentar des Vaters, mehr zu sich als
zu uns verdutzt dreinschauenden Erwachsenen gesagt.
Ist Gott auch so? Schnell im Zuschlagen, ohne langes Reden,
ohne geduldiges Mahnen? Wir könnten es meinen, wenn wir die heutige Losung
lesen: "In meinem Zorn habe ich dich geschlagen, aber in meiner Gnade
erbarme ich mich über dich." (Altes
Testament, Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 60, Vers 10) Über den Zorn
Gottes reden wir nicht gern, das ist 'hartes Glaubensbrot'. Dennoch müssen wir
es aushalten, dass vor allem im Alten Testament der Zorn Gottes immer wieder
durchbricht, mit am deutlichsten in der Sintflut-Erzählung. Gottes Geduld mit
'seinen' Menschen und ihrem zerstörerischen Lebensstil ist am Ende und er
löscht sie bis auf wenige aus.
Aber in Jesus zeigt uns Gott eine andere Seite: "Ich
muss und will meinen Menschen barmherzig begegnen. Sie scheitern und sie werden
immer wieder scheitern. Ich muss mit ihnen ganz neue Wege gehen." Daher
entscheidet sich Gott für den Weg der Demut und Liebe in Jesus Christus. Er,
der Sohn Gottes, trägt all unser Versagen, unsere Rücksichtslosigkeit und
Lieblosigkeit ans Kreuz und macht den Weg zu Gott für uns aufs Neue frei.
Weil das so ist, fordert der Schreiber des Hebräerbriefs uns
Christen nicht ängstlich und zittrig, sondern optimistisch und völlig zu Recht
auf: "Darum wollen wir mit Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen
Gottes treten. Dort werden wir, wenn wir Hilfe brauchen, stets Liebe und
Erbarmen finden." (Neues Testament, Brief an
die Hebräer, Kapitel 4, Vers 16)
Gebet: "Gott,
danke dafür, dass du dich mir gegenüber für den Weg der Liebe und Vergebung entschieden
hast. Ich könnte dir und deinem Willen nie genügen, du selber machst durch
deine Gnade den Weg für mich zu dir wieder frei. Ich darf zu dir kommen und
dich um Hilfe bitten, wenn ich sie brauche. Danke, Vater. Ich will es schätzen,
was du für mich tust. Amen."
deine / Ihre
Elfriede Bezold-Löhr
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