Kirchweihpredigt
von Hans Löhr bei der Niederoberbacher Zeltkirchweih
Liebe
Kirchweihgemeinde,
böse Zungen
behaupten, die Niederoberbacher seien unentschlossen. Sie könnten sich nicht
entscheiden, ob sie nun Niederbacher oder Oberbacher heißen möchten. Ich
behaupte, die Niederoberbacher sind besonders kompromissbereit, was eben auch
in ihrem Ortsnamen zum Ausdruck kommt. Und darum spreche ich in dieser Predigt
heute die Niederoberbacher in erster Linie an und frage:
Worin unterscheidet sich eure Kirchweih vom Münchner Oktoberfest und vom Nürnberger Volksfest? Nun, das Oktoberfest ist für die Münchner und seine Besucher aus aller Welt. Das Volksfest ist für Nürnberger und seine Besucher aus dem Umland. Die Kirchweih in Niederoberbach aber ist nicht nur für die Niederoberbacher und ihre Gäste, sondern zugleich das Fest der Niederoberbacher.
Worin unterscheidet sich eure Kirchweih vom Münchner Oktoberfest und vom Nürnberger Volksfest? Nun, das Oktoberfest ist für die Münchner und seine Besucher aus aller Welt. Das Volksfest ist für Nürnberger und seine Besucher aus dem Umland. Die Kirchweih in Niederoberbach aber ist nicht nur für die Niederoberbacher und ihre Gäste, sondern zugleich das Fest der Niederoberbacher.
Und damit meine
ich: Die Volks- und Kirchweihfeste in größeren Städten werden von bestimmten Zeltwirten,
von kommerziellen Gastronomen und von professionellen Schaustellern
ausgerichtet. Und Besucher sind ausschließlich Konsumenten.
In Niederoberbach aber, wie auch nächste Woche in Thann, sind es die Bewohner selber, die ihre Kirchweih ausrichten, die selbst kochen, ausschenken und kassieren; die selbst das Zelt aufbauen und wieder abbauen; die selbst für das Unterhaltungsprogramm sorgen und die selbst auch diesen Zeltgottesdienst hier mit vorbereitet haben.
In Niederoberbach aber, wie auch nächste Woche in Thann, sind es die Bewohner selber, die ihre Kirchweih ausrichten, die selbst kochen, ausschenken und kassieren; die selbst das Zelt aufbauen und wieder abbauen; die selbst für das Unterhaltungsprogramm sorgen und die selbst auch diesen Zeltgottesdienst hier mit vorbereitet haben.
Die Kirchweih in
diesem Dorf ist eure Kirchweih und
nicht nur ein Kirchweihfest für euch. Damit das so ist, braucht es eine
Dorfgemeinschaft, braucht es Leute, die bereit sind, bei der Kirchweih
mitzuarbeiten. Die sich engagieren und etwas für andere tun. Freilich sind das
meistens immer dieselben. Glücklicherweise wachsen aber immer auch neue
Mitarbeiter nach. Und auch die Gäste sind weithin dieselben. Glücklicherweise kommen
aber auch immer wieder neue hinzu.
Ihr, die ihr hier
mitarbeitet und auch ihr, die ihr als Gäste zur Kirchweih kommt, sorgt dafür,
dass in unseren Dörfern noch gemeinsam gefeiert werden kann. So kann ein
Gemeinschaftsgefühl entstehen, das die Voraussetzung für ein Dorfleben ist. Und
darum ist Niederoberbach auch ein lebendiges Dorf, in dem etwas los ist, und
nicht eines von den toten Dörfern, von denen es leider auch welche gibt. Gerade
die Dorffeste tragen dazu bei, dass Menschen zusammenkommen und sich als eine
Gemeinschaft erleben. Gerade die Dorffeste verbinden und stärken das Zusammenleben.
Hier auf der
Kerwa (fränkisch Kirchweih) feiern wir das Leben. Solange es uns schmeckt,
solange wir uns treffen, geht‘s uns verhältnismäßig gut. Aber machen wir uns
denn auch bewusst, wie gut es uns
geht? Ist uns eigentlich klar, was wir für Glückspilze sind?
