Losung: Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert
wäre. Jesaja 53,4
Lehrtext: Jesus Christus ist die Versöhnung für unsre
Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen
Welt. 1.Johannes 2,2
Liebe Leserin, lieber Leser,
Verkannt! Fühlen Sie sich / fühlst du dich verkannt in dem,
wie du wirklich bist und was du leistest? Ein bisschen verkannt ist wohl jeder,
denn wer kennt dich schon so genau, dass er wüsste, wer du bist. Aber richtig
weh tut es, wenn du in zentralen Bereichen deiner Person verkannt wirst und man
in dir einen anderen sieht, als du dich siehst. Nur einer kennt dich ganz und
gar, ja sogar besser als du dich selbst: der dich geschaffen hat.
Verkannt war auch der Mann, von dem der Prophet Jesaja im
heutigen Losungswort spricht. Wen der
Prophet damals vor 450 Jahre v. Chr. gemeint hat, gehört zu den großen
Geheimnissen der Bibel. Doch schon die ersten Christen haben diese Worte auf
Jesus bezogen, der stellvertretend für die Vielen Schuld auf sich genommen und
sie mit Gott am Kreuz versöhnt hat. Auch er wurde damals verkannt nicht nur von
den Bischöfen (Hohepriester), Theologieprofessoren (Schriftgelehrte) und
Pfarrern (Priester), nicht nur von den Gebildeten und Angesehenen seinerzeit
(Pharisäer und Sadduzäer). Die meisten von ihnen kannten nur seine schroffe
Seite, seine beißende Kritik am Kirchenbetrieb damals und an Machthabern wie
König Herodes. Jesus wollte sich ihnen gegenüber auch nicht „lieb Kind" machen, um sich nicht vereinnahmen zu lassen
und so seine Sendung zu verraten. Doch er wurde auch von seinen engsten
Freunden, den Jüngern, verkannt. Manche glaubten, er würde der neue König in
Israel werden, der die Römer mit Gewalt aus dem Land jagt. Und keiner von ihnen
hat wirklich verstanden, was es den Gottessohn kosten würde, die Sünden der Welt zu tragen. Dass da einer, der selbst keine Schuld hat, die Schuld der
anderen auf sich nimmt und dafür den Tod in Kauf nimmt – das wollte in ihre Köpfe
nicht hinein und in unsere auch nicht. Wir reden zwar in der Kirche viel davon,
aber was das wirklich bedeutet – wie soll das jemand ermessen, der das nicht
selbst durchlitten hat?
Ja, es gehört zu unserem Menschenleben mit dazu, dass wohl jeder
von uns in mancher Hinsicht immer auch verkannt wird. Die einen werden
hochgejubelt, die anderen zur Hölle gewünscht. Und manchmal passiert das in
unserer Medienwelt ein und derselben
Person wie zum Beispiel dem Ex-Bundespräsident Wulff. Aber wer verkannt wird,
kann zumindest einen kennen, der das versteht: den Mann am Kreuz.
Gebet: Herr, von dir lerne ich den aufrechten
Gang auf einem geraden Weg ohne falsche Rücksicht auf die Meinung anderer. Du
bist dir – und mir – treu geblieben bis zur letzten Konsequenz. Ich will auch
dir treu sein und dir auf deinem Weg folgen. Ob ich das kann? Leicht wird das
nicht, aber du gehst ja mit. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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