Sonntag, 10. März 2013

Wovon wir leben hl

Predigt (Auszug) am Sonntag Lätare, 10.3.13, von Hans Löhr.
Bibelwort: Evangelium nach Johannes, Kapitel 6 Vers 51: Jesus: »Ich bin das Brot, das von Gott gekommen ist und euch das Leben gibt. Jeder, der dieses Brot isst, wird ewig leben. Dieses Brot ist mein Leib, den ich hingeben werde, damit die Welt leben kann.« (Bibelübersetzung: Hoffnung für alle)
Liebe Gemeinde,
wovon lebt die Welt? Aus Sicht der Naturwissenschaft kann man sagen: Die Welt, also unsere Erde mit allem was darauf existiert, lebt von der Sonne. Ohne sie gäbe es überhaupt keine Erde. Hätte unser Planet gar nicht entstehen können. Ohne sie gäbe es nicht die Energie, von der alle Lebewesen leben.
Das ist die eine durchaus zutreffende Sichtweise. Die andere haben wir gerade aus dem Bibelwort gehört: Unsere Menschenwelt lebt davon, dass ein anderer für sie sein Leben hingegeben hat. Anders gesagt: Die Welt lebt von der Liebe. Sie war schon immer vom Untergang bedroht und wurde noch immer durch die Liebe gerettet. Jesus sagt dazu sinngemäß: „Aus Liebe zu euch habe ich mich in den Tod gegeben, damit ihr leben könnt. Das ist das tägliche Brot, von dem ihr lebt. Und das alles, weil ihr Gott am Herzen liegt.”
Aber wie wichtig und kostbar sind wir füreinander?
Wir nehmen auf dem Friedhof Abschied von einer alten Frau. Sollen wir traurig sein? Sie hatte doch ihr Leben gelebt. Also kann sie ruhig sterben. Sie war alt, sie war krank, sie konnte nicht mehr arbeiten, nichts leisten, nichts verdienen. Sie hatte für die Gesellschaft keinen Nutzen mehr. Wer wird ihr eine Träne nachweinen?
Die Liebe! Die Liebe ihrer Kinder und Enkel weint diese Träne. Denn die Liebe schaut nicht von außen auf einen Menschen, sondern sieht sein Wesen. Die Liebe der Kinder sieht in der alten Frau die Mutter, der sie das Leben verdanken, die sie aufgezogen, umsorgt, gepflegt, geliebt hat.
Und so ist auch die Sichtweise Gottes und die von Jesus. Seine Liebe sieht in dir den Menschen, den er gewollt, geschaffen, bis heute behütet und am Leben erhalten hat. Gottes Liebe sieht in dir den Menschen, dem er sein Versagen und seine Schuld vergeben hat, den er gesegnet und beschenkt hat mit Kraft, mit Erfolg, mit Glauben, mit Kindern und Enkeln, mit allem, was man täglich zum Leben braucht, mit einer langen Zeit des Friedens und des Wohlstands in unserem Land.
Und diesen Menschen, also dich, in den Gott so viel investiert, für den er so viel Aufwand getrieben hat, dich will er nicht mehr verlieren weder im Leben noch im Sterben. Dich will er behalten, retten, und durch den Tod hindurch bewahren ins ewige Leben. Das ist die Botschaft der Bibel. Dadurch haben wir Menschen unsere Bedeutung, unseren Wert und unsere Würde egal wie jung oder alt, wie gesund oder krank, wie hübsch oder hässlich, wie leistungsfähig oder schwach wir sind…
Nein, diese Welt lebt nicht von unserer Tüchtigkeit, nicht vom Fortschritt, nicht von unserer Leistungskraft und auch nicht von denen, die sie regieren. Unsere Menschenwelt lebt von der Gnade Gottes und seiner Liebe, wie sie in Jesus sichtbar geworden ist. Und du und ich, wir leben auch davon. Das ist meine Überzeugung.
Doch Jesus sagt im Johannesevangelium: Ihr lebt nicht nur auf der Erde von Gottes Gnade und meiner Liebe. »Ich bin für euch das Brot, das von Gott gekommen ist und euch das Leben gibt. Jeder, der dieses Brot isst, wird ewig leben.«
Ich will dazu zwei etwas merkwürdige Fragen stellen und sie auch gleich beantworten:
Was ist das Wichtigste am Brot? – Dass man es isst. Wer die Nahrung, wer das Brot immer nur anschaut, kann auf die Dauer nicht leben. Das Brot will gegessen sein.
Und die andere Frage: Was ist für dich das Wichtigste an Jesus? – Dass du ihn glaubst, ihm vertraust. Wer Jesus immer nur als eine Person anschaut, die ihn nichts angeht, kann von ihm nicht aus dem Tod ins ewige Leben gerettet werden. Jesus will geglaubt sein.
So wichtig das Brot für unser jetziges Leben ist, so wichtig ist er für meine Hoffnung, dass ich auch nach dem Tod bei Gott leben werde. Darum sagt er von sich: »Ich selbst bin das Brot, das euch dieses Leben gibt.« Wir „essen” dieses Brot, in dem wir an ihn glauben. Wir nehmen Jesus im Glauben in uns auf wie eine lebensrettende Speise, die bewirkt, dass wir leben, auch wenn wir sterben.
Wovon lebt die Welt? Von der Sonne, ja. Aber mehr noch lebt sie von dem, der die Sonne und die Welt geschaffen hat. Unsere Menschenwelt lebt von der Gnade Gottes. Ohne sie wäre sie nicht entstanden. Ohne sie würde es sie nicht mehr geben.
Und wir, du und ich, wir leben von Gottes Liebe, die uns Jesus gebracht hat,  damit alle, die dieses Lebensbrot essen, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Amen

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