Dienstag, 14. Januar 2014

Runter vom hohen Ross hl

Losung: All sein Tun ist Wahrheit, und seine Wege sind recht, und wer stolz ist, den kann er demütigen. Daniel 4,34

Lehrtext: So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. 1.Petrus 5,6

Liebe Leserin, lieber Leser,

als wir noch junge Pfarrer waren, hat mir mein Kollege Karl mal gestanden, wie ihm die Beichtformel gründlich missraten ist. Statt zu sagen »Demütigt euch mit mir vor dem lebendigen Gott!«, sagte er in seiner Aufregung: »Demütigt euch vor mir mit dem lebendigen Gott!«. Kaum war ihm dieser Satz entglitten, wurde er schamrot wie eine Tomate. Ob im Gottesdienst außer ihm das jemand gemerkt hat? Gerade bei liturgischen Formulierungen hören viele nicht so genau hin, weil sie entweder kompliziert oder allzu geläufig sind. Und was das Demütigen betrifft, so wollen das viele sowieso nicht mehr hören. Das verstehe ich. Denn wer demütigt sich denn schon gern noch dazu vor einem anderen?
Und doch ist da ein entscheidender Unterschied. Niemand soll von einem andern Menschen gedemütigt werden. Das steht nur Gott zu (Losung). Aber sich selbst zu demütigen, kann eine gesunde Übung sein. Es bricht keinem ein Zacken aus der Krone, wenn er mal von seinem hohen Ross runter steigt. Und erst recht gilt das vor Gott. Vor meinem Schöpfer und Herren habe ich schon gar keinen Grund in irgendeiner Weise hochmütig zu sein. Vor ihm, dem Heiligen, erkenne ich, was ich ihm, meinen Mitmenschen und auch mir selbst schuldig geblieben bin. Aber weil er Gott ist und kein Mensch, macht er sich über den, der sich demütigt, nicht lustig noch tritt er ihn erst recht in den Staub. Vielmehr gilt, was der Lehrtext sagt: Wer sich unter die gewaltige Hand Gottes demütigt, wird auch erhöht zu der Zeit, die er bestimmt. Hochmut aber kommt vor dem Fall – Auch das ist ein Sprichwort aus der Bibel.

Gebet: Mein Herr und mein Gott, wie gut, dass ich nicht mein eigener Maßstab bin und die Welt an meinem Wesen genesen soll. Du bist der Maßstab. Vor dir erkenne ich, was richtig und was falsch ist, was ich tun und was sich lassen soll, wann es Zeit ist zu reden und Zeit zu schweigen. Und wenn ich abzuheben drohe, bring du mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

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