Dienstag, 19. April 2016

Ja, aber die anderen auch hl

Losung: Der HERR ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für. Psalm 100,5

Lehrtext: Gott hat uns mit sich selber versöhnt durch Christus. 2.Korinther 5,18

Liebe Leserin, lieber Leser,

‚Gott ist freundlich, er ist gut zu dir‘. So sagt es das heutige Bibelwort. Lass es dir jetzt einfach mal gesagt sein und ziehe es nicht gleich wieder in Zweifel. „Gott ist freundlich und gut zu uns“ - so sprachen die alten Israeliten von sich in ihren Tempelgottesdiensten. Solche Worte bestärkten sie in ihrem Glauben trotz aller negativen Erfahrungen, die sie auch kannten.
Das ist schon mal tröstlich und wunderbar, dass auch die Menschen des Alten Testamentes von Gottes Freundlichkeit gesprochen haben und nicht nur von seinem Zorn. Diese Einsicht des Glaubens wanderte durch die Bibel und die Geschichte der Kirche bis zu dir und mir.
Die meisten Juden beten den Psalm 100 mit diesen schönen Worten auch heute noch und beziehen sie ganz selbstverständlich auf sich. Zu Recht. Aber zugleich grenzen sie sich damit von anderen ab, weil sie der Überzeugung sind, dass Gott nur zu ihnen freundlich und gut sei, weil sie sein Volk seien und andere, gerade auch die Christen, nicht dazugehörten. Zu Unrecht. Nun gibt es aber auch nicht wenige Christen, die ganz ähnlich denken, die sich für auserwählt halten und alle anderen, die nicht so glauben wie sie, als Verlorene ansehen. Zu Unrecht, wie ich meine.
Nahezu alle Religionen tragen in sich die Tendenz, die jeweils einzig wahre zu sein, weshalb die anderen falsch sein müssen. Dieser Irrtum lebte bis in die Nachkriegsjahre selbst in christlichen Konfessionen. Viele Gläubige hatten die Auffassung: Der Herr ist unser Gott. Er gehört uns. Er ist nur uns treu, sonst niemandem. Erst gestern erzählte mir eine Frau, die als Kind mit ihren Eltern aus Schlesien hierher geflohen war, dass die fränkische Nachbarin damals zu ihr sagte: „Der Monsignore  (= katholischer Priester) hat gsocht, dass die Lutherischen auch in Himml kumma. Des hob i ja no gor ned gwisst.“
Ich muss bei dieser Frage, zu wem denn Gott nun freundlich und gut ist, wieder mal an den großen Theologen Karl Barth denken, der von einer Frau gefragt wurde: „Herr Professor, werde ich nach dem Tod meine Lieben wiedersehen?“ Und Barth antwortete: „Ja, aber die anderen auch.“
Hat Gott nur uns versöhnt? (Lehrtext) Und was ist mit den anderen? Mit der Mehrheit der Christen in Deutschland, die zwar getauft sind, aber sich für ihn nicht (mehr) interessieren? Und mit denen, die einer anderen Religion anhängen? Und den vielen, vielen Menschen aus dem Osten Deutschlands, die aufgrund der atheistischen Religionspolitik in der ehemaligen DDR bis heute keinen Glauben mehr haben und auch ihre Kinder glaubenslos erziehen? Müssen die für die Politik der Kommunisten Ulbricht und Honecker bis in alle Ewigkeit büßen? Meine Antwort kennen Sie / kennst du. Und wie ist deine?

Gebet: Herr, es wäre schön, wenn möglichst viele Menschen diese gute Nachricht annehmen könnten, dass du gut und freundlich zu uns allen bist. Das würde unser Zusammenleben deutlich zum Besseren verändern. Aber ich selber will diese Nachricht ja auch annehmen, nicht nur im Augenblick, da es mir gut geht, sondern gerade auch dann, wenn es anders ist. Auf deine Freundlichkeit und Güte will ich mich verlassen können ein Leben lang. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

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