Losung: All sein Tun ist Wahrheit, und seine Wege sind recht, und wer stolz
ist, den kann er demütigen. Daniel 4,34
Lehrtext: So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand
Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. 1.Petrus 5,6
Liebe Leserin, lieber Leser,
als wir noch junge Pfarrer waren, hat mir mein Kollege Karl
mal gestanden, wie ihm die Beichtformel gründlich missraten ist. Statt zu sagen
»Demütigt euch mit mir vor dem lebendigen Gott!«, sagte er in seiner Aufregung:
»Demütigt euch vor mir mit dem lebendigen Gott!«. Kaum war ihm dieser Satz
entglitten, wurde er schamrot wie eine Tomate. Ob im Gottesdienst außer ihm das
jemand gemerkt hat? Gerade bei liturgischen Formulierungen hören viele nicht so
genau hin, weil sie entweder kompliziert oder allzu geläufig sind. Und was das Demütigen
betrifft, so wollen das viele sowieso nicht mehr hören. Das verstehe ich. Denn
wer demütigt sich denn schon gern noch dazu vor einem anderen?
Und doch ist da ein entscheidender Unterschied. Niemand soll
von einem andern Menschen gedemütigt werden. Das steht nur Gott zu (Losung). Aber
sich selbst zu demütigen, kann eine gesunde Übung sein. Es bricht keinem ein
Zacken aus der Krone, wenn er mal von seinem hohen Ross runter steigt. Und erst
recht gilt das vor Gott. Vor meinem Schöpfer und Herren habe ich schon gar
keinen Grund in irgendeiner Weise hochmütig zu sein. Vor ihm, dem Heiligen,
erkenne ich, was ich ihm, meinen Mitmenschen und auch mir selbst schuldig
geblieben bin. Aber weil er Gott ist und kein Mensch, macht er sich über den,
der sich demütigt, nicht lustig noch tritt er ihn erst recht in den Staub.
Vielmehr gilt, was der Lehrtext sagt: Wer sich unter die gewaltige Hand Gottes
demütigt, wird auch erhöht zu der Zeit, die er bestimmt. Hochmut aber kommt vor
dem Fall – Auch das ist ein Sprichwort aus der Bibel.
Gebet: Mein Herr und mein Gott, wie gut, dass ich
nicht mein eigener Maßstab bin und die Welt an meinem Wesen genesen soll. Du
bist der Maßstab. Vor dir erkenne ich, was richtig und was falsch ist, was ich
tun und was sich lassen soll, wann es Zeit ist zu reden und Zeit zu schweigen.
Und wenn ich abzuheben drohe, bring du mich wieder auf den Boden der Tatsachen
zurück. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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