Zum einen haben wir großes Glück, dass wir zu dieser Zeit in diesem Land leben ohne Hunger, Krieg und Flucht. Darum beneiden uns die meisten Menschen auf der Erde.
Zum anderen sind wir aber auch deshalb Glückspilze, weil wir das große Los gezogen haben. Denn die Wahrscheinlichkeit in dem riesigen Universum, das uns umgibt, eine gewisse Zeit leben zu können, ist so gering, dass sie niemand begreift.
Zum einen haben wir großes Glück, dass wir zu dieser Zeit in diesem Land leben ohne Hunger, Krieg und Flucht. Darum beneiden uns die meisten Menschen auf der Erde.
Zum anderen sind wir aber auch deshalb Glückspilze, weil wir das große Los gezogen haben. Denn die Wahrscheinlichkeit in dem riesigen Universum, das uns umgibt, eine gewisse Zeit leben zu können, ist so gering, dass sie niemand begreift.
Wir können uns
keine Vorstellung davon machen, was von Anbeginn der Welt alles geschehen
musste und muss, damit wir jetzt in diesem Augenblick hier im Kirchweihzelt sein,
Gottesdienst feiern und anschließend miteinander essen und trinken können. Die
Physiker sprechen in diesem Fall von der Feinabstimmung des Universums und
nehmen als Vergleich 10 hoch 55 Rasierklingen, die so exakt auf der Schneide übereinandergestapelt
sind, dass dieser Turm nicht umfällt. 10 hoch 55 ist eine Eins mit 55 Nullen.
Zum Vergleich: Eine Million ist eine Eins mit sechs Nullen. Nur weil das
Universum von Anfang an so hauchfein abgestimmt ist, gibt es Leben auf der
Erde, gibt es uns.
Gläubige Menschen
sprechen in diesem Zusammenhang von Gottes Wundern. Ungläubige zucken mit den
Schultern und sprechen von Zufall. Du kannst es dir aussuchen, wem du das
unfassbare Wunder deines Lebens verdankst. Sage ruhig Zufall. Es wird dich kein
Blitz treffen. Niemand wird dich deswegen strafen. Aber wenn du Zufall sagst,
dann bist auch du ein Zufall. Dann sind deine Kinder Zufall, deine Enkel. Dann
ist alles Zufall. Dann kann alles so oder so sein, diesen Wert oder keinen Wert
haben. Zufall eben.
Dann sind für dich
alle Fragen beantwortet, denn auf jede Frage, die du stellst, gibt es dann nur
noch diese eine Antwort: Zufall. Und wenn dich dein Mädchen fragt: „Liebst du
mich?“ Kannst du sagen: „Ja, zufällig.“ Und wenn sie sagt: „Ist dieser
Sonnenuntergang nicht schön?“ Kannst du sagen: „Das ist nur zufällig so.“ Und
wenn dir jemand von einem tollen Song vorschwärmt, ist deine Antwort: „Das ist nichts
Besonderes, nur eine zufällige Anordnung von Tönen.“ So eine Antwort ist der
Tod jeder Romantik und eines jeden schönen Gefühls. Und wenn dir einer dein
Auto klaut und du regst dich auf, kann er sagen: „Ich bin nur zufällig
vorbeigekommen. Und dann bin ich zufällig damit weggefahren. So ein dummer
Zufall.“ Und wenn du schwerverletzt im Straßengraben liegst, kann einer, der
vorbeikommt sagen: „Zufällig habe ich gerade keine Zeit. Aber vielleicht hilft
dir ja der Zufall.“ Ja, mit dem Zufall kannst du alles erklären und alles
beantworten.
Ich spreche nicht
von Zufall. Ich spreche von Gott und sage: Er hat das unermessliche Universum und
die winzige Erde und dich und mich geschaffen. Ihm verdanke ich alles, was ich
bin und habe. Nichts, was geschieht, geschieht ohne seinen Willen. Alles hat
seinen Wert. Und das alles deshalb, weil er die Menschen, weil er dich und mich
liebt. Das zeigt er mir in Jesus, der nicht aufgehört hat uns Menschen zu lieben
auch als man ihn ans Kreuz geschlagen hat.
