Losung: Wer
unvorsichtig herausfährt mit Worten, sticht wie ein Schwert; aber die Zunge der
Weisen bringt Heilung. Sprüche 12,18
Lehrtext: Lasst
kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was
erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. Epheser
4,29
Liebe Leserin, lieber Leser,
Faustregeln – so möchte ich Losung und Lehrtext heute bezeichnen,
Regeln, nach denen man sich, wie der Duden sagt, »meist ungefähr richten kann«.
Im täglichen Umgang, ob in der Familie, in der Schule oder am Arbeitsplatz
sollten diese biblischen Regel selbstverständlich sein – auch wenn sie es
leider nicht immer sind. Ich selbst bin zivilisiert genug, dass ich andere
nicht mit physischer Gewalt verletze. Aber im Lauf meines Lebens ist manches
verletzende Wort „dem Gehege meiner Zähne" (Homer) entwichen, weil ich unvorsichtig (Losung) war. Gerade weil ich auch selbst mit Worten verletzt
worden bin, muss ich wissen, wie weh das tut und meine Zunge im Zaum halten;
denn solche Verletzungen heilen manchmal besonders schwer. Es hat schon seinen
guten Grund, warum in der Bibel diese Regeln stehen. Sie sind nicht für Ausnahmefälle
gedacht, sondern für den Alltag und betreffen viele.
Aber warum sind diese Regeln „Faustregeln"? Weil
man nicht immer nur reden kann und darf, was erbaut (Lehrtext), sondern auch den Mut zur Kritik aufbringen muss, wenn
es denn notwendig ist. Wann das so ist, darüber gehen die Meinungen natürlich
auseinander. Aber wenn ich an die Gerichtspropheten des Alten Testaments denke
oder an Jesus selbst oder an Martin Luther, dann haben sie ihre Zunge auch hin
und wieder wie ein Schwert eingesetzt, um damit für die Sache Gottes zu
kämpfen. „Schlangenbrut und Heuchler, böse und verblendet, Narren, übertünchte
Gräber voll Müll …" – Mit solchen Wörtern hat Jesus die Angesehenen
und Mächtigen (Pharisäer und Sadduzäer) in der „Kirche" seiner Zeit
kritisiert (Matthäus Kapitel 22 und 23).
Natürlich hat er sie damit auch verletzt und das letzten Endes auch zu spüren
bekommen. Aber immer nur die Faust in der Tasche ballen und wenn es darauf
ankäme, den Mund aufzumachen , den Schwanz einziehen und buckeln und kriechen –
das geht schon gar nicht.
Eines aber ist nicht nur eine Faustregel, sondern ein Gebot:
Verletze niemals einen Menschen, der schwächer ist als du. Das betrifft vor
allem die Kinder und jeden, der sich nicht wehren kann.
Gebet: (Lied EG 495 Vers 3)
Hilf, dass ich rede stets, womit ich kann bestehen.
Lass kein unnützlich Wort aus meinem Munde gehen.
Und wenn in meinem Amt ich reden soll und muss,
so gibt den Worten Kraft und Nachdruck ohn' Verdruss.
Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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