Losung: Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen
dir nachwandeln! Psalm 84,6
Lehrtext: Als Jesus nicht mehr fern von dem Haus war,
sandte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Ach Herr, bemühe dich
nicht; ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; darum habe ich auch
mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein
Wort, so wird mein Knecht gesund. Lukas 7,6-7
Liebe Leserin, lieber Leser,
unsere evangelische Kirche muss sich ändern und zwar
grundlegend. Mit ein bisschen Kosmetik ist es nicht getan. In ihrer
gegenwärtigen Gestalt und Organisationsform ist sie nicht mehr fähig, den
Auftrag Jesu zu erfüllen und eine wachsende Zahl von Menschen für den Glauben
zu gewinnen. Mitglieder, Gebäude, Mitarbeiter und Kirchensteuern zu verwalten,
- das reicht nicht. Nur mit viel Geld schöne Fassaden zu pflegen und Menschen
mit Ritualen zu versorgen, ist für eine evangelische Kirche zu wenig. Sie muss
stattdessen alles daran setzen, dass ihre Mitglieder mündige, selbstverantwortliche, gläubige Christen werden und neue Menschen
hinzugewinnen.
Äußerlich sichtbar wird der Niedergang in den seit
Jahrzehnten hohen Austrittszahlen, im Kindergottesdienstbereich und in der
Tatsache, dass 97 Prozent der Evangelischen am Sonntag keinen Gottesdienst mehr
besuchen. Ein Wirtschaftsbetrieb hätte bei einer solchen Bilanz längst Konkurs
anmelden müssen. Wenn die Kirchensteuer morgen wegbricht, ist die Kirche auch
materiell bankrott und stürzt wie ein Kartenhaus ein. Das wird dann der
Offenbarungseid, wie es um den inneren Zustand der Kirche bestellt ist. Aber
ein Tiefpunkt kann auch ein Wendepunkt sein mit der Chance für einen Neubeginn.
Ich kenne die wütenden Proteste gegen diesen Befund. Das
wundert mich nicht, schließlich geht es um die Substanz, um die Macht, ums Geld
und bei den Kirchenbediensteten um die Existenz. Ich weiß auch, dass es (noch)
nicht viele sind, die in Deutschland so denken. Sie können gegen die erdrückende
Mehrheit – auch derer, die sich für fromm halten - nur bestehen, wenn sie, wie
es die Tageslosung sagt, den Herrn „für ihre Stärke halten“. Wenn sie nicht auf Anerkennung
und Wohlwollen derer schielen, die sich im Kirchenbetrieb eingerichtet haben,
sich mit bestehenden Macht-Verhältnissen arrangieren und von ihnen profitieren.
Wer möchte, dass sich die Kirche, wie in der
Reformationszeit, wieder auf ihren Herrn Jesus Christus und die Bibel besinnt,
wieder aus dem Glauben lebt und nicht von der Steuer, darf keine Angst haben,
als Fundamentalist denunziert oder als weltfremder Träumer verspottet zu
werden. Er muss sich zuallererst vom Wort Gottes herausfordern und seinen
eigenen Glauben erneuern lassen. Er muss bereit sein, sich selbst zu ändern,
alte Gewohnheiten und Beziehungen aufzugeben und die Wärmestube der
Selbstzufriedenen und Selbstgefälligen zu verlassen. Er muss alle Energie und
Hilfe, alle Entschiedenheit und allen Trost von Christus erbitten. Denn nur
durch sein Wort wird Kirche wieder gesund. Nur im Vertrauen darauf, dass sein
Wort wirkt, was es sagt (Lehrtext), hat es Sinn, an der Erneuerung der Kirche
zu arbeiten. Und die beginnt nicht „oben“ in der Kirchenleitung, nicht in den
Synoden, nicht in den theologischen Fakultäten, sondern „unten“, in den Herzen
der Menschen (Losung), die Gemeinde sind.
Gebet: „Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf
der Sicherheit, dass sie deine Stimme hört, sich zu deinem Wort bekehrt. Erbarm
dich Herr!“ Amen (Lied EG 263 Vers 2)
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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