Für mich ist Er die Antwort auf alle Fragen. Manchmal
verstehe ich die Antwort nicht. Oft aber bin ich dankbar für mein Leben und das
meiner Kinder und Enkel. Für die Wiesenblumen und Insekten, ohne die wir nicht
leben könnten. Für die Lerchen und Feldhasen. Für Sonnenuntergänge und Mondnächte.
Für die Musik, für einen funktionierenden Staat, für den Wohlstand, den Frieden
und vieles andere mehr. Und ich bin dankbar für meinen Glauben.
Sooft ich mir das
bewusst mache, werde ich wieder zufriedener und gelassener. Doch dem Zufall
kann ich nicht dankbar sein. Ihm kann ich keine Loblieder singen. Zu ihm kann
ich nicht beten. Auf ihn kann ich mich nicht verlassen. Ich entscheide mich für
Gott, wie er sich mir in Jesus zeigt. Er macht mein Leben reich.
Und du? Wofür entscheidest du dich?
Und du? Wofür entscheidest du dich?
Kürzlich war ich
auf einer Beerdigung. Da ging es um die Frage, warum wir alle sterben müssen.
Die Antwort ist offengeblieben. Aber ich habe mir gedacht: Wir müssen alle
einmal sterben, weil wir alle leben dürfen. Beides gehört zusammen. Eines
gibt‘s nicht ohne das andere. Nur wer stirbt, hat zuvor gelebt. Und darauf
kommt es doch an. Zum Leben gehört eben auch, dass man sich trifft, gemeinsam
feiert und gemeinsam isst und trinkt. Zum Leben gehört, dass man miteinander
redet und lacht. Dass man gemeinsam singt und guter Dinge ist wie jetzt auf der
Niederoberbacher Kerwa. Und wenn jemand jammert, dass er sterben muss, warum
freut er sich nicht auch, dass er jetzt leben darf? Wir sagen schnell: „Warum nur
geht es mir so schlecht?“ Aber wir sagen selten: „Warum nur geht es mir so gut?“
Und das Leben,
liebe Freunde, schätzen und lieben wir umso mehr, als wir den Satz aus dem 90. Psalm
beherzigen: „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's
achtzig Jahre; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.“
Ja, ihr Jüngeren
hier, lasst es euch von uns Älteren sagen: „Gestern waren wir noch jung. Heute
schon sind wir alt. Und wir wundern uns, wohin all die Jahre gekommen sind. Denn
das Leben fähret schnell dahin, als flögen wir davon. Manchmal, wenn ich Motorrad
fahre, denke ich an diesen Satz: "Als flöge ich davon".
Darum lasst uns
das Leben nicht noch gegenseitig schwer machen. Es ist doch oft schon so schwer
genug. In der Bibel im Buch des Predigers Salomo steht das Wort: „Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass
wir Menschen in dem kurzen Leben, das Gott uns zugemessen hat, nichts Besseres
tun können als essen und trinken und es uns wohl sein
lassen bei aller Mühe, die wir haben. So hat Gott es für uns bestimmt.“
(Prediger 5,17 GNB)
Das wollen wir heute tun. Die Kirchweih ist dazu da, dass wir
uns für ein paar Augenblicke gemeinsam unseres Lebens freuen und daran denken,
wem wir es verdanken. Darum loben und danken wir Gott mit den Liedern, die wir
hier singen und mit unserem Gebet.
Böse Zungen behaupten, die Niederoberbacher seinen
unentschlossen. Sie könnten sich nicht entscheiden. Ich glaube das nicht. Wer heute
im Zeltgottesdienst war, der weiß zumindest, dass es eine bessere Antwort gibt als den
Zufall.
Amen
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Alle bisherigen Losungsauslegungen im Internet-Blog: <http:// glaubenswachstum.blogspot.com/
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Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach
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