Losung: Siehe, er ist's, der die Berge macht
und den Wind schafft; er zeigt dem Menschen, was er im Sinne hat. Amos 4,13
Lehrtext: Jesus sprach: Über das
Aussehen des Himmels könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die
Zeichen der Zeit urteilen? Matthäus 16,3
Liebe Leserin, lieber Leser,
toll, was wir Menschen inzwischen alles können. Wir sind in
der Lage das Wetter 4 bis 7 Tage vorherzusagen. Wir sind in der Lage, eine Sonnenfinsternis
vorherzusagen. Wir sind in der Lage, das Licht auch noch der fernsten Sterne
und Galaxien zu analysieren und daraus Schlüsse zu ziehen über ihr Alter, ihre
Größe, ihre Entfernung und chemischen Eigenschaften. Und dann gibt es noch so
viele andere staunenswerte Dinge, zu denen wir in der Lage sind. Aber können
wir auch, wonach Jesus fragt, »die Zeichen der Zeit« beurteilen?
Er selbst war das Zeichen seiner Zeit und ist es auch für
uns heute. Die damaligen Religionsführer, die gelehrten Theologen, die Pfarrer
und Bischöfe (die damals nur andere Titel hatten),
sahen seine Bedeutung nicht. Sie fühlten sich von ihm bedroht. Und das zu
Recht. Er zog ihnen mit seiner Botschaft vom gnädigen Gott den religiösen Boden
unter den Füßen weg. Doch er bot auch ihnen die Chance, sich neu auf Gott
auszurichten.
Sieht unsere Kirche heute die Chance? Siehst du sie? Und ich
muss mich das auch fragen. So viel ist für mich nach vielen Jahren des
Nachdenkens über die Bibel klar: Jesus geht es nicht um bürgerliche Moral, auch
wenn das manchen vielleicht jetzt schockt. Ihm geht es auch nicht um
Sozialethik, wie man sich heute zu den öffentlichen Themen politisch korrekt
verhält. Ihm geht es auch nicht um religiöse Rituale und Bräuche; nicht um die
richtige Kleidung von Pfarrern und Priestern, nicht um die richtigen Lieder, Gebäude
und Kirchengesetze; auch nicht um die richtige Konfession; ja noch nicht einmal
um die richtige Religion.
Immer wieder hat er zu den führenden Mitgliedern der
jüdischen Religion, zu der er ja gehörte, den provozierenden Satz gesagt: ‚Solch
einen Glauben wie bei diesem Heiden habe ich bei euch nicht gefunden.‘ Und
genau darum geht es ihm, um den Glauben, genauer: um das rückhaltlose Vertrauen
auf den himmlischen Vater, das sich im Umgang mit den Mitmenschen bewährt.
Und das ist den Religionsbeamten bis heute ein Dorn im Auge,
weil es ihre Betriebsamkeit und Wichtigkeit infrage stellt. Wenn alles auf den
Glauben des einzelnen Menschen, auf sein Gottvertrauen ankommt, wozu braucht
man dann noch einen aufgeblähten und sündhaft teuren Kirchenapparat? Jedenfalls
bleibt dieser Apparat heute den Nachweis schuldig, dass er hinreichend leisten
kann, wozu Kirche da sein soll: Menschen für den an der Bibel orientierten Glauben
zu gewinnen, sie zu bestärken und zu begleiten. Ob die Kirchenfunktionäre endlich
die Zeichen der Zeit verstehen, dass es mit ihrer Zeit zu Ende geht und die
Organisation einer konfessionellen, kirchensteuerfinanzierten Amtskirche keine
Zukunft hat?
Wichtiger als das aber ist, dass du und ich, dass wir die
Zeichen der Zeit verstehen und uns mehr denn je auf Gott verlassen, der uns in
Jesus begegnet.
Gebet: Herr, ich
schaue auf die politischen Zeichen der Zeit und frage bang, ob sie auf Sturm
deuten oder auf ruhigeres Wetter. Noch mehr aber will ich auf dein Zeichen
schauen, auf das Kreuz, mit dem du mir sagst: Du bist erlöst. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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