Losung: Das ganze Volk jauchzte laut beim Lobe des HERRN, weil der Grund
zum Hause des HERRN gelegt war. Esra 3,11
Lehrtext: Sie waren täglich einmütig beieinander im
Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die
Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen
beim ganzen Volk. Apostelgeschichte 2,46-47
Liebe Leserin, lieber Leser,
lange ging das nicht gut mit den ersten Christen, als sie
täglich im Kirchentempel von Jerusalem zusammenkamen, um dort zu beten, von
Jesus zu erzählen und Gott zu loben. Erst wurden sie von den Funktionären des
Religionsbetriebs misstrauisch beäugt, dann hinausgeworfen, dann verfolgt.
Einer der Hauptgründe war, dass diese Christengruppe von den kirchlichen
Ordnungskräften nicht mehr zu kontrollieren war. Diese Menschen brauchten
keinen Hohenpriester mehr mit einem komischen Hut auf dem Kopf, keine
schriftgelehrten Theologieprofessoren, keine Beamtenpfarrer, kein jüdisches
Gesetz, keine Opfertiere, keine starren Rituale, keine pharisäischen Moralprediger
und Sittenwächter… Stattdessen hatten sie ihre Glaubensfreude, ihre Liebe zum
Herrn und untereinander, ihre eigenen Lieder und Gebete, ihre ganz persönliche,
vertrauensvolle Verbindung zu Jesus Christus und Gott. Darum brauchten sie auch
bald den Tempel nicht mehr, denn sie hatten ihre Häuser, ihre Wohnungen oder
die freie Natur, wo sie Gottesdienst feierten.
Doch lange ging auch das nicht gut, bis der erste von ihnen
sich einen komischen Hut aufsetzte und sagte „Ich bin jetzt Bischof!“ Und allmählich kam der ganze
Religionsbetrieb wieder zurück. Doch diesmal nicht mit jüdischen, sondern mit
christlichen Vorzeichen. Heute wenden sich in unserem Land alljährlich
Hunderttausende von einer Kirche ab, die ihnen zwar Steuern abnimmt, aber außer
Ritualen wenig mehr zu geben hat, die super organisiert, juristisch
durchreguliert und effizient verwaltet ist, wo du aber Glaubensfreude und
Begeisterung mit der Lupe suchen musst und wenig zu hören ist vom Lob Gottes,
das aus einem ‚lauteren Herzen‘ kommt (Lehrtext).
Schade eigentlich.
Okay, ich kenne alle Einwände, die jetzt gegen diese Sätze
vorgebracht werden. Ich hatte ein Berufsleben lang Zeit, darüber nachzudenken
und verschiedene Wege zu gehen, die sich meines Erachtens als wenig zielführend
herausgestellt haben. Mir ist klar geworden: Alles beginnt mit dir, mit dem einen Menschen, der zum Glauben kommt,
manchmal durch Mitarbeiter der Kirche, manchmal ohne oder sogar gegen sie. Doch
damit dann dein Glaube wachsen und blühen kann, brauchst du andere, mit denen
du zusammen Gott loben, beten und sein Wort aus der Bibel hören kannst. Das
kann in einer Kirche sein oder in einer Glaubensgemeinschaft oder in einem
Hauskreis. Die entscheidende Frage ist nicht, welcher Konfession du angehörst,
sondern ob du eine gesunde Gemeinschaft findest, in der du ein froher Mensch
sein kannst, der unverkrampft und frei seinen Glauben lebt, der Gott mit Jesus
in den Höhen und Tiefen seines Lebens lobt und an andere die Liebe weitergibt,
die er selbst von ihm empfangen hat.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du eine solche lebendige
Gemeinschaft oder auch Gemeinde findest, die nicht beklemmend gesetzlich und
hierarchisch ist, in der nicht kleinbürgerliche Moral oder Wissenschaftsangst herrschen,
sondern das befreiende Evangelium von Jesus. Und ich beglückwünsche dich, wenn
du schon fündig geworden ist.
Gebet: Herr, entfache aufs Neue die Begeisterung
für dich in meinem Herzen. Bewahre mich vor Gleichgültigkeit wie vor Verfolgung.
Schenke mir Freude am Glauben und stärke mich in der Liebe zu dir und meinen
Mitmenschen. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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