Losung: Nach dir, HERR, verlanget mich. Mein Gott, ich hoffe auf dich; lass
mich nicht zuschanden werden. Psalm 25,1-2
Lehrtext: Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und
selig zu machen, was verloren ist. Lukas 19,10
Liebe Leserin, lieber Leser,
jetzt frage ich Sie / Dich einfach mal, ob es Dir sonnenklar
ist, worum es Gott im Hinblick auf uns Menschen geht... Was will Gott von Dir,
von mir, von uns allen? Was für eine Antwort hat man Dir als Kind oder als
Jugendlichem auf diese Frage gegeben? Ich fürchte, dass die Antwort oft irgendwie
mit Moral zu tun hatte. Etwa der Art: „Gott will, dass Du ein anständiger
Mensch bist, keine Sünde begehst, die zehn Gebote beachtest, mit einem Wort,
dass Du fromm bist. Dann findet er an Dir Gefallen.“ Wenn Du so etwas gehört
hast und noch immer meinst, dass Gott so sei, dann – und jetzt bin ich einmal etwas
grob und direkt – dann bist Du vielleicht ein Jude, oder ein Moslem, oder
gehörst sonst irgend einer Religion an. Aber Christ bist Du nicht. Und
diejenigen, die so etwas zu Dir gesagt haben, auch nicht.
Es gehört zum absoluten Zentrum des christlichen Glaubens,
dass Gott nicht die Reinen und Gerechten und Frommen am Herz liegen, sondern
die Schmutzigen, die Versager, die Sünder, die Gottlosen. Für sie ist Jesus
geboren worden. Für sie hing er am Kreuz. Für sie ist er auferstanden. Sie, die
Verlorenen, sucht und rettet er (Lehrtext). Das ist mein Glück! Sonst hätte ich
keine Chance. Auch als Pfarrer bin ich nicht gerecht, fromm und rein so wie
sich das der kleine Fritz gern vorstellt. Gerade in meinem Beruf bin ich auf
Gottes Barmherzigkeit besonders angewiesen, weil es leicht sein kann, dass ich
einen anderen Anschein erwecke als den, wie ich als Mensch wirklich bin. Ich
werde jetzt hier keinen Seelen-Striptease machen und „mein Herz auf den Tisch
so hungriger Leut“ legen. Wie's wirklich um mich steht, das geht Gott an, und
niemand sonst. Aber so viel kann ich sagen: Es war für mich eine große
Befreiung, als mir klar geworden ist: Du musst dich vor ihm nicht verstecken,
wenn du etwas falsch gemacht hast oder schuldig geworden bist. Im Gegenteil, du
darfst dann erst recht mit seiner Liebe und Hilfe rechnen. Genau das ist es,
was er von dir will.
Wenn ich als Kind irgendetwas angestellt hatte, habe ich
mich nicht heim getraut aus Angst vor Strafe. Jetzt ist es umgekehrt. Jetzt
suche ich den, der mir vergibt, der mir hilft, der mir den Frieden wiedergibt,
den ich verloren habe. Nach diesem Gott verlangt mich, auf ihn hoffe ich. Er
lässt mich nicht zuschanden werden. (Losung) Und die Meinung der Leute, der
Kollegen, der Vorgesetzten? – Die kann mir gestohlen bleiben.
Gebet: Herr Jesus, Du warst Dir nicht zu schade,
zu den Sündern zu gehen. Du gehst auch heute noch zu denen, die Deine Liebe
brauchen. Das zu wissen, tut mir gut. Darauf verlasse ich mich. Sende Du auch
mich zu denen, die mit ihrem Leben nicht zurechtkommen und die meine Sympathie
brauchen. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen