Losung: Er hat für die Übeltäter gebeten. Jesaja
53,12
Lehrtext: Sie kreuzigten Jesus und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen
zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was
sie tun! Lukas 23,33-34
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit diesen beiden Bibelworten sind wir zu den tiefen
Geheimnissen unseres Glaubens vorgedrungen: dass einer freiwillig die Schuld
anderer auf sich nimmt. Viele steigen hier aus. An Gott glauben? Ja! Aber
fremde Schuld auf sich nehmen? Nein!
Und doch ist genau dies ein Zeichen von großer Verantwortung
und menschlicher Reife. Hier ein eher harmloses Beispiel, das trotzdem selten
genug ist: Eine Sekretärin hat bei der Terminverwaltung einen Fehler gemacht.
Ein gutes Dutzend Leute reist zu dem falschen Termin an und muss unverrichteter
Dinge wieder abziehen. Empört beschwert man sich bei ihrer Chefin. Und die sagt
nicht: ‚Das war die Schuld meiner Mitarbeiterin Frau Soundso‘, sondern: ‚Das
ist in meinem Zuständigkeitsbereich passiert. Ich übernehme dafür die
Verantwortung und trage die Folgen.‘
Die Berge von Schuld, die wir Menschen im Lauf unserer
Geschichte angehäuft haben sind – Gott sei Dank – nicht zu unseren Grabhügeln
geworden. Vielmehr hat Gott in Jesus Christus diese Schuld auf sich genommen
und die Konsequenzen getragen. Sie hat sich ja auch in seinem
„Zuständigkeitsbereich” angehäuft, begangen von seinen Geschöpfen in der von
ihm geschaffenen Welt. Dazu verpflichtet wäre er nicht gewesen. Wer hätte ihn
auch verpflichten sollen? Er hat das freiwillig getan, damit jeder von uns
wieder eine neue Chance bekommt und nicht an den Folgen seiner Schuld zu Grunde
geht.
Der heutige Lehrtext aus dem Lukasevangelium kann übrigens leicht missverstanden
werden. Jesus sagte dieses Wort am Kreuz nicht in erster Linie zu den Übeltätern,
die mit ihm gekreuzigt worden sind, sondern zu denen, die ihm dieses Übel der
Kreuzigung angetan hatten: Zu den Bischöfen und Pfarrern der damaligen Kirche
und zu denen, die dafür die politische Verantwortung hatten wie Bundespräsident
Herodes und Kanzler Pontius Pilatus. Man muss die Ereignisse damals schon in
die heutige Zeit übersetzen, um zu ermessen, was sie für uns und unsere Kirche
bedeuten.
Gebet: Barmherziger
Gott, gib mir die Größe, da, wo ich Verantwortung für andere habe, für ihre
Fehler gerade zu stehen. Gib mir die Nachsicht, dass ich sie für ihr Versagen
nicht büßen lasse. Gib mir die Einsicht, dass auch ich Fehler mache und die
Nachsicht anderer brauche. Du hast mir um Jesu willen meine Schuld
vergeben. So will auch ich denen vergeben, die an mir schuldig geworden sind.
Amen
Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag
Hans Löhr
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