Losung: HERR, gedenke meiner nach der Gnade, die du deinem Volk verheißen
hast; erweise an uns deine Hilfe. Psalm 106,4
Lehrtext: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt
hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen. Lukas
2,29-30
Liebe Leserin, lieber Leser,
mal geht es in Glaubensfragen um Themen, die uns
als Gemeinschaft betreffen, mal steht der Einzelne im Vordergrund. Das ist
heute der Fall. Da betet jemand: "Wenn du deinem Volk (- damit meint der,
der betet, die Israeliten -) deine Liebe zeigst, HERR, dann denke auch an
mich." Eine Bitte, die auf den ersten Blick seltsam scheint. Aber
vielleicht schwingt da eine Einsicht mit, die durchaus etwas schmerzhaft ist:
Im letzten Grund ist jeder Mensch auf sich gestellt. Spätestens an der Schwelle
zum Tod wird das glasklar: Da gehe ich als Einzelne - hoffentlich vorher nicht
unfreiwillig allein, da aber ganz auf mich gestellt. Daher der Wunsch:
"Gott, sieh mich. Sie mich als einzelnen Menschen. Als die Frau, die ich
bin. Als der Mann, der ich bin. Nimm mich wahr, höre meine Gebete und begleite
mich."
Simeon, von dem im Lehrtext erzählt wird, war in eben dieser
Situation. Er war sehr alt und wusste, dass er bald sterben würde. Sein
innigster persönlicher Wunsch war, dass er denjenigen, den Gott als Retter
versprochen hatte, noch vor seinem Tod mit eigenen Augen sehen dürfte. Er will
Gott 'mit Händen greifen dürfen', bevor er stirbt. Als er mit seiner Frau im
Tempel ist, stößt er auf Josef und Maria, die sich gerade mit ihrem Jesus auch
im Tempel aufhalten. Er nimmt den Säugling glücklich in die Arme und betet:
"HERR; nun kann ich in Frieden sterben, denn du hast dein Versprechen
eingelöst! Mit eigenen Augen habe ich es gesehen: du hast dein rettendes Werk
begonnen."
Gebet: "Vater, immer wieder zeigst du uns durch Menschen in der
Bibel, dass es im letzten Grund um unsere Beziehung zu dir geht. Jeder von uns
lebt sein Leben mit dir - und wir sehnen uns alle danach, dass du an uns
denkst. Dass wir in dir unseren Rückhalt haben - selbst dann, wenn wir
einmal den Eindruck haben, dass wir von aller Welt verlassen sind. Danke für
viele wunderbare gemeinsame Glaubenserfahrungen in den Gottesdiensten. Danke
für alle Begegnungen mit dir in der Stille. Amen."
Einen guten Start in die neue Woche wünscht dir und Ihnen
deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen