Losung: Du, HERR,
bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name. Jesaja
63,16
Lehrtext: Gelobt sei
Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen
Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die
Auferstehung Jesu Christi von den Toten. 1.Petrus 1,3
Liebe Leserin, lieber Leser,
man muss schon ein Herz aus Stein haben, wenn man nicht die
Verzweiflung spürt, die aus den Worten der heutigen Losung spricht. Der Prophet
Jesaja klagt im Namen seines Volkes: »Warum setzt du dich nicht mehr mit ganzer
Kraft für uns ein? Schlägt dein Herz nicht mehr für uns? Ist deine Liebe
erloschen? Du, Herr, bist doch unser Vater.
"Unser Erlöser" - so hast du von jeher geheißen.« Und
nicht nur Jesaja damals hat so geklagt. Bis heute sprechen leidgeprüfte
Menschen oft unter Tränen solche Gebete. Und vielleicht haben auch Sie / hast
auch du das eine oder andere Leid erlebt, in dem du von Gottes Liebe nichts
mehr zu spüren meintest. Ob da dann der heutige Lehrtext ein Trost ist? In
einer neueren Übersetzung heißt er: »Gelobt sei Gott,
der Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem grenzenlosen Erbarmen hat er
uns neues Leben geschenkt. Weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist,
haben wir die Hoffnung auf ein neues, ewiges Leben.« Ehrlich gesagt, ich
glaube nicht. Deshalb finde ich auch die Zusammenstellung von Losung und
Lehrtext heute durch die Herrnhuter Brüdergemeine wenig glücklich. Denn wer
verzweifelt ist, weil er Gottes Hilfe in einer konkreten Situation nicht mehr
spürt, lässt sich kaum mit einem Verweis auf die Auferstehung und das ewige
Leben trösten.
Ich meine, dass ein erster Hauch von Gottes Hilfe bereits in
den Worten Jesajas steckt. Die Tatsache, dass der Prophet und nach ihm so viele
andere bis heute sich nicht tief enttäuscht von Gott abgewandt haben und mit
ihm nichts mehr zu tun haben wollten, dass sie vielmehr mit allen möglichen
Worten weiterhin im Gebet mit Gott gesprochen haben, so wie auch Jesus am
Kreuz, - diese Tatsache zeugt von einem großen Gottvertrauen. Denn wer so wie
Jesaja betet, rechnet fest damit, dass Gott ihn hört und seine Not sieht. Der
ist mit seinem Problem schon nicht mehr allein. Der macht es zu Gottes Sache
und nimmt ihn sozusagen in Pflicht. Jesaja appelliert dabei an Gottes Liebe und
Hilfe in der Vergangenheit: »Du bist unser Erlöser von dem Bösen, das warst du
früher so, und darum sollst du auch jetzt so sein!« Für den, der so beten kann,
ist das schon eine erste Hilfe.
Gebet: Himmlischer
Vater, Jesaja und Jesus und so viele andere, die noch in größter Not an dir
festgehalten haben, sollen mir ein Beispiel sein, wenn auch ich einmal großes
Leid erfahre. Dann hoffe ich, dass ich dich mit meinen Worten und Gebeten so
lange bestürmen werde, bis ich wieder deine Hilfe spüre. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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