Losung: Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem HERRN, und der wird ihm
vergelten, was er Gutes getan hat. Sprüche 19,17
Lehrtext: Der Samariter zog zwei Silbergroschen heraus,
gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich
dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. Lukas 10,35
Liebe Leserin, lieber Leser,
letzte Woche waren wieder mal zwei Frauen aus Rumänien an
der Pfarrhaustür. Natürlich weiß ich sofort, was sie wollen, auch wenn sie noch
gar nichts gesagt haben. Sie halten mir ihre Ausweise entgegen und Fotos von
Kindern. Und dann bitten Sie mit einstudierten Gesten und in einem weinerlichen
Tonfall um Geld. Manchmal knien sie dabei.
Ich habe dabei ein zwiespältiges Gefühl.
Unwillkürlich tauchen Fragen auf wie diese: Gehören die beiden zu einer
organisierten Bettler-Bande? Wo waren sie vor mir schon überall gewesen und wie
viel Geld haben sie da zusammengebracht? Was geschieht wohl mit dem Geld, das
ich ihnen gebe?
Vor vielleicht 14 Tagen habe ich auf Bayern 5 eine Reportage
über solche Menschen gehört, die irgendwo in Niederbayern an einem See hausen.
Dort ist die Meinung in der Bevölkerung über diese zeitweilig „Zugereisten“
geteilt. Der Bürgermeister des nächsten Ortes duldet sie. Ob man ihm dafür bei
der nächsten Wahl einen Denkzettel verpassen wird? Eine Polizistin, die von der
Reporterin des bayerischen Rundfunks interviewt wurde, sagte sinngemäß: ‚Nein,
weitaus die meisten gehören nicht zu organisierten Banden. Das sind wirklich
arme Leute, die daheim in Rumänien zum Teil auf den Müllkippen leben. Sie sehen
im reichen Deutschland die Chance, sich das Los ihres erbärmlichen Lebens ein
bisschen zu erleichtern. Reich wird von denen niemand.‘ An diese Reportage
musste ich denken, als die beiden Rumäninnen vor unserer Haustür standen. Und
dann gab ich ihnen ein paar Euro von den zweckbestimmten Spenden für
Bedürftige.
Ob das richtig war? Ich weiß es nicht. Wie Losung und
Lehrtext heute zeigen, legt mir die Bibel ans Herz, im Zweifel lieber auch einmal
unnötigerweise etwas zu gegeben als überhaupt nicht. Denn das verbietet sich
von selbst: an die Haustür ein Schild zu hängen auf dem steht ‚Betteln
verboten!‘. An die Haustür nicht und vor‘s Herz auch nicht. Ich stelle mir vor,
Gott würde das tun. Dann könnte ich einpacken.
Gebet: Herr, ich danke dir, dass ich bei dir
betteln darf. Du schickst mich nicht wieder leer fort. Darauf vertraue ich. Und
ich danke dir, dass ich in dieser Zeit in diesem Land leben darf. Wo sonst auf
dieser Erde würde es mir denn besser gehen?! Lass mich das zum Anlass nehmen,
barmherziger und großzügiger zu sein zu denen, die auf der Schattenseite leben.
Du bist auch ihr Schöpfer und Vater. Du liebst sie nicht weniger als mich. